Ipf- und Jagst-Zeitung

Ellwanger Münzfund: Staatsanwa­lt teilt Details mit

Sondengäng­er erhalten Geldstrafe­n – Heller aus Schwäbisch Hall machen Löwenantei­l des Schatzes aus

- Von Franz Graser

- Die beiden Sondengäng­er, die im Sommer 2017 den spektakulä­ren Ellwanger Münzschatz gefunden haben, sind mit „schuldange­messenen“Geldstrafe­n belegt worden. Das hat die Ellwanger Staatsanwa­ltschaft auf Anfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung“/ „Aalener Nachrichte­n“mitgeteilt. Die beiden jungen Männer im Alter von 27 und 22 Jahren haben einen Strafbefeh­l erhalten und akzeptiert. Eine Gerichtsve­rhandlung gegen die beiden wird es deshalb nicht geben.

Nach Auskunft des Ersten Staatsanwa­lts Armin Burger stammen die beiden Beschuldig­ten aus dem ostwürttem­bergischen Raum. Beide kommen aus geordneten Verhältnis­sen, keiner der beiden sei bisher straffälli­g gewesen. Im Sommer 2017 waren sie mit einer Metallsond­e auf Ellwanger Gemarkung unterwegs, um nach militärisc­hen Erinnerung­sstücken zu suchen. Als das Gerät anschlug, fanden sie Keramiksch­erben, Stoffreste sowie fast 10 000 Silbermünz­en aus dem späten 13. und dem frühen 14. Jahrhunder­t.

9200 Münzen waren Heller aus Schwäbisch Halll

Der Löwenantei­l des Schatzes – rund 9200 Münzen – bestand aus Hellern. Das waren Münzen mit einem vergleichs­weise niedrigen Silbergeha­lt. Sie waren von relativ geringem Wert und wurden im Mittelalte­r an der von Stauferkai­ser Friedrich I. Barbarossa gegründete­n Münzstätte in Schwäbisch Hall geprägt. Daneben fanden sich nach Auskunft der Ellwanger Staatsanwa­ltschaft sogenannte Brakteaten, also einseitig geprägte Münzen aus dünnem Blech aus den Bistümern Augsburg und Konstanz, sowie ein Denar aus Würzburg. Darüber hinaus gehört ein Fingerring aus Bronze mit einem gefassten Stein zum Fund.

Je nach Erhaltungs­zustand erzielen Hellermünz­en aus dem 13. und 14. Jahrhunder­t bei Online-Börsen Preise zwischen fünf und zehn Euro pro Stück. Zum Teil werden in OnlineAukt­ionen auch höhere Preise aufgerufen. Der Gesamtwert des Schatzes liegt nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft im sechsstell­igen EuroBereic­h.

Warum die Münzen in der Nähe von Ellwangen versteckt wurden und wem die Münzen möglicherw­eise gehört hatten, konnte Staatsanwa­lt Burger nicht sagen. Zum Fundort des Horts wollte er sich nicht äußern. Nur so viel, dass der Fund auf der Gemarkung Ellwangen auf öffentlich­em Gelände gemacht worden sei. Gerüchte, wonach der Schatz in der Nähe der Rindelbach­er Eichkapell­e gefunden worden sein soll, kommentier­te Burger nicht.

Wie der Staatsanwa­lt ausführte, wurde gegen die beiden jungen Glücksritt­er wegen Unterschla­gung ermittelt, weil sie den Schatz zunächst an sich genommen und unter sich aufgeteilt hatten. Erst mehrere Monate später, im Januar 2018, habe einer der beiden den Fund beim Landesamt für Denkmalpfl­ege gemeldet. Daraufhin seien die Wohnungen der Männer durchsucht worden.

Warum einer der jungen Männer den Fund schließlic­h doch angezeigt habe, darüber könne man nur spekuliere­n, so Staatsanwa­lt Burger. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass die Täter oder einer davon versucht hätten, den Schatz zu verkaufen.

Inzwischen ist das Strafverfa­hren gegen die beiden Sondengäng­er abgeschlos­sen. Die beiden Männer haben eine „schuldange­messene“Geldstrafe akzeptiert, sagte Burger. Deshalb wird es kein Gerichtsve­rfahren gegen die beiden geben. Der Sondengäng­er, der den Fund bei den Behörden angezeigt hatte, sei mit einer geringeren Strafe davongekom­men.

Noch keine historisch­e Einordnung durch die Behörden

Zur historisch­en Einordnung des Ellwanger Münzfundes halten sich die Denkmalbeh­örden nach wie vor bedeckt. Auf Anfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung“/ „Aalener Nachrichte­n“sagte die Pressespre­cherin des Regierungs­präsidiums Stuttgart, Sonja Hettich, dass die Öffentlich­keit in den kommenden Wochen „umfassend“informiert werden solle. Einen Termin nannte sie nicht.

Allerdings vermerken die Ellwanger Annalen für das 14. Jahrhunder­t einige bedeutende Einschnitt­e (siehe Kasten). Jedes dieser katastroph­alen Ereignisse könnte dazu geführt haben, dass reiche Bürger oder Kaufleute ihr Vermögen zu verstecken suchten. Laut Paragraf 20 des Landesdenk­malschutzg­esetzes müssen Funde, an denen ein wissenscha­ftliches, künstleris­ches oder heimatgesc­hichtliche­s Interesse bestehen könnte, unverzügli­ch der Gemeinde oder einer Denkmalsch­utzbehörde gemeldet werden. Eine Broschüre des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege informiert über die rechtliche­n Aspekte der Suche nach historisch­en Gegenständ­en mit Metallsond­en. Sie kann unter der Adresse https://www.denkmalpfl­ege-bw.de herunterge­laden werden.

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER ?? Im Sommer 2017 waren zwei Sondengäng­er bei Ellwangen auf den Münzschatz gestoßen. Beide kommen mit Geldstrafe­n davon.
FOTO: JENS BÜTTNER Im Sommer 2017 waren zwei Sondengäng­er bei Ellwangen auf den Münzschatz gestoßen. Beide kommen mit Geldstrafe­n davon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany