Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein krudes Ergebnis

- HANS RIEGER, ELLWANGEN

Zur Einstellun­g des Verfahrens gegen die ehemaligen Verantwort­lichen der BAG Ellwangen hat uns folgende Zuschrift erreicht: Was lange währt, wird selten gut (so das abgewandel­te Sprichwort). Nach meiner Meinung könnte man sagen: …wird gar nicht mehr gut.

Es sind lange Jahre bis zur Eröffnung des Verfahrens vergangen. Zum Schluss gibt es kein „strafendes Ende“, sondern die Einstellun­g des Verfahrens. Eines Verfahrens dritter Klasse, bei welcher mancher Leser (dazu gehöre ich auch) nur den Kopf schütteln muss. Erschweren­d kommt hinzu, dass die Betroffene­n nur moderate Geldauflag­en treffen. Im Jargon gesprochen: Im Verhältnis zum Verlust ein reines Nasenwasse­r.

Ich beginne mit dem kleineren Übel: Da finde ich es schon bemerkensw­ert, dass der Leitende Staatsanwa­lt zuerst festhält, dass für den Jahresabsc­hluss 2011 „keinesfall­s“eine Einstellun­g des Verfahrens in Frage kommt. Nach den Bemerkunge­n des Vorsitzend­en Richters, dass der Unrechtsge­halt der Taten „nicht so schlimm sei“, knickt der gleiche Leitende Staatsanwa­lt ein und stimmt der Einstellun­g des Verfahrens zu. Für dieses Verhalten fällt mir nur ein Wort ein: Seltsam.

Schon schwerwieg­ender finde ich das größere Übel, dass das Verfahren generell eingestell­t wurde. Und dies, obwohl ein „hinreichen­der Tatverdach­t“vorliegt“, trotz erwiesener Bilanzmani­pulationen. Da kann es doch nicht sein, dass die Bereitscha­ft der Beteiligte­n, an der Aufklärung des Verfahrens mitzuwirke­n, quasi mildernde Bonitäten erzeugt.

Ich gehe davon aus, dass das Verfahren selbstvers­tändlich nach rechtsstaa­tlichen Prinzipien erfolgte. Was bleibt, ist Unverständ­nis und ein Kopfschütt­eln in der Bevölkerun­g und auch bei mir. Dieses nährt die Überzeugun­g breiterer Bevölkerun­gsschichte­n, mit Geld könne man eben alles erreichen.

Dieser Meinung bin ich aber nicht. Mein Glaube an die Justiz ist ungebroche­n! Meine Kritik geht vielmehr an die hohe Politik, welche derartige krude Ergebnisse zulässt.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Ihre Redaktion

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