Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Rathaus-Mafia ist abgesetzt

Hunderte von Bürgern kommen zum Rathausstu­rm – Römische Legionäre scheitern mit ihrer Kriegsführ­ung

- Von Verena Schiegl

(an) - Die Bürger von Aalen können aufatmen. Die Schlacht ums Rathaus ist gewonnen, die Obrigkeit entmachtet. Auf Eis liegen die Machenscha­ften der Wohnungsba­uMafia, von Bürgermeis­ters Wolfgang Steidle und dem Kopf der RathausGan­g, Thilo Rentschler.

- Die Bürger der Stadt Aalen können aufatmen. Die Schlacht ums Rathaus ist gewonnen, die Obrigkeit ist entmachtet. Bis Faschingsd­ienstag um Mitternach­t gelten die Narrengese­tze in der Kreisstadt. Bis dahin auf Eis liegen auch die Machenscha­ften der Wohnungsba­u-Mafia, des Politessen-Generals Karl-Heinz Ehrmann, des bauwütigen, aber nichts fertig bringenden Bürgermeis­ters Wolfgang Steidle und des Kopfes der RathausGan­g, OB Thilo Rentschler.

Die Strategie der Stadtverwa­ltung, den Betonbunke­r als römische Legiönäre zu verteidige­n, ist nicht aufgegange­n. Und so mancher Römer würde sich angesichts der undurchdac­hten Kriegsführ­ung im Grabe herumdrehe­n, die es der Aalener Fasnachtsz­unft (AFZ), unterstütz­t von den Unterkoche­ner Bärenfange­r und den Oschtalb Ruassgugga, ein Leichtes machte, den Betonbunke­r einzunehme­n.

Bereits wenige Minuten, bevor die Kanoniere und in ihrem Schlepptau Meckergoiß­a, Elferrat und Co. den oberen Marktplatz erreichten, kündigten Kanonensch­läge und viel Täterätä den Aufmarsch der närrischen Horde zur Stadtburg an. Die Bombardier­ung der Narren mit auf den Zinnen der Rathausfes­tung positionie­rten Kanonen, deren Knall für die Ohren vieler Bürger nahezu unerträgli­ch war, war nutzlos. Auch das Bewerfen mit Bonbons und Gummibäche­n konnte den Angriffswi­llen der Narren nicht stoppen. Für die Infanterie war es ein Kinderspie­l, den Betonbunke­r zu kapern.

Bürgermeis­ter Ehrmann erleidet bereits im Vorfeld schwere Verluste

Während Hunderte von Bürgern – angesichts des bombastisc­hen Wetters dreimal so viel wie die Jahre zuvor – auf die Anklage der Stadtobrig­keit im Freien warteten, marschiert­en die Narren in Richtung OB-Büro. Ob sie den Betonbunke­r in diesem Jahr nach Thilo Rentschler absuchen müssen oder er bereitwill­ig hinter seinem Schreibtis­ch sitzt, war unklar. Klar war indes das Ziel: die Stadtkasse mit den bezahlten Steuergeld­ern an sich zu nehmen.

Zur Beschwicht­igung der Narren und um ihnen die Ankunft des OBs zu versüßen, gab es in dessen Vorzimmer Fasnachtsg­ebäck und Sekt. Auf letzteren verzichtet­e ein Mädchen der RotWeißen Garde der AFZ, weil sie noch für eine Deutschprü­fung lernen müsse. Dann kam auch endlich Thilo Rentschler. Im Gegensatz zu seinen Getreuen, Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann, der bereits in Form einer abgeschnit­tenen Krawatte schwere Verluste erlitten hatte, und dem Ersten Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle, trug er allerdings kein römisches Gewand, sondern seinen obligatori­schen Anzug. „50 Jahre lang habt ihr geübt und den Rathausstu­rm heute perfekt gemacht“, sagte Rentschler anlässlich des 50-jährigen Bestehens der AFZ in Richtung der Gegner.

Doch alles Süßholzras­peln half nichts. Gemeinsam mit Steidle, Ehrmann und Stadtkämme­rin Daniela Faußner wurde der OB in der Narrengeig­e zur Anklageban­k auf der Bühne vor dem Rathaus geführt. Auf dieser sprach Hannsi Gässler, Präsident der AFZ, das aus, was vielen Bürgern auf der Zunge liegt. „Den Meister Wolfgang, wer hätt’s ihm zugetraut, den kennt man, wenn man hier was baut. Doch wär es auch schön, ja bitte sehr, wenn auch amol was fertig wär. Man plant Jahrzehnte, was man nur ka, doch net mal nen Bahnüberga­ng brenget ihr na. Ond was uns stört auch – ungeheuer – neuer Wohnraum isch emmer zu teuer. Manch schlimme Folgen sieht man au von der Mafia bei der Wohnungsba­u.“

Sein Fett abbekommen hat auch Ehrmann: „Uns Bürgern wird er oft zur Qual, der Politessen-General. Auch für Fahrer wird’s oft bitter, triffst Du auf sein Blitzgewit­ter.“Auch für den Notstand an Erzieherin­nen hatte Gässler eine Lösung parat. „Sein (Ehrmanns) Zimmer ist hier wohlbekann­t, wird als Narren Kindi umbenannt. Und er muss in der Fasnachtsz­eit die Kinder hüten zu unserer Freud.“

Trotz Sport Arroganz (Allianz) andere Vereine nicht vergessen

In Richtung OB Rentschler polterte Gässler: „Endlich haben wir vor Ort die große Arroganz (Allianz) beim Sport. Der Thilo hat sie auch gewollt, damit auch hier der Rubel rollt. Skrupel kennt man dabei keine, doch Aalen hat fast 200 Vereine.“

Weniger hart ins Gericht ging Gässler mit der Stadtkämme­rin Daniela Faußner., die den Narren nur die Stadtkasse zum Feiern überlassen musste. „Unsere schöne Dani verschon ich gern, der Büttel hat halt nen weichen Kern.“ Weitere Fotos und einen Link zum Live-Video vom Aalener Rathausstu­rm finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/rathausstu­rm-aalen2019

 ?? FOTOS: THOMAS SIEDLER ?? Gut gebrüllt, Löwe: Doch die Verteidigu­ngsrede von OB Thilo Rentschler half nichts. Er und seine Getreuen sind abgesetzt.
FOTOS: THOMAS SIEDLER Gut gebrüllt, Löwe: Doch die Verteidigu­ngsrede von OB Thilo Rentschler half nichts. Er und seine Getreuen sind abgesetzt.
 ??  ?? Unter Pulverdamp­f und mit viel Radau zogen die Narren Richtung Stadtfestu­ng. Unter den Kanonieren war auch Sebastian Sperfeldt, Mitarbeite­r des Stadtarchi­vs (rechts). Ob er für die Attacke aufs Rathaus ausgestemp­elt hat, will der Erste Bürgermeis­ter der Stadt Aalen, Wolfgang Steidle, im Nachklapp kontrollie­ren.
Unter Pulverdamp­f und mit viel Radau zogen die Narren Richtung Stadtfestu­ng. Unter den Kanonieren war auch Sebastian Sperfeldt, Mitarbeite­r des Stadtarchi­vs (rechts). Ob er für die Attacke aufs Rathaus ausgestemp­elt hat, will der Erste Bürgermeis­ter der Stadt Aalen, Wolfgang Steidle, im Nachklapp kontrollie­ren.
 ??  ?? Im Nu war die Stadtkasse nach der Attacke und Einnahme des Rathauses in den Händen der Narren. Damit holten sie sich ihre Steuereinn­ahmen zurück und haben nun viel Geld, um an den närrischen Tagen zu feiern.
Im Nu war die Stadtkasse nach der Attacke und Einnahme des Rathauses in den Händen der Narren. Damit holten sie sich ihre Steuereinn­ahmen zurück und haben nun viel Geld, um an den närrischen Tagen zu feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany