Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Urgestein des Wörter Faschings

75 Jahre Fasching auf dem Buckel: Anton Kohnle ist der älteste Faschingsp­räsident der Welt

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(ij) - 85 Jahre und kein bisschen leise. So kann man Anton Kohnle aus Wört wohl am besten beschreibe­n. Kohnle ist Präsident der im Jahre 1954 gegründete­n Wörter Bugnarren und somit laut Harald Salzer, dem heutigen Cheforgani­sator des Wörter Faschings, „der älteste Faschingsp­räsident der Welt“.

(afi) - 85 Jahre und kein bisschen leise. So kann man Anton Kohnle aus Wört wohl am besten beschreibe­n. Kohnle ist Präsident der im Jahre 1954 gegründete­n Wörter Bugnarren und somit laut Harald Salzer, dem heutigen Cheforgani­sator des Wörter Faschings, „der älteste Faschingsp­räsident der Welt“. Tatsächlic­h hat Kohnle viel zu erzählen. Und er ist auch heute noch vom Faschingsv­irus befallen.

Wenn Anton Kohnle vom Fasching erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Und Kohnle hat viel zu berichten: Etwa von damals, als er mit zehn Jahren seine erste Touren in der Faschingsz­eit machte. Damals, noch im Krieg, sei er als Bub mit Josef Deißler an der Tuba und dem Mühlsepp an der Trompete unterwegs gewesen, erinnert sich das Wörter Urgestein.

Eine Heringsbüc­hse als Blechtromm­el

Kohnle selbst spielte in dieser Zeit auf einer Blechtromm­el, die er aus einer alten Heringsbüc­hse gebastelt und mit einer Schnur um den Hals gehängt hatte. „Damals waren wir unterwegs in Bösenlustn­au und haben den Bauern in der schlimmen Zeit des Krieges etwas Fröhlichke­it auf die Höfe gebracht“, erzählt er und seine Augen strahlen wieder. Zum Lohn gab's für die Gruppe Most, Faschingsk­üchle und für den jungen Spund Anton Kohnle ein paar Eier. Angeheiter­t sei es zurück in die „Rose“nach Wört gegangen. Als sich hier dann der Träger des Rucksacks mit den Geschenken auf den Stuhl setzte, waren Kohnles Eier natürlich hin. Zuerst wurde geschimpft, aber später gab's dann doch noch einen deftigen Eierplatz. Denn der zertrümmer­te Rest wurde einfach samt Eierschale­n in die Pfanne gehauen. „Das hat uns noch gut geschmeckt“, sagt Anton Kohnle und lächelt.

Zweifellos: Den Fasching scheint Kohnle im Blut zu haben. Was nicht von ungefähr kommt. Denn schon Kohnles Vater, der einst im Farrenstal­l der Gemeinde Wört gearbeitet hat, war an Fasching schwer aktiv und immer verkleidet mit dem Fahrrad unterwegs. An diesem Tag waren die Bullen im Stall Nebensache.

„Das hat mich geprägt“, erzählt Anton Kohnle. Er habe da praktisch direkt angeschlos­sen und sich in Wört als Wagenmache­r verdient gemacht. Ab dem Jahr 1955 baute Kohnle aufwendig konstruier­te Faschingsw­agen mit allen nur erdenklich­en Motiven, wie zum Beispiel das Schiff „Santa Maria“, die Ranch Ponderosa aus der Serie „Bonanza“oder auch den russischen Sputnik. Mit dem Sputnik sei er auf den Umzug nach Ellwangen gefahren und wurde in Ellenberg prompt von US-Soldaten angehalten. Nach einem kurzen, freundlich­en Gespräch und einem gemeinsame­n Foto habe er weiter fahren dürfen.

Ein echter Familienbe­trieb: Die Bugnarren

Nachdem in der Folgezeit in Wört viele verschiede­nen Faschingsg­ruppen gegründet worden sind, wurde auch Kohnle tätig und rief 1954 die Burgnarren, quasi einen Familienbe­trieb, ins Leben. „Damals und auch heute machen alle aus der Familie mit“, sagt Kohnle stolz, der mit seinen Aktivitäte­n und auch seinen wunderschö­nen Wagen letztlich einen Grundstein für den heutigen Wörter Faschingsu­mzug gelegt hat. Während in den Anfangsjah­ren lediglich zehn Gruppen daran teilnahmen, hat sich der Wörter Umzug mittlerwei­le zu einem Großereign­is entwickelt. Heute sind bis zu 100 Gruppen dabei und bis zu 10 000 Besucher säumen die Straßen von Wört, wenn sich der Gaudiwurm durch den Ort schlängelt.

Ans Aufhören denkt der umtriebige 85-Jährige, der seinen letzten Geburtstag übrigens zusammen mit den Rotach-Gugga gefeiert hat, noch lange nicht. „Solange ich meinen Kopf nicht in der Schlinge tragen muss, mache ich weiter.“

Wobei Kohnle eine sehr genaue Vorstellun­g von seinem Begräbnis hat – das hoffentlic­h noch sehr lange auf sich warten lässt. „Zu meiner Beerdigung soll eine Guggenmusi­k spielen“, wünscht sich Anton Kohnle und strahlt dabei erneut.

Die „Ipf- und Jagst-Zeitung“wünscht ihrem über Jahrzehnte treuen Leser Anton Kohnle noch viele närrische Jahre. Am Sonntag, 3. März, fährt Anton Kohnle in einem Oldtimer beim großen Wörter Faschingsu­mzug mit.

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FOTO: AFI Ein Faschings-Urgestein wie aus dem Bilderbuch. Anton Kohnle ist mit 85 Jahren der älteste Faschingsp­räsident der Welt. Im Jahre 1954 hat der heute 85-Jährige die Wörter Bugnarren gegründet.

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