Hexenkutscher „Zembe“wird angeklagt
Das „Grobgünstige Hexengericht“in Neresheim hat den Angeklagten am Gumpendonnerstag verurteilt
- Wehe, wenn sie losgelassen, die Hexen der Narrenzunft Neresheim: Am Gumpendonnerstag tagte das „Grobgünstige Hexengericht“auf dem Marienplatz und stellte den rasanten und gewieften Hexenkutscher Eduard Zembrod, genannt „Zembe“, an den Pranger. Der Angeklagte zeigte sich zwar reumütig und voller Bußfertigkeit, trotzdem kannten die Hexen keine Gnade.
„Zembe“fand sich vorschriftsgemäß vor der ehemaligen BirmelinApotheke ein, wo er auf einen Wagen gehievt und dann zum Marienplatz gebracht wurde. Hier nahm das Spektakel rund um das lodernde Feuer seinen Lauf. Die Narrenkapelle und die Kalkstoigugga spielten zunächst zwei Musikstücke, die Schellennarren hüpften ums Feuer und dann kam der Angeklagte an den Pranger.
Der Nachtwächter drehte seine Runden und hoch über dem Marienplatz kam der Hexenmeister eingeflogen. Die Anklagehexen zeigten sich wild und aufbrausend.
Zunftmeister Benjamin Bissle verlas die Anklageschrift, die es in sich hatte. So wurde „Zembe“vorgeworfen, einen Tag vor dem Neresheimer Stadtfest ohne die Hexen nach Bagnacavallo gefahren zu sein, um dort Wein abzuholen. Die Bettelhexe zeigte sich sprachlos über den Werdegang des Angeklagten bei der Narrenzunft.
Als Prinz Eduard vom heißen Reifen habe er den Gardemädchen Rosen überreicht, doch das Bennenbergweible außer Acht gelassen. Außerdem wollte man wissen, wie „Zembe“es zum Fahnenträger gebracht habe und warum er als Rentner immer zum Busfahrerfrühstück komme. Vorgeworfen wurden ihm auch sein Pünktlichkeitswahn, seine Reisen nach Südtirol und sein offensichtlicher Wunsch, die unschuldigen Bennenbergweibla in unvorteilhaften Posen fotografieren zu lassen.
Der Angeklagte verteidigte sich zwar tapfer und schob den Hexen immer wieder geschickt die Schuld in die Schuhe, doch das „Grobgünstige Hexengericht“fällte ein hartes Urteil: „Zembe“hat die Pflicht am rußigen Freitag beim Nachtumzug in „Kuhhausen“als Bennenbergweible mitzumachen, er muss die Hexen am Faschingsdienstag beim Umzug in Neresheim in standesgemäßer Busfahrerbekleidung begleiten und er hat die Aufgabe, eine Wanderung über das Härtsfeld zu organisieren. Dabei sollen die Wanderhexen mit kühlem Gerstensaft, prickelndem Hochgewächs und einem ausgiebigen Hexenmahl versorgt werden.