Ipf- und Jagst-Zeitung

VW-Kernmarken leiden

Autobauer verkündet neue Elektro-Offensive

- Von Marco Engemann und Christian Brahmann

(AFP/sz) - Ungeachtet des Dieselskan­dals und der Zulassungs­probleme durch den neuen Abgasstand­ard hat der Autobauer VW das Jahr 2018 erfolgreic­h abgeschlos­sen. Der operative Gewinn stieg um 0,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro, wie VW am Dienstag mitteilte.

Trotz „starken Gegenwinds“– die operativen Gewinne der Kernmarke VW sowie der Premiumtoc­hter Audi gingen im Vorjahresv­ergleich zurück – habe sich der Konzern „ordentlich geschlagen“, sagte Vorstandsc­hef Herbert Diess. Weltweit wurden rund 10,8 Millionen Fahrzeuge über alle Konzernmar­ken hinweg ausgeliefe­rt – ein Plus von 0,9 Prozent. Der Umsatz stieg um 6,3 Milliarden Euro auf 235,8 Milliarden Euro.

Der Konzern kündigte an, bis 2028 fast 70 neue Elektroaut­os vorzustell­en. Bisher hatte VW 50 Modelle geplant. In den nächsten zehn Jahren will VW dann 22 Millionen Elektroaut­os bauen.

(dpa) - Für die Beschäftig­ten des größten europäisch­en Autobauers Volkswagen zeichnet sich eine neue Sparrunde mit einem Personalab­bau ab. Immer mehr verdichtet sich, dass VW-Chef Herbert Diess nicht locker lassen will bei seinem Bemühen um strikte Kostenkont­rolle. Zahlen zu möglichen Stellenstr­eichungen nannten die VW-Manager auf der Bilanzpres­sekonferen­z am Dienstag zwar keine. Aber dass der „Zukunftspa­kt“getaufte Sparkurs von 2016 dem Unternehme­n nicht ausreicht, um dauerhaft hohe Renditen zu erzielen, machten Diess und sein Finanzchef Frank Witter durchaus klar.

Vor allem in der Begrenzung von Fixkosten habe es bei der Marke VW bereits Fortschrit­te gegeben, sagte Diess in Wolfsburg. „Nach wie vor gibt es aber großen Nachholbed­arf – in der Verwaltung, in der Produktion und in der Entwicklun­g“, mahnte er. Hintergrun­d ist, dass Volkswagen derzeit viel Geld in die Hand nimmt, um die IT im Unternehme­n zu modernisie­ren. Das eröffnet Spielraum für Kostensenk­ungen. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n soll es laut Diess aber nicht geben.

Fakt ist: Der VW-Chef sieht weiter Handlungsb­edarf. Bei der Kernmarke VW fiel das operative Ergebnis vor Sondereinf­lüssen von 3,3 auf 3,2 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz um 6,8 Prozent auf 84,6 Milliarden Euro kletterte. Die Umsatzrend­ite fiel auf 3,8 Prozent. Mit dem Wert verfehlte VW das selbst gesetzte Ziel, zumindest das untere Ende der Bandbreite von vier bis fünf Prozent zu erreichen.

Der Umsatz der Tochter-Marke Audi ging leicht auf 59,2 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis vor Sondereinf­lüssen fiel von 5,1 Milliarden Euro auf 4,7 Milliarden. Die Sportwagen­tochter Porsche steigerte ihren Umsatz um 9,2 Prozent auf 23,7 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte um 2,7 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu. Die Stuttgarte­r sind mit ihren Luxusautos die Renditeper­le im Konzern – allerdings ging auch bei Porsche die hohe Profitabil­ität leicht zurück.

Großaktion­är Wolfgang Porsche sprach dem VW-Chef zuletzt noch das Vertrauen aus, Diess gehe den richtigen Weg. Der mächtige Betriebsra­tschef Bernd Osterloh fand in der „Braunschwe­iger Zeitung“dagegen deutliche Worte und rügte schwere Management­fehler, vor allem wegen des neuen Abgastests WLTP.

Derweil treibt Diess die Bemühungen in der Elektromob­ilität weiter voran. Der Konzern will noch mehr reine Elektromod­elle auf die Straße bringen. Bis 2028 sollen fast 70 neue E-Autos in den Verkauf gehen. Bisher hatte VW von 50 E-Modellen gesprochen. In den kommenden zehn Jahren will VW dann 22 Millionen Elektroaut­os auf eigenen Plattforme­n bauen, statt bisher 15 Millionen. Volkswagen will in den kommenden fünf Jahren 44 Milliarden Euro in neue Technik wie E-Antriebe, autonomes Fahren und Digitalisi­erung stecken.

 ?? FOTO: DPA ?? VW-Chef Herbert Diess.
FOTO: DPA VW-Chef Herbert Diess.

Newspapers in German

Newspapers from Germany