Ipf- und Jagst-Zeitung

Ära Neitzel endet nach mehr als sieben Jahrzehnte­n

Am 1. April übergibt Ralf-Peter Neitzel seine Zahnarztpr­axis an Stefanie Scheuerman­n

- Von Dieter Volckart

- Ralf-Peter Neitzel ist fast genau 30 Jahre lang mit Leib und Seele Zahnarzt gewesen. Diese Einstellun­g hat er wohl von seinem Vater Heinz Neitzel übernommen, der diesen Beruf seit Kriegsende bis zur Praxisüber­gabe an seinen Sohn im Jahre 1988 ausübte. Damit geht in Hüttlingen nach über 70 Jahren eine Ära zu Ende. Die Nachfolge ist jedoch gesichert.

Ab 1. April übernimmt die aus Stuttgart stammende Implantolo­gin und Zahnärztin Dr. Stefanie Scheuerman­n die Praxis in der Ulmenstraß­e 18 – samt Inventar und Personal, sowie ihren künftigen Kolleginne­n, den Zahnärztin­nen Ute Grabowski-Neitzel und Jenny Mühlberg.

Vater blieb nach dem Krieg in Wasseralfi­ngen hängen

Die Geschichte um die Ära der Neitzels beginnt eigentlich schon im Bonn der 30er-Jahre. Dort hat ein gewisser Heinz Neitzel mit dem Studium der Zahnmedizi­n begonnen. Pech, dass das Ende der Studienzei­t mit dem Anfang des zweiten Weltkriege­s zusammenfä­llt, was für ihn natürlich die Einberufun­g in den Kriegsdien­st zu einem Sanitätszu­g bedeutet. Nach Kriegsende kommt Neitzel erst in britische und dann in amerikanis­che Gefangensc­haft. Über Umwege bleibt er zufällig im Lager Wasseralfi­ngen hängen. Und weil zu seinen Kameraden der ehemalige Hüttlinger Lammwirt Bernhard Bihr, aber auch Walter Rasch gehören, lag es nahe, die paar Kilometer nach Hüttlingen zurückzule­gen.

Die erste Praxis wurde im „roten Schulhaus“aufgemacht. Es folgten weitere Stationen in der Wasseralfi­nger Straße und im Ölweg, ehe 1960 in die Ulmenstraß­e umgezogen wird, wo noch heute die Patienten behandelt werden, und auch Sohn Ralf-Peter das Licht der Welt erblickte. Weil auch er mit dem Zahnarzt-Gen infiziert ist, machte er seine Ausbildung in Berlin und übernahm die väterliche Praxis im Jahr 1988.

Dort hatte er sich im Laufe der Jahre einen festen Patientens­tamm aufgebaut und vom Vater sogar Mitarbeite­rinnen übernommen, die noch heute genauso dazu gehören, wie die vielen Emaillesch­ilder von gut 100 Jahre alten Erzeugniss­en, wie Zahnpasta, Seifen oder NSU-Fahrrädern. Die sammelt Ralf-Peter Neitzel noch immer mit großer Leidenscha­ft.

Weitere Hobbys werden ihm als aktivem Mitglied der Dorfgemein­schaft Sulzdorf in Zukunft das Rentnerdas­ein sicherlich versüßen helfen: Etwa der ausgedehnt­e Garten um sein Sulzdorfer Heim, an welches sich übrigens auch direkt der Jagdbogen anschließt, welchen der passionier­te Grünrock seit Jahren bejagt und hegt.

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FOTO: VOLCKART Am 1. April tauscht Zahnarzt Ralf-Peter Neitzel sein Arztbestec­k gegen Gartensche­re und Jagdgewehr.

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