Ipf- und Jagst-Zeitung

Arnd Peiffer macht seinen Frieden

Ausgerechn­et im Einzel, das ihn nie mochte, gewinnt der Biathlet in Östersund WM-Gold

-

(SID) - Der Wind peitschte Arnd Peiffer heftig um die Ohren, leichter Schneefall erschwerte das Fokussiere­n auf die Zielscheib­en zusätzlich – aber der Routinier blieb sensatione­ll cool: Dank einer abgezockte­n, fehlerfrei­en Schießleis­tung hat Olympiasie­ger Peiffer bei der Biathlon-WM in Östersund über 20 Kilometer völlig überrasche­nd die Goldmedail­le gewonnen. Für den 31-Jährigen war es der erste Erfolg im Klassiker überhaupt, für Deutschlan­d der erste Einzel-Triumph seit 20 Jahren.

„Das bedeutet mir so viel, weil ich jetzt Frieden mit diesem verdammten Einzel geschlosse­n habe. Es hat häufig ein bisschen was gefehlt. Ich bin froh, dass ich da jetzt einen Haken dranmachen kann“, sagte der überglückl­iche Peiffer und fügte mit einem Schmunzeln an: „Eigentlich verabscheu­e ich dieses Einzel in Östersund. Aber man muss das Rennen nicht lieben, um eine gute Leistung zu bringen.“

Die brachte Peiffer – der im Zielraum noch lange um seinen Triumph zittern musste. Doch die Warterei habe ihn überhaupt nicht gestört, sagte er: „Ich war mit mir völlig im Reinen, ich hätte es nicht besser machen können. Ich konnte es mir ganz entspannt anschauen.“So sah er, wie der große Favorit Johannes Thingnes Bø patzte und der aussichtre­ich im Rennen liegende Lette Andrejs Rastorguje­vs im letzten Schießen Nerven zeigte.

Peiffer, der seine 14. WM-Medaille holte, bescherte den deutschen Männern in Mittelschw­eden damit die erste Einzelmeda­ille. Für ihn selbst war es nach den Sprintsieg­en bei der Weltmeiste­rschaft 2011 und bei Olympia 2018 der dritte große Erfolg in einem Individual­rennen. Im Ziel lag er 1:08,7 Minuten vor dem Bulgaren Wladimir Iliew und 1:09,1 Minuten vor dem Norweger Tarjei Bø.

„Ich freue mich riesig für den Arnd“, sagte Teamkolleg­e Benedikt Doll. Bundestrai­ner Mark Kirchner sprach von einem „Wahnsinn. Arnd hat ein Superrenne­n gezeigt. EinzelWelt­meister – das hatten wir schon lange nicht mehr.“1999 in Kontiolaht­i hatte Sven Fischer zuletzt triumphier­t. Fischer fiel seinem Nachfolger im Pressezent­rum denn auch freudestra­hlend um den Hals.

Dass ausgerechn­et Peiffer von den vier deutschen Startern zur Goldmedail­le stürmen würde, war vor dem Rennen nicht unbedingt zu erwarten gewesen . Sein bis dato bestes Resultat im Einzel, in dem die Schießfehl­er direkt mit einer Strafminut­e sanktionie­rt werden, war schließlic­h ein siebter Rang bei der WM 2012 in Ruhpolding. Doll (in Östersund 10.), Erik Lesser (11.) und Roman Rees (20.) haben in ihrer Karriere alle schon bessere Resultate eingefahre­n. Nun kam Peiffer aber durch – und das so souverän, dass Kirchner, der 1991 bei der WM in Lahti selbst Gold im Einzel gewonnen hatte, „die tadellose Komplexlei­stung“seines Sportlers würdigte.

Lesser, der mit dem letzten Schuss eine Medaille vergab, erhofft sich durch das Erfolgserl­ebnis weiteren Aufwind für die restlichen Rennen. „Das stärkt das gesamte Team“, sagte er und fügte lächelnd an: „Hoffentlic­h wird Arnd mit mir ein Bier trinken.“Das wird Peiffer bestimmt, zumal er vor der Staffel am Samstag zwei Tage Pause hat. Die hat er sich auch verdient, „denn auf der Schlussrun­de habe ich schon sehr gelitten“, sagte er. Schon vor dem letzten Schießen habe sein Körper „vibriert“. Lesser übrigens wird am Donnerstag (17.10 Uhr/ ZDF, Eurosport) die Single-MixedStaff­el bei deren WM-Premiere absolviere­n, mit Verfolgung­sweltmeist­erin Denise Herrmann (Oberwiesen­thal).

 ?? FOTO: AFP ?? 20 Schuss, 20 Treffer – am Schießstan­d gewann Arnd Peiffer sein unverhofft­es WM-Gold.
FOTO: AFP 20 Schuss, 20 Treffer – am Schießstan­d gewann Arnd Peiffer sein unverhofft­es WM-Gold.

Newspapers in German

Newspapers from Germany