Die große Erzählung
Manuel Flach überzeugt im Monolog von Bruno Stori
- „Es ist so schön hier!“Mit diesen Worten kommt Rico, gespielt von Manuel Flach, auf die Bühne der Schlossscheune Essingen. Manuel Flach ist noch nicht lange Teil des Theaters der Stadt Aalen. Der Ensemble-Neuzugang probte unter der Regie von Winfried Tobias etwa fünf Wochen lang den Monolog „Die große Erzählung“von Bruno Stori ein.
Bruno Stori ist ein italienischer Schauspieler und Regisseur. In Deutschland wurde er vor allem für die Darstellung des „Gigi Fremdenführer“in der Verfilmung von Michael Ende’s Klassiker „Momo“bekannt. Die Vorführung ist für die Schülerinnen und Schüler der Parkschule Essingen, die gerade die Erzählung von Odysseus im Unterricht besprechen und sich schon mit der Geschichte auskennen.
Eine Geschichte von Kriegen, Helden und Frauen
Rico erzählt nun also auf der Bühne von seinen Erlebnissen. Wie auch Odysseus, hat er eine Reise hinter sich. Mit dem Zug fuhr er in eine fremde Stadt, um sich Kanarienvögel abzuholen. Aus dem Schuhkarton, den er vorsichtig mit beiden Händen trägt, zwitschert es fröhlich. Eigentlich sollte Rico den nächsten Zug zurück in seine Heimatstadt nehmen. Doch er nahm am Bahnsteig eine Stimme wahr, die von Kriegen, Helden und von Frauen erzählte. Rico konnte nicht anders, als sich dem Geschichtenerzähler hinzugeben. Dieser erzählte von Odysseus, der den Lotosessern trotzte und gefesselt an den Schiffsmast den Gesang der Sirenen überlebte und dem Zyklopen Polyphem trotzte, bis er endlich zurück nach Ithaka fand und seine Frau wieder sehen durfte.
Manuel Flach glänzt als Alleinunterhalter. Als Rico erzählt er die Geschichte nach, die er am Bahnsteig von dem Geschichtenerzähler „Tonino Auf Wiedersehen“gehört hat. Mit Leidenschaft schlüpft er in die verschiedenen Charaktere der „Odyssee“und verkörpert diese authentisch. Mal ist er der Zyklop, der seine Schafe auf die Weide bringt und dann wieder der mutige und listige Odysseus selbst. Seine wenigen Requisiten gebraucht er vielseitig und geschickt. Die Zeitung, die in der Jackentasche steckt wird zusammengerollt zur Fackel oder zum Gehstock. Eine Geschichte anschaulicher und lebendiger zu erzählen als Manuel Flach es tut, ist wohl kaum möglich. Auch die Schülerinnen und Schüler hängen gefesselt an seinen Lippen und beobachten gespannt, wie der Schauspieler über die Bühne springt.
Wie sich eine Geschichte verändern kann
Regisseur Winfried Tobias arbeitet im Anschluss das Gesehene und Gehörte mit den Schülern der Parkschule Essingen auf. Er beantwortet die Fragen der Schülerinnen und Schüler und erklärt, wie man als Schauspieler am Besten so viel Text lernen kann. Auch wie eine Geschichte sich durch mündliche Überlieferung im Laufe der Zeit verändert, erklärt Tobias den Schülern anschaulich mit einem Versuch. Vier Schüler dürfen den Raum verlassen, einem Weiteren wird vor dem restlichen Publikum eine Geschichte erzählt. Dieser darf nun der ersten Person von draußen, die Geschichte nacherzählen. So wird die Geschichte, wie eine Art Stille Post, von Person zu Person weitergegeben, bis am Ende eine ganz andere Version der ursprünglichen Geschichte dabei herauskommt.