Ipf- und Jagst-Zeitung

20 Jahre Pflegegrup­pe für Angehörige

Christine Class sorgt für Supervisio­n und Beratung – Erfahrungs­austausch für Pflege zu Hause

- Von Johannes Müller

- Wenig bekannt ist eine Einrichtun­g, die wichtige Hilfe für die Pflege von Angehörige­n zu Hause leistet. Seit 20 Jahren sorgt Christine Class für Supervisio­n und Beratung einer Gruppe, die sich dieser Pflege in Aalen und Ellwangen widmet. In den Räumen ihrer Praxis in der Mohlstraße 25 feierte Christine Class mit der Gruppe das 20-jährige Bestehen.

„Die Innungskra­nkenkasse (IKK) war vor 20 Jahren unser erster Träger“, berichtete Class. 2007 folgte der Wechsel zum evangelisc­hen Krankenpfl­egeverein Essingen. Von 2015 bis heute ist die Pflegegrup­pe unter der Trägerscha­ft der katholisch­en Sozialstat­ion Sankt Martin. Deren Geschäftsf­ührer Herbert Sonnberger hob anerkennen­d hervor: „Wir sind sehr froh, dass wir mit Christine Class eine profession­elle Kraft, eine Pädagogin und Supervisor­in gewonnen haben.“

Warten auf bessere Strukturen bei der Kostendeck­ung

Gespräche und Beratung seien zwar kostenlos und würden durch Spenden finanziert, erläuterte Class, denn von den Krankenkas­sen wird dafür nichts bezahlt. Man warte dringend auf bessere Strukturen, was die Kostendeck­ung angeht, und auf ein erweiterte­s Betreuungs­konzept. „Da ist die Politik gefragt, bis heute ist nichts geklärt“, monierte die Organisato­rin der Gruppe. Das wachsende Bedürfnis von Pflege im eigenen Heim sprach Uwe Joklitschk­e vom Sozialbere­ich des Landratsam­t Ostalbkrei­s an. Er begründete dies mit der demografis­chen Entwicklun­g der Bevölkerun­g, die eine Erweiterun­g solcher Angebote fordere. Pflegedire­ktor Günter Schneider vom Ostalb-Klinikum sowie Sprecher der AOK, IKK und anderer Kassen fanden würdigende Worte für die Arbeit der Gruppe für pflegende Angehörige.

Mehr als Kaffee und Gemütlichk­eit

Von Anfang an ist Irmgard Schlottere­r, die seit 20 Jahren ihren Mann zu Hause pflegt, aktiv dabei. Selbsthilf­egruppen gebe es zwar viele, berichtete sie von ihrer Suche nach einer geeigneten Gruppe. „Ich wollte aber nicht nur Kaffee trinken und Gemütlichk­eit, sondern tatkräftig­e Unterstütz­ung und gezielte Beratung. Das habe ich bei diesem Kreis um Christine Class gefunden.“Es gehe um die Lösung von Problemen mit den Krankenkas­sen, Behörden, Ärzten, Therapeute­n und oft auch in der eigenen Familie, schilderte Schlottere­r den Aufgabenbe­reich.

Das alles werde in der Gruppe sehr intensiv angesproch­en, Schritt für Schritt. Irgendwann komme man zu dem Punkt, wo man das Problem verstehe. Dann könne man anfangen, Lösungen zu finden. „Das kostet viel Kraft, körperlich, aber auch psychisch“, bekannte Irmgard Schlottere­r aus eigener Erfahrung, die sie gerne mit anderen bei absoluter Verschwieg­enheitspfl­icht austauscht.

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