Dürr verhört, Kärp geständig
Kripo zu Blutdoping: „Es gab kein Unrechtsbewusstsein“
(dpa) - Kein Ende des Dopingskandals in Sicht: Der ehemalige Skilangläufer und Aufdecker der Affäre, der Österreicher Johannes Dürr, ist festgenommen worden. Sein Rechtsanwalt Michael Lehner bestätigte, dass sein Mandant in Innsbruck festgenommen und verhört worden sei. „Genaues weiß ich über den Grund der Festnahme nicht“, sagte Lehner. Seinen Skiurlaub hat er unterbrochen, um Dürr zur Seite zu stehen. „Wir haben Johannes Dürr viel zu verdanken und werden ihm noch viel zu verdanken haben“, so Lehner.
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hatte zunächst nur mitgeteilt, dass neue Ermittlungsergebnisse erfordert hatten, „den Mann über Anordnung der Staatsanwaltschaft festzunehmen“. Der 31-jährige ehemalige Weltklasseathlet hatte mit seinen Aussagen in der ARD-Dokumentation „Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfalle“und dem Eigenblut-Geständnis zur Aufdeckung des kriminellen Netzwerkes um den Erfurter Sportarzt Mark Schmidt und einer Reihe seiner Kunden beigetragen.
Das österreichische Bundeskriminalamt erwartet, dass dies längst noch nicht das Ende ist. „Ich bin überzeugt davon, dass es noch weitere Beschuldigte geben wird“, sagte der leitende Ermittler Dieter Csefan in einem Interview der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Er schließe nicht aus, dass weitere Athleten Blutdoping gestehen werden, „weil sie mit einer Selbstanzeige verhindern, dass sie eingesperrt werden. Die Verdunklungsgefahr als Haftgrund fällt weg.“
Nach den Razzien bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld sowie in Thüringen waren unter anderem fünf Langläufer in den Fokus der Ermittler gerückt. Sie haben alle Blutdoping gestanden. Weitere WM-Teilnehmer sind laut Csefan nicht betroffen: „Wir können ausschließen, dass es weitere Athleten in Seefeld gegeben hat, die von dieser Organisation bedient worden sind.“Das gelte nach derzeitigem Ermittlungsstand auch für österreichische Betreuer.
Eingeräumt hat der estnische Skilangläufer Algo Kärp im Interview der Tageszeitung „Õhtuleht“, die Dienste des Sportarztes Schmidt in Anspruch genommen zu haben. „Ich konnte mit dieser Lüge einfach nicht weiterleben“, sagte er. Kärp ist der achte Sportler, der nach den Razzien in Seefeld und Erfurt geständig ist.
Csefan zeigte sich erstaunt über die Dreistigkeit, mit der die mutmaßlichen Drahtzieher und die Sportler vorgegangen seien. „Das läuft schon seit Jahren, da gab es kein Unrechtsbewusstsein“, sagte der Kriminalbeamte. Wie man aus den Vernehmungen wisse, bestehe der Kontakt der österreichischen Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf zu dem Arzt seit Jahren. Die Vernehmung des Erfurter Mediziners soll nächste Woche in München stattfinden.
Unterdessen hat der österreichische Radsportverband ÖADR die Radprofis Stefan Denifl und Georg Preidler suspendiert. Wie der ÖADR mitteilte, wird ihnen vorgeworfen, Eigenblutdoping angewendet zu haben. Während Denifl gestanden hat, die Methode genutzt zu haben, hatte Preidler nach einer Selbstanzeige erklärt, dass er sich Blut abnehmen ließ, es aber nie rückgeführt habe.