Sprache als Schlüssel zur Welt
Der Kindergarten Neunheim ist seit Januar 2017 eine „Sprach-Kita“.
- Der Kindergarten Neunheim ist seit Januar 2017 eine „Sprach-Kita“, die momentan einzige in Ellwangen, die vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. „Wir sehen die Mehrsprachigkeit der Kinder als Bereicherung für unseren Alltag“, betont Silke Ehrmann. Die Erzieherin hat ein abgeschlossenes Sprachzertifikatsstudium. Sie arbeitet als Fachkraft für die Sprach-Kita zu 50 Prozent im Rahmen des Förderprogramms und zu 50 Prozent im Gruppendienst des Kindergartens.
Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Deshalb fördert das Bundesfamilienministerium die alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung. Der städtische Kindergarten Neunheim nimmt seit Januar 2017 an diesem Bundesprogramm „Sprach-Kita“teil. Die Sprachförderung läuft im Freispiel und Rollenspiel ebenso wie bei den Aktivitäten im Garten oder beim Vespern. „Ich versuche, ein gutes Vorbild zu sein“, sagt Silke Ehrmann. Inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit den Familien gehören mit zum Programm, wie auch Vera May vom Amt für Bildung und Soziales in Ellwangen weiß. Eine externe Fachberatung begleitet die Kitas in ihrer Qualitätsentwicklung; auch Fortbildungen gibt es. Und Silke Ehrmann, die seit vier Jahren im Kindergarten Neunheim tätig ist, schult dann ihre Kolleginnen.
Kinder aus zehn verschiedenen Herkunftsländern
Der Kindergarten Neunheim hat bei 67 Plätzen derzeit gut 50 Mädchen und Jungs im Alter von zwei Jahren bis zur Einschulung. Sie kommen aus zehn verschiedenen Herkunftsländern, aus Albanien, England, Italien, Kroatien, Polen, Russland und Ungarn, aus der Dominikanischen Republik und der Türkei, und natürlich aus Deutschland. Viele der Kinder wachsen zweisprachig auf, zu Hause wird meistens die Muttersprache gesprochen. Das eine oder andere Kind spricht kein einziges deutsches Wort, wenn es zum ersten Mal in den Kindergarten kommt.
Zum Kindergartenprogramm gehören deshalb Begrüßungslieder und Bewegungsspiele in verschiedenen Sprachen sowie Spiellieder auf Englisch und beispielsweise das Lied „Bruder Jakob“. Mütter, Omas und ältere Geschwister von Kindergartenkindern kommen in den Kindergarten, bringen Bücher mit und lesen in ihrer Muttersprache vor, ebenso deutsche Lesepaten. „Wir lesen nicht nur in Deutsch, sondern auch in Russisch, Englisch, Albanisch und Spanisch“, konkretisiert Kindergartenleiterin Andrea Villinger. Auch einen internationalen Kalender gibt es im Kindergarten, auf dem auch die muslimischen Feste wie Opferfest und Ramadan stehen.
Sehr viele Kinder haben noch sprachlichen Förderbedarf
Die Kinder, egal welcher Nationalität, sollen sich im Alltag willkommen fühlen. „Wir arbeiten sehr ressourcenorientiert und sind immer stärkenorientiert“, sagt Andrea Villinger: „Wir haben sehr viele Kinder, die noch sprachlichen Förderbedarf brauchen.“Selbstverständlich gibt es da so manche Informationen und Tipps für die Eltern. Großen Wert gelegt wird darauf, dass die Kinderrechte geachtet und gewahrt werden. Kein Kind soll in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt werden. Denn mit Sprache könne man auch andere verletzen, so Villinger.
Das Vorlesen nimmt einen großen Raum im Kindergarten Neunheim ein. Und so hat sich die städtische Einrichtung unter dem Motto „Märchen aus aller Welt“am Mittwoch auch am Weltgeschichtentag beteiligt. Vorgelesen wurden an diesem Tag das türkische Märchen „Das Töpfchen“, das russische „Das Rübchen“, das englische „Die drei kleinen Schweinchen“und das deutsche Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“, alles natürlich auf Deutsch. In seiner Sprachförderung greift der Kindergarten auch auf das Erzähltheater Kamishibai mit großen Erzählbildern zurück. Geschichten von Feuerwehr und Polizei, vom Eichhörnchen und eine Ostergeschichte mit einem Osterhasen sind zurzeit die Lieblingsgeschichten der Kinder.
Am Dienstag, 26. März, bietet der Kindergarten Neunheim einen Themenabend zur „ Vorurteilsfreien Erziehung und Bildung“an.