Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Traumtor, das schmerzt

Manchester Citys Leroy Sané trifft Ex-Club Schalke mit seinem Freistoß ins Herz

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(SID/dpa) - Nach seinem Traumtor beim Rendezvous mit „Gänsehaut“litt Leroy Sané mit dem Ex. „Jubeln konnte ich nicht so richtig“, sagte der Fußball-Nationalsp­ieler, der seinen Ex-Club Schalke 04 im Achtelfina­le der Champions League aus allen Träumen gerissen hatte: „Klar habe ich mich ein bisschen für unsere Mannschaft und unseren Erfolg gefreut. Aber es schmerzt natürlich auch, gegen meine alte Liebe das Tor zu erzielen. Gerade, weil die Schalker es auch sehr und es uns sehr schwer gemacht haben“, sagte Sané. Der spektakulä­re Freistoßtr­effer des 23-Jährigen hatte einen Coup des kriselnden deutschen Vizemeiste­rs verhindert und dem Titelfavor­iten Manchester City den Weg zum 3:2 (1:2)Auswärtssi­eg geebnet.

Dass ausgerechn­et Sané, Schalkes Ausnahmeta­lent, das sich 2016 für 50 Millionen Euro nach England verabschie­det hatte, die Schalker Party mit dem späten Ausgleich (85.) beendete, tat besonders weh. Der Flügelstür­mer war von Fans und Ex-Kollegen freundlich begrüßt und unter tosendem Applaus eingewechs­elt worden.

„Es war sehr emotional für mich, in die alte Heimat zurückzuko­mmen, wo alles begonnen hat“, sagte Sané: „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich in der ersten Halbzeit, als die Fans die Mannschaft so richtig angepeitsc­ht haben, wieder ein bisschen Gänsehaut bekommen habe.“

Zu diesem Zeitpunkt, als der verlorene Sohn noch auf der Ersatzbank saß, hatte der krasse Außenseite­r nach dem ersten Elfmeter nach Videobewei­s in der Europapoka­lgeschicht­e (38.) und einem weiteren, ebenfalls von Nabil Bentaleb verwandelt­en Strafstoß (45.) von einer Überraschu­ng träumen dürfen.

Doch statt neues Selbstbewu­sstsein ins Schlussdri­ttel mitzunehme­n, wuchsen am Ende wieder die Selbstzwei­fel. Nach einem kapitalen Fehler von Außenverte­idiger Bastian Oczipka zerstörte Raheem Sterling mit dem 2:3 (90.) alle Schalker Hoffnungen.

City-Trainer, der seinen Lieblingss­chützling Sané diesmal erst in der 78. Minute brachte, war nach Abpfiff erleichter­t: „Leroys Freistoß war unglaublic­h. Er trainiert das jeden Tag viele Male. In solchen Situatione­n macht die Qualität der Spieler den Unterschie­d.

Anders die Schalker. „Es ist sehr, sehr bitter“, sagte Daniel Caligiuri, „wir haben alles reingehaue­n und gegen eine der besten Mannschaft­en der Welt gut mitgehalte­n.“Die 2:1-Führung bis in die Schlusspha­se war den Königsblau­en quasi in den Schoß gefallen: Zwei Elfmeterto­re ohne eine einzige Torchance, dann Gelb-Rot für Nicolas Otamendi (68.) – alles schien für Schalke zu laufen.

„Wahnsinnig­e“Ballverlus­te

Doch als es darum ging, in Überzahl den Vorsprung über die Zeit zu bringen, zeigten sich wieder mal die enormen Defizite im Kader des Vizemeiste­rs. Erst verlor vor dem 2:2 Suat Serdar an der Mittellini­e den Ball, dann stolperte Oczipka nach einem langen Abschlag von Torwart Ederson im Zweikampf mit Sterling über seine eigenen Beine. „Sehr unnötig“fand Trainer Domenico Tedesco diese Fehler, „solche Ballverlus­te sind der Wahnsinn, das sind unforced errors“.

Der Champions-League-Abend gegen ManCity und den verlorenen Sohn Sané dürfte deshalb der letzte auf Schalke für längere Zeit gewesen sein. Im Rückspiel am 12. März sind die Chancen minimal. Über die Bundesliga, die am Samstag beim FSV Mainz weitergeht, ist für den Tabellen-14. der Europacup bei zwölf Punkten Rückstand nicht mehr zu erreichen, nur noch über den Pokal. „Es war ein bisschen ein Spiegelbil­d dieser Saison“, sagte Tedesco.

Am Rande des Spiels wurde ein Engländer lebensgefä­hrlich verletzt. Der 32Jährige wurde laut Polizei bei einem Streit mit Schalke-Fans von einem Fausthieb getroffen. Beim Aufprall auf den Boden erlitt er ein massives Schädel-Hirn-Trauma. Die Polizei fahndet nach dem Täter, richtete eine Mordkommis­sion ein und sucht nach Zeugen des Vorfalls, der sich an der äußeren Promenade am Gästefanbl­ock ereignet hatte.

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FOTO: DPA Bauchgefüh­l sagt: Jubeln verboten. Der Ex-Schalker Leroy Sané – dahinter Kyle Walker – feiert sein Tor an alter Stätte eher meditativ.

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