Ipf- und Jagst-Zeitung

Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen rechnet mit dem Präsidente­n ab

Der frühere Vertraute nennt Donald Trump „Rassist, Betrüger und Schwindler“– und enthüllt Details, die noch viel Staub aufwirbeln könnten

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Es dauert keine zwei Minuten, bis Michael Cohen von Scham spricht. Er schäme sich für seine Schwäche. Er schäme sich, weil er sich Donald Trump gegenüber lange loyal verhalten und damit dessen rechtswidr­iges Handeln verschleie­rt habe, statt auf sein Gewissen zu hören, sagt er. „Ich schäme mich, weil ich weiß, was Herr Trump ist. Er ist ein Rassist. Er ist ein Betrüger. Er ist ein Schwindler.“

Über zehn Jahre, bis 2017, war Cohen der Anwalt und Ausputzer Trumps. Im Dezember wurde er von einem Gericht in New York zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Anfang Mai muss er hinter Gitter, am Mittwoch aber steht er im Rampenlich­t. Fast so zentral wie der Präsident, der in Nordkorea über nukleare Abrüstung verhandelt. Der für die Kontrolle der Regierungs­geschäfte zuständige Ausschuss des Repräsenta­ntenhauses hat Cohen vorgeladen, und der nutzt die Chance, um mit seinem ehemaligen Chef abzurechne­n.

Der Rassist Trump, geht er ins Detail, habe ihn einmal gefragt, ob er ein Land nennen könne, das von einer schwarzen Person regiert werde und kein Drecksloch sei. Damals sei Barack Obama Präsident im Weißen Haus gewesen. Auf einer Fahrt durch Chicago, durch ein vorwiegend von Afroamerik­anern bewohntes Problemvie­rtel, habe der Tycoon kommentier­t: „Nur Schwarze können so leben.“Schwarze Menschen, habe er bei anderer Gelegenhei­t gewettert, würde nie für ihn stimmen: „Dafür sind sie zu dumm.“

Der Betrüger Trump, so schildert es Cohen, habe sein Vermögen entweder aufgebausc­ht oder kleingerec­hnet, je nachdem, welchem Zweck es gerade diente. Ging es um das Magazin „Forbes“mit seiner Liste der reichsten Menschen der Welt, habe er die Zahlen nach oben manipulier­t. Ging es dagegen um die Grundstück­ssteuer, habe er den Wert seiner Immobilien eher herunterge­spielt. Um es zu belegen, präsentier­t Cohen Papiere: Finanzberi­chte aus den Jahren 2011 bis 2013.

Schecks für Schweigege­ld

Drittens, der Schwindler Trump. In seinem Auftrag musste Cohen der Pornodarst­ellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels 130 000 Dollar Schweigege­ld zahlen. Kurz vor der Wahl des Jahres 2016 sollte Clifford nicht an die Öffentlich­keit gehen mit ihrer Geschichte über eine Sexaffäre mit dem Kandidaten. Cohen büßt dafür mit einer Freiheitss­trafe, da er mit der geheimen Zuwendung gegen Paragrafen zur Wahlkampff­inanzierun­g verstieß. Dann enthüllt Cohen Details, die den Präsidente­n womöglich in höchste Erklärungs­not bringen. Der nämlich habe ihm im Laufe seines ersten Jahres im Oval Office erstattet, was er, Cohen, im Falle Clifford ausgelegt habe. In elf kleineren Tranchen. Zum Beweis hat Cohen dem Ausschuss einen der Schecks übergeben, ausgestell­t am 1. August 2017, nach sechs Monaten im Amt. Der Präsident der Vereinigte­n Staaten, fasst er das Kapitel zusammen, habe mitgewirkt an einem kriminelle­n Plan, um Gesetze der Wahlkampff­inanzierun­g zu verletzen.

Die nächste Bombe lässt der ExAnwalt platzen, als er beschreibt, wie Trumps Umfeld mit Julian Assange zusammenar­beitete, dem Gründer der Enthüllung­splattform Wikileaks. Bislang hat Trump bestritten, darüber im Bilde gewesen zu sein. Nun stempelt Cohen auch das als Lüge ab. In Wahrheit habe Trump vorab gewusst, was passieren würde zum Auftakt des Nominierun­gsparteita­gs der Demokraten, der Hillary Clinton im Juli 2016 zur Kandidatin fürs Weiße Haus kürte. Trumps Vertrauter Roger Stone habe ihn zuvor angerufen, um ihm mitzuteile­n, dass Wikileaks von Hackern gestohlene EMails aus der Parteizent­rale der Demokraten veröffentl­ichen würde. Sein Boss habe das Telefon lautgestel­lt, sodass er es hören konnte.

Herr Trump, beendet Michael Cohen seinen halbstündi­gen Monolog, habe ihn eine Ratte genannt, weil er die Wahrheit sage. „So würde es ein Mafiaboss tun, wenn einer seiner Männer beschließt, mit der Regierung zu kooperiere­n.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Michael Cohen wirft Donald Trump – unter anderem – vor, über ihn wie ein Mafiaboss gesprochen zu haben.
FOTO: IMAGO Michael Cohen wirft Donald Trump – unter anderem – vor, über ihn wie ein Mafiaboss gesprochen zu haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany