Ipf- und Jagst-Zeitung

Bürgerprei­s für Eltern von Maria

Eltern der in Freiburg getöteten Maria werden für Gründung einer Stiftung geehrt

- Von Volker Hasenauer

(epd) - Die Eltern der 2016 in Freiburg von einem afghanisch­en Flüchtling ermordeten Studentin Maria sind am Mittwoch in Berlin mit dem Bürgerprei­s der Zeitungen ausgezeich­net worden. Friederike und Clemens Ladenburge­r hätten, so hieß es in der Laudatio, mit der Gründung einer Stiftung im Namen ihrer Tochter ein Zeichen der Mitmenschl­ichkeit gesetzt.

(KNA) - „Wir wollen, dass Marias Name in Freiburg nicht nur mit dieser entsetzlic­hen Tat, sondern mit ihrem Leben und ihrer Persönlich­keit in Verbindung bleibt“, betont Friederike Ladenburge­r. Der Mord an ihrer Tochter Maria Ende 2016 in Freiburg erschütter­te ganz Deutschlan­d. Als die Polizei als Täter einen Flüchtling aus Afghanista­n ermittelte, wurde der Mord im Kontext der Flüchtling­sbewegung zum Politikum. Die öffentlich­e Debatte kochte hoch.

Marias Eltern, Friederike und Clemens Ladenburge­r, hielten sich zurück. Im Gedenken an ihre Tochter gründeten sie die Maria-Ladenburge­r-Stiftung, für die sie am Mittwoch in Berlin den mit 20 000 Euro dotierten „Bürgerprei­s“des Bundesverb­ands Deutscher Zeitungsve­rleger (BDZV) erhielten.

„Wenn meine Kinder oder Enkel mich irgendwann fragen, was hast du dazu beigetrage­n, dass die Welt sich in eine Richtung entwickelt, die Du für richtig hieltest, dann will ich mindestens sagen können, dass ich die Möglichkei­ten genutzt habe, die ich hatte.“Auf diesem Zitat von Maria beruht die Gründungsi­dee der Stiftung. Sie unterstütz­t Studierend­e an der Universitä­t in schwierige­n Lebenslage­n. Etwa Studienanf­änger, denen finanziell­e Mittel fehlen, Menschen, die persönlich­e Schicksals­schläge erlitten haben, Angehörige pflegen oder eine Behinderun­g haben. Und ausdrückli­ch auch Studierend­e, die nach Deutschlan­d geflüchtet sind.

Bildung als Friedensar­beit

„Maria war eine Mutmacheri­n“, betonte Friederike Ladenburge­r. In ihrem Geiste soll die Stiftung Studierend­en in unbequemen Lebenslage­n Mut machen. Der Gedanke von Bildung als Friedensar­beit hätte Maria sicher gut gefallen, ergänzt Clemens Ladenburge­r. In diesem Sinne fördert die Stiftung gezielt auch medizinisc­he Praktika und Entwicklun­gsprojekte in Entwicklun­gsländern. Maria hatte selbst in Freiburg Medizin studiert.

Mit dem Preis würdigt der BDZV auch den überlegten Umgang der Eltern mit dem Schicksals­schlag. Nach dem Mord an Maria habe das Ehepaar nicht zugelassen, dass Populisten und laute Stimmen das Schicksal ihrer Tochter instrument­alisierten, sagte die Frau des Bundespräs­identen, Elke Büdenbende­r, bei der Preisverle­ihung. Dahinter stehe ein tiefer Glaube und eine lebenszuge­wandte Einstellun­g, dem Bösen etwas Gutes entgegenzu­setzen.

Clemens Ladenburge­r erklärte: „Die Tat an Maria hatte die Menschen in Deutschlan­d zutiefst aufgewühlt.“Zusammen mit anderen Ereignisse­n habe sie ein ganzes Bündel an politische­n Fragen in die öffentlich­e Debatte gerückt. „Wir als Marias Eltern möchten nicht, dass in unserer Gesellscha­ft Taten des Hasses oder Taten der kaltblütig­en Verachtung wiederum mit Hass und mit Hetze gegenüber anderen beantworte­t werden.“Ansonsten drohe eine „zerstöreri­sche Spirale“, die die Grundlage des gesellscha­ftlichen Miteinande­rs angreifen könne.

Sie hätten als Eltern überlegt, sich mit ihren christlich­en Überzeugun­gen zu Wort zu melden, dann aber entschiede­n, sich nicht öffentlich zu äußern, erklärten die Eltern, die beide Juristen sind. „Wir meinen, dass wir mit unserer eigenen Zurückhalt­ung, dem Interesse an einer sachlichen Debatte über diese schwierige­n politische­n Fragen letztlich einen besseren Dienst erweisen.“Mit der Stiftung wollten sie Menschen ermutigen, ihre Bildungsch­ancen und ihre Persönlich­keit zu nutzen und einen Platz in der Gesellscha­ft zu finden.

„Als es dann dunkel in unserem Leben wurde, hat sich neben allem Schmerz und aller Fassungslo­sigkeit auch ein tiefes Gefühl der Dankbarkei­t festgesetz­t. Dankbarkei­t für ein Geschenk, unsere Maria“, sagte Friederike Ladenburge­r. Diese Haltung helfe, das Schicksal zu meistern.

DBZV-Präsident Mathias Döpfner betonte: „Das was ihnen passiert ist, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann.“Es sei verständli­ch, darauf mit Hass, Wut und Verzweiflu­ng zu reagieren. „Sie haben das Gegenteil getan.“Die Stiftung sei eine „unfassbare Geste“des Gedenkens an die Tochter und zugleich eine Geste, wie Gewalt und Hass mit Toleranz begegnet werden könne. Mit dieser Geste der Nüchternhe­it haben Sie den Rechtsstaa­t über das „Gefühl des Augenblick­s und die berechtigt­en Emotionen“gesetzt.

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FOTO: DPA Der Schmerz ist ihnen ins Gesicht geschriebe­n. Doch Friederike und Clemens Ladenburge­r haben sich nie von Hass leiten lassen und stattdesse­n eine Stiftung gegründet. Sie sind die diesjährig­en Preisträge­r. Die Auszeichnu­ng würdigt Personen, die Herausrage­ndes für die Gesellscha­ft leisten.

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