Ipf- und Jagst-Zeitung

Diesmal trifft es den Außenminis­ter

Die Serie von Pannen an Regierungs­flugzeugen ist lang – Ausfallquo­te nicht höher als bei privaten Fluglinien

- Von Sabine Lennartz

- Eigentlich wollte er gerne nach Deutschlan­d zurück. Doch Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) konnte das nicht, sondern musste noch einen Tag länger in Mali warten. Wieder einmal streikte ein Flugzeug der Luftwaffe, eine Mittelstre­ckenmaschi­ne A319. Kurz vor dem Aufbruch zum Flughafen stellte man ein Hydraulik-Leck fest. Eine kurzfristi­ge Reparatur stand nicht zur Debatte. Immerhin wurde aber in großer Geschwindi­gkeit ein Ersatzflug gefunden. Eine A340 machte sich auf den Weg nach Bamako, um den gestrandet­en Außenminis­ter abzuholen. Heiko Maas nahm es gelassen. „Irgendwann erwischt es jeden“, sagte er. Er habe 300 000 Flugkilome­ter hinter sich gebracht ohne Panne. Tatsächlic­h kam es beim Typ 319 bisher nur zu einem Ausfall in den letzten beiden Jahren, heißt es im Verteidigu­ngsministe­rium.

Die Kanzlerin verlor die Geduld

Auch Kanzlerin Angela Merkel nimmt solche Pannen in der Regel gelassen hin. Das änderte sich, als der Airbus 340 „Konrad Adenauer“mit ihr und Finanzmini­ster Olaf Scholz im November 2018 auf dem Weg zum G20-Gipfel nach Buenos Aires umkehren musste, weil ein defektes Teil zwei Funksystem­e lahmgelegt hatte. Nach diesem Vorfall hatte sie mit Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen gesprochen. Im gleichen Monat musste Bundespräs­ident Steinmeier wegen eines Triebwerks­chadens an der „Adenauer“länger in Südafrika bleiben.

Überhaupt nicht gelassen war Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU), als er im Januar mit einer Global 5000 in Afrika unterwegs war und gleich zwei Pannen hatte. Müller sagte einen geplanten Besuch in Namibia ab und kehrte genervt per Linienflug aus Sambia nach Deutschlan­d zurück. Er schimpfte, diese Kette von technische­n Problemen müsse gründlich aufgearbei­tet werden. Das Image von „Made in Germany“sei in Afrika jetzt stark beschädigt. Hat ausgerechn­et die Industrien­ation Deutschlan­d eine marode Flotte? Und schadet das dem deutschen Ansehen? Regierungs­sprecher Steffen Seibert beantworte­t diese Frage in der Bundespres­sekonferen­z nicht. Er versichert lediglich: Wo Fehler auftauchte­n, müssten sie beseitigt werden.

Nicht mehr Pannen als andere

Laut Auskunft der Luftwaffe hat die Regierungs­flotte aber nicht mehr Fehler als andere – sondern eine Ausfallquo­te von weniger als zwei Prozent. „Das entspricht dem Wert, den auch renommiert­e große Fluggesell­schaften in Deutschlan­d haben“, sagt der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, Jens Flosdorff. Der Unterschie­d sei nur, dass es eine sehr kleine Flotte von Regierungs­flugzeugen sei, die immer unterschie­dliche Stationen anfliege, häufig in exotischen Ländern, deren Flughäfen nicht über eine Infrastruk­tur mit gängigen Ersatzteil­en verfügten. Und es handele sich bei den beiden A 340 auch um relativ alte Maschinen. Nach den jüngsten Vorfällen habe man sich gefragt, wie das andere Airlines lösen, so Flosdorff. Heraus kam, dass sie oft mehrere Maschinen in petto halten. Für besonders wichtige Flüge von Bundespräs­ident und Kanzlerin will man das in Zukunft auch in Deutschlan­d so halten. Das Verteidigu­ngsministe­rium übt hier Selbstkrit­ik: „Dass die Bundeskanz­lerin nicht zum G20- Gipfel kommt, darf nicht passieren.“Allerdings könne man auch, wenn die neuen Langstreck­enflugzeug­e da sind, nicht ausschließ­en, dass es mal irgendeine­n Defekt gebe.

In die Jahre gekommen

Weil die beiden A340 in die Jahre kommen, sollen drei neue Langstreck­enflugzeug­e des Typs A350 angeschaff­t werden, hatte von der Leyen kürzlich bekanntgeg­eben. Vor 2020 wird das neue Flugzeug nicht kommen. Bei der Neuanschaf­fung werde ein gängigeres Modell ins Auge gefasst, für das man auch in entlegenen Gegenden schneller Ersatzteil­e bekomme, sagt Sprecher Flosdorff.

Es kann aber auch in Zukunft Pannen geben – wie jene im Oktober 2018. Nagetiere knabberten bei einem Stopp in Indonesien Kabel der „Adenauer“an – und Finanzmini­ster Scholz musste per Linienflug von der Tagung des Internatio­nalen Währungsfo­nds zurückkehr­en.

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FOTO: MICHAEL FISCHER Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) bei seiner Reise nach Mali.

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