Aufstehen zum Wiederhinlegen
Sahra Wagenknecht hat angekündigt, sich aus der Führung ihrer erst vor einem halben Jahr gegründeten linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“zurückzuziehen. Das Ganze ging von Anfang an in die falsche Richtung. Die LinkenChefin im Bundestag hätte wissen müssen, dass das Wort „aufstehen“viel zu nah an Aufstand ist und so etwas in Deutschland nicht gut ankommt. Da denken die Leute sofort an Kommunismus und erschrecken sich furchtbar. So was kann man in Frankreich machen, wo sich wildfremde Menschen auf der Straße treffen, um sich in gelben Leibchen über ihren Reichen-Präse zu echauffieren.
Aber selbst Macron war so schlau, seine Bewegung „En Marche“zu nennen, also „vorwärts“. Aufstehen weckt einfach negative Gedanken. Denken wir nur mal an die Schulzeit. Da mussten wir uns mitten in der Nacht mit Gleichaltrigen treffen, um im Zustand der Schlaftrunkenheit den Geschichten älterer Leute zu lauschen, die uns von den Taten längst gestorbener Menschen berichteten. Wir konnten keinen Zusammenhang mit dem eigenen erblühenden Leben herstellen. Ähnlich geht es den Menschen jetzt, wenn sie das Wort „aufstehen“hören. Hätte Wagenknecht stattdessen „Aufsteigen“gewählt – das hätte was werden können. Wer möchte nicht gern aufsteigen, ob Karrierist mit 60 Wochenstunden oder Couch-Potato mit dem Bier in der einen und der Chipstüte in der andern Hand. Selbst auf der allerletzten Reise ist „aufsteigen“ein gern gewähltes Ziel. Dafür können sich die Leute erwärmen. Auferstehen ja, aufstehen nein!