Gefährliche Witzchen
Aschermittwoch, endlich. Wir können durchatmen. Die Gefahr, mit politisch nicht korrekten Witzchen der Fasnet respektive dem Karneval irreparablen Schaden zuzufügen, ist für ein Jahr gebannt. Jetzt gilt wieder der ganz normale, alltägliche Alarmzustand der Empörungsgesellschaft, deren Hundertschaften von selbsternannten Tugendwächtern allzeit bereitstehen, fragwürdige Äußerungen oder Handlungen unbarmherzig zu geißeln. In so einer Umgebung fällt sofort auf, wenn einer das Spiel nicht mitspielen will. Uns gefällt, was Regierungssprecher Steffen Seibert zu Annegret Kramp-Karrenbauers entgleistem Kabarettstückchen gesagt hat: „Büttenreden kommentiere ich nicht.“
Für diese Einstellung haben wir größtes Verständnis, aus eigener Erfahrung. Wir erinnern uns noch gut an einen lokalen Fasnetsball, der ausschließlich aus entgleisten Pointen zusammengesetzt war. Tätä! Schon damals – also in dieser unvorstellbar grauen Vergangenheit, als es weder Handy noch Internet gab – war es ein Irrtum zu glauben, dass dümmliche Witzchen unter närrischem Schleier plötzlich zu phantastischen Schenkelklopfern werden. Nur sagen durfte man das damals nicht, jedenfalls nicht öffentlich in der Zeitung. Dann war Ende mit Frohsinn.
40 Jahre später sind wir einen Schritt weiter. Man darf, ja man muss sagen, wenn ein Witz nicht korrekt ist. Wir werden deshalb heute Asche auf unser Haupt streuen und um Gottes Segen bei der Auswahl unserer Pointen bitten. Und nächsten Karneval machen wir Urlaub auf der Insel. Das täte auch anderen gut. (hü)