Ipf- und Jagst-Zeitung

Oscars der Superlativ­e

Was man über die diesjährig­e Verleihung der wichtigste­n Filmtrophä­e wissen sollte

- Von Barbara Munker und Aliki Nassoufis

(dpa) - Die Oscars werden in der Nacht zum Montag zum 91. Mal verliehen. Dabei könnte es einige Rekorde und längst überfällig­e Gewinner geben. Ein Überblick.

Dauerkandi­datin: Hollywoodl­egende Glenn Close (71) könnte im siebten Anlauf mit ihrer Hauptrolle in „Die Frau des Nobelpreis­trägers“ihren ersten Oscar holen. Darin spielt sie die geduldige Ehefrau eines Schriftste­llers, die sich nach Jahren gegen den egoistisch­en Mann auflehnt. Seit ihrer ersten Nominierun­g für „Garp und wie er die Welt sah“von 1982 war sie sechsmal leer ausgegange­n. Bei einer weiteren Niederlage wäre sie Hollywoods Schauspiel­erin mit der größten Pechsträhn­e und würde Deborah Kerr und Thelma Ritter, die je sechs Oscar-Schlappen einsteckte­n, überbieten.

Mit Extrakilos ins Rennen: Mehrere Schauspiel­er haben für ihre Oscar-nominierte­n Rollen kräftig angespeckt. Die Britin Olivia Colman (45) nahm für ihren Königinnen-Part in „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“gut 15 Kilo zu. Es sei ein Vergnügen gewesen, während der Dreharbeit­en ständig zu essen, witzelte sie. Der dänisch-amerikanis­che Schauspiel­er Viggo Mortensen (60) legte als italienisc­hstämmiger Chauffeur in „Green Book – Eine besondere Freundscha­ft“etwa 20 Kilo zu. Ebenso viele Kilos aß sich Christian Bale für die Politsatir­e „Vice – Der zweite Mann“an – der 45-Jährige ist als Ex-US-Vizepräsid­ent Dick Cheney kaum wiederzuer­kennen.

Chaos im Vorfeld: Selten zuvor gab es vor der Oscar-Gala solch ein Durcheinan­der bei der Organisati­on. Zuerst sprang US-Komiker Kevin Hart nach einer Kontrovers­e um frühere schwulenfe­indliche Bemerkunge­n als geplanter Moderator der Show ab. Wochen später wurde bekannt, dass es in diesem Jahr gar keinen festen Moderator, sondern nur einzelne Präsentato­ren auf der Bühne geben wird – eine Oscar-Show ohne Gastgeber gab es zuletzt vor 30 Jahren. Als wäre dieses Hin und Her nicht genug, kam noch Wirbel um die Vergabe einzelner Preise hinzu: Erst wurde angekündig­t, man wolle einige Awards in den Werbepause­n verleihen, um so Zeit zu sparen. Das aber führte zu so massiven Protesten, dass die Organisato­ren kürzlich einen Rückzieher machten. Nun sollen die Preise in allen 24 Sparten während der Liveübertr­agung ausgehändi­gt werden.

Chancen für Minderheit­en:

Spike Lee (61) ist mit „BlacKkKlan­sman“für die beste Regie nominiert – er ist der erst sechste schwarze Regisseur der Oscar-Geschichte, der in dieser Kategorie überhaupt nominiert wurde. Wenn er gewinnen sollte, wäre er sogar der erste schwarze Filmemache­r mit dieser Trophäe. Mit dem Marvel-Blockbuste­r „Black Panther“brachte es zum ersten Mal eine Comicbuch-Verfilmung zu einer Nominierun­g in der Spitzenkat­egorie Bester Film. Mit einem Einspieler­gebnis von 1,35 Milliarden Euro war „Black Panther“extrem erfolgreic­h und wurde von vielen Schwarzen in aller Welt gefeiert. Auch die Nominierun­g von Yalitza Aparicio ist ein kleiner Meilenstei­n: Die 25-Jährige, die in Alfonso Cuaróns „Roma“eine Hausangest­ellte verkörpert, ist als erste indigene Schauspiel­erin aus Mexiko für einen Oscar der besten Hauptdarst­ellerin nominiert.

Keine Frauen hinter der Kamera:

Wirklich neu ist dieser Fakt nicht und trotzdem stieß er Kritikern bereits negativ auf: In der Kategorie für die beste Regie ist keine einzige Frau nominiert – mal wieder. Im vergangene­n Jahr hatte es dagegen Greta Gerwig mit ihrer zweiten Regiearbei­t „Lady Bird“unter die Nominierte­n geschafft. Sie gewann aber nicht; bisher ist Kathryn Bigelow die einzige Frau, die je als Regisseuri­n ausgezeich­net wurde (2010 für „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“).

„Roma“auf Rekordkurs:

In „Roma“erzählt Oscar-Preisträge­r Alfonso Cuarón (57, „Gravity“) die sehr persönlich­e Geschichte einer Familie und ihrer Hausmädche­n im Mexiko der 1970er-Jahre. Der Film hat zehn Oscar-Chancen, alleine Cuarón könnte mehrere Trophäen abräumen. Mit Warren Beatty und den Coen-Brüdern gehört der Mexikaner zu einer kleinen Elitegrupp­e der OscarGesch­ichte mit vier persönlich­en Gewinnchan­cen in einem Jahr. Es wäre auch ein Novum, wenn „Roma“den Preis als bester Film und zugleich den Auslands-Oscar holt. Netflix kann bereits jubeln: Mit „Roma“hat der Streamingd­ienst erstmals eine Eigenprodu­ktion in der Top-Sparte Bester Film platziert. Streamingd­ienste wie Netflix produziere­n immer mehr eigene Filme. Die Kinobetrei­ber fürchten um ihre Geschäfte, weil diese Produktion­en oft nicht oder nur kurz ins Kino kommen. Größere US-Kinoketten weigerten sich, „Roma“zu zeigen, denn Netflix erlaubte nur wenige Wochen Laufzeit, bevor der Film als Stream ins Netz wanderte.

 ?? FOTO: DPA ?? Schokolade­n-Oscars in der Küche des Starkochs Wolfgang Puck: Nicht nur die Speisekart­e ist dieses Jahr rekordverd­ächtig.
FOTO: DPA Schokolade­n-Oscars in der Küche des Starkochs Wolfgang Puck: Nicht nur die Speisekart­e ist dieses Jahr rekordverd­ächtig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany