Bekämpfen – aber mit Balance
Dem Ostalbkreis droht in diesem Jahr ein massiver Befall mit dem Eichenprozessionsspinner
- Der Landkreis rechnet damit, dass sich der Eichenprozessionsspinner in diesem Jahr als Folge des trockenen Sommers massiv vermehren wird. Und die Behörde will massiv gegen ihn vorgehen: Vom Hubschrauber aus sollen Insektizide gesprüht werden. Dafür werden zeitweise Wälder und Straßen gesperrt werden, denn für die Bekämpfung bleiben Anfang Mai gerade mal zwei Wochen. Dies hat der Forstdezernent des Kreises, Johannes Reck, in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags mitgeteilt. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sehe für den Ostalbkreis jedenfalls eine „akute Gefährdungslage für die Eichenbestände durch Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners“.
Flut an besorgten Anrufen beim Landrat
Ihn erreiche bereits eine Flut von Angstanrufen aus der Bevölkerung, sie sei wegen des Eichenprozessionsspinners in großer Sorge, sagte Landrat Klaus Pavel. Bei der Bekämpfung wolle man in Absprache mit den Naturschutzverbänden die richtige Balance finden. Aber man müsse wegen der Gefahr dieser Schmetterlingsart für die Gesundheit der Menschen zum „Rundumschlag“ansetzen, sagte Reck.
Denn die Haare der Raupe könnten bei Mensch und Tier Hautreizungen und schwere Allergien auslösen. Abgestoßene Brennhaare behielten ihre toxische Wirkung über mehrere Jahre. Sie gelangten durch Winddrift auch auf landwirtschaftliche Flächen und in Futtermittel, kontaminierten Unterholz, Bodenbewuchs, Waldfrüchte und Brennholz. Mehrjähriger Kahlfraß gefährde Eichenbestände und verursache hohen wirtschaftlichen Schaden.
Gefährdet sind nach Angaben des Forstdezernenten 560 Hektar oder ein Prozent der Waldfläche im Ostalbkreis. Besonders massiv leide das fürstliche Haus Oettingen-Wallerstein unter dem Problem. Die Eichenwälder müssten vor Kahlfraß und vor dem Absterben geschützt werden, weshalb ausgewählte Flächen überflogen werden müssten. Eine, im Übrigen sehr präzise, Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners sei nur aus der Luft, also vom Hubschrauber aus, möglich. Die Eiche müsse man auch deswegen schützen, weil sie im Zeichen des Klimawandels als „Hoffnungsbaumart“gelte, da sie resistent gegen Trockenheit sei und sturmfest. Reck: „Auf die Fichte können wir nicht setzen!“
Das Bekämpfungsmittel wirkt Reck zufolge selektiv ausschließlich auf frei fressende Schmetterlingsraupen, ist kein Kontaktgift, nicht gefährlich für Bienen oder giftig für Fische und wirkt nur wenige Tage.
Grüne: Wollen wir jedes Jahr spritzen?
Gegen die Bekämpfung an sich hatte Walter Haveman (Grüne) nichts einzuwenden, aber der Hubschrauber dürfe nur die allerletzte Möglichkeit sein. Schließlich treffe man dann alle Raupen, die Schmetterlinge erzeugen, und somit die gesamte Schmetterlingspopulation. „Wenn die Natur es nicht schafft, des Eichenprozessionsspinners Herr zu werden, wollen wir dann jedes Jahr spritzen?“, fragte er. Permanent alternativlos anzugreifen gehe nicht. Die chemische Keule dezimiere auch andere Insektenarten.
Hier werde der Teufel an die Wand gemalt, hielt Klemens Stöckle (Freie Wähler) dagegen. Schließlich schlüpften nicht alle Schmetterlinge innerhalb dieser vier bis fünf Tage. Es gehe eben nicht ohne Hubschrauber. Sein Rat daher: „Entspannt bleiben!“Wenn man den Eichenprozessionsspinner nicht in den Griff bekomme, würden Ortschaften kontaminiert, fürchtete Kreisrat Nikolaus Ebert (CDU).
Der Landrat unterstrich, es wäre unverantwortlich, wenn Menschen zu Schaden kämen. Man müsse einfach die richtige Balance finden.