Hexen erobern Neresheim
Bürgermeister Häfele muss sich geschlagen und die Stadt in die Hand der Narren geben
- Thomas Häfele hat das Gebäude regelrecht in eine Festung verwandeln lassen, als erstmals alle vier Narrenzünfte der Gesamtstadt zum Sturm auf das Rathaus antraten – mit Erfolg. Der Bürgermeister und seine gesamte Mannschaft fielen am Rosenmontag in Narrenhand. Häfele verteidigte sich anschließend auf dem Marienplatz zur Gaudi des Publikums nicht nur geschickt als der Retter, der Neresheim wieder groß machte. Er teilte auch gewaltig aus und versicherte, er sei unschuldig. Doch es half alles nichts. Denn auch die Anklage von Narrenpräsidentin Dagmar Schwenk hatte es in sich: Größenwahn, Eitelkeit, Vergesslichkeit, Machtmissbrauch und Missachtung des Bürgers warf sie ihm vor. Der Bürgermeister wurde folglich für abgesetzt erklärt und anschließend gefesselt ins Rathaus zurück geführt, um mit den Narren fröhlich deren „Machtübernahme“zu feiern. Das Regiment führen nun bis Aschermittwoch Monika und Alfred Csrenko als „Oberbürgermeister“.
Eine Stunde zuvor waren die Türen des Rathauses fest verschlossen, der Haupteingang war gar verbarrikadiert, als aus verschiedenen Richtungen die Narren anrückten. Ihnen gelang es schließlich, den Bürgermeister und seine gesamte RathausMannschaft gefangen zu nehmen. Gemeinsam marschierte man zum Marienplatz, wo Dagmar Schwenk eine Anklageschrift verlas, die es in sich hatte. Sie warf Häfele vor, trotz seines Wahlkampfversprechens sei die Egau trocken geblieben. Stattdessen kümmere er sich um das Kösinger Freibad, weil er wohl Retter in der Not sein wolle und dabei schon an seine Wiederwahl denke. Häfele, nicht auf den Mund gefallen, erwiderte keck, bis dahin könne er noch oft beweisen, wie toll und gescheit er sei. Jetzt aber sei er „Häfele, der Freibad-Retter“. „Ich mach Näres great again and much more better“, warf er sich in die Brust.
Als Retter pries er sich auch bei allen anderen Anklagepunkten. So lautete ein weiterer Vorwurf, er lasse die Bürgerfragestunde zur Plauderstunde des Gemeinderates verkommen und missachte so die Bürger. Bei ihm habe der Bürger Gewicht, aber da der Gemeinderat labere, sei er der Bürgerstund-Retter, hielt der Gescholtene dagegen. Dass er ein Storchennest auf dem Rathausdach habe installieren lassen, wurde dem Schultes als Größenwahn angekreidet und gemutmaßt, er wolle zu mehr Kindern animieren. Ja, mehr Kinder bedeuteten auch mehr Pension für ihn, räumte Häfele einerseits ein, andererseits pries er sich aber als Storchenretter.
„Häfele der Klosterstadt-Retter“
Auch den Vorwurf des Machtmissbrauchs, weil er wegen des Brandes im Altersheim einen heißen Reifen in der Siedlung in der 30er-Zone gefahren habe, wies er weit von sich. Ja, für seine Stadt werde er zur „gesengten Sau“, prahlte Häfele, wenn Not und Gefahr drohten. Wenn er wie die Hexen einen Besen hätte, könnte er fliegen als „Häfele der KlosterstadtRetter“.
Eine Anklage wegen Eitelkeit handelte sich der Bürgermeister ein, weil ihm sein historisches StadtfestKleid nicht gefalle, in dem er nie wieder gesehen werden wolle. Auch hier teilte Häfele kräftig aus: Als Oberhaupt einer stolzen Stadt müsse er ein edles Gewand tragen, das die Leute vor Neid erblassen lasse. Im Übrigen müsse auch die ganze Welt erkennen können, dass er der Stadtfest-Retter sei.
Dass im Rathaus vergessen worden sei, zum Stadtfest des vergangenen Jahres die Partnerstädte einzuladen, nannte der Schultes natürlich „Fake News“und hatte jede Menge Schuldige parat, um den Vorwurf der Vergesslichkeit nicht gelten lassen zu müssen. Kleinlaut musste er den Narren jedoch einräumen, dass er für den Fassanstich beim Stadtfest noch üben müsse. Aber auch hier trug er gleich wieder dick auf: „Dieses Jahr beim Stadtfest, ihr werdet sehn, wird es mit einem Schlage gehn. Denn ich bin Häfele, der Retter, ich mach Näres great again and much better“!
Wenig überraschend kam er denn auch zu dem Schluss, er sei in allen Punkten unschuldig und daher freizusprechen. Doch die Narren sahen das ganz anders und setzten ihn ab.