Ipf- und Jagst-Zeitung

„Lachend die Wahrheit zu sagen, wer kann es verbieten?“

Tanzstunde­ndame Juliane Stock lobt mit lateinisch­en Versen die Schwarze Schar und will auch Frauen in Dominos

- Von Josef Schneider

- „Silentium. Zur Tanzstunde­nbandverle­ihung in die Knie!“, hat es am Sonntagabe­nd im Roten Ochsen für die Schwarze Schar geheißen. Die diesjährig­e Tanzstunde­ndame, Juliane Stock, lobte in ihrem Gedicht die „finsteren Gestalten“und überreicht­e mitten im Vortrag der Pennäler Schnitzelb­ank den schwarzen Dominos ein von ihr gestiftete­s besticktes Tanzstunde­nband für den Schellenba­um.

„Ridentem dicere verum quid vetat?“Diesen Satz, der aus der ersten Satire des römischen Dichters Horaz stammt, ließ Juliane Stock von der Ellwangeri­n Designerin Annegret Kerschis auf das von ihr gestiftete Tanzstunde­nband sticken. „Rot-Silber, ganz edel, schaut's an hier oben, als wär's von Arachne selbst gewoben. Und diesen rot-silbernen Traum heft’ ich für euch an den Schellenba­um. Ridete, valete, ad multos annos und dies zum Geleit: Nur wer über sich selbst lachen kann, ist gescheit!“Denn auf Deutsch heißt der Spruch, der das Tanzstunde­nband ziert: „Lachend die Wahrheit zu sagen, wer kann es verbieten?“

Erinnerung an Edgar Wallace

Juliane Stock aus Ellwangen ist Schülerin am Peutinger-Gymnasium und macht nächstes Jahr Abitur. Und wie es sich für eine Tanzstunde­ndame gehört, hat die 16-Jährige zu Ehren der Schwarzen Schar ein Gedicht verfasst. Vor ihrem Vortrag war sie naturgemäß etwas aufgeregt. „Hier steh ich nun und grüße Sie, hab’ viel Respekt und weiche Knie. Umringt von solch finsteren Gestalten, soll ich's nun wagen, nette Verslein aufzusagen. Mich schaudert's ein wenig, wenn ich seh, was ihr anhabt, man denkt an Edgar Wallace und den Schwarzen Abt.“

Juliane Stock erhielt Anfang Dezember einen sehr edel in Tusche geschriebe­nen Brief von der Schwarzen Schar, in dem sie als Tanzstunde­ndame auserwählt wurde. „Ich habe mich richtig geehrt gefühlt und konnte es im ersten Moment gar nicht begreifen“, meinte sie. Doch sehr schnell kam bei ihr ob der großen Ehre Freude auf. Und die gebürtige Ellwangeri­n machte sich ans Reimen.

„Peccare humanum est“

Ihr Vater, der Künstler und Kunsterzie­her Gerhard Stock, unterricht­et auch Latein. Kein Wunder, dass auch Juliane ihre Verse mit lateinisch­em Vokabular schmückte. „Peccare humanum est, das gibt’s überall, das passiert, nur hier wird’s genüsslich aufgerührt. Was anderswo vergessen ist über's Jahr, hier singt's aus voller Brust die Schwarze Schar!“Die Ellwangeri­n forderte die Dominos auf, weiter ihren schaurigen Mummenscha­nz zu treiben. Zum Glück gebe es für sie noch kein Vermummung­sverbot, sagte die Tanzstunde­ndame: „Sonst müssten in des Ochsen heiligen Hallen eure schwarzen Hüllen fallen.“

Und dann reimte Juliane Stock mit Blick auf Gleichbere­chtigung und Gleichstel­lung: „Doch wie lang noch seh’n wir in närrischer Rund euch als reinen Männerverb­und? Vielleicht singen bald hier mit euch die Verse Frauen in Dominos und Diverse!“Beifall und Jubel, vor allem von den Frauen im Saal, war ihr für diese Anregung gewiss. Als Geschenke erhielt Juliane Stock eine Dominopupp­e, ein Buch der Schwarzen Schar und eine Schachtel Pralinen. Und sie war happy: „Ich hab's echt genossen.“

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FOTO: SCHLIPF Wenn die Herren in den schwarzen Masken in die Knie gehen, dann vor der Grazie und Anmut ihrer Tanzstunde­ndame. Diesmal ist es Juliane Stock.

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