Keine Einkaufs-Mall vor den Stadttoren
Gemeinderat stimmt für Potenzialanalyse, wo welche Einzelhandelsansiedlungen möglich sind
Die Ellwanger Innenstadt mit ihrer Mischung aus Läden und Gastronomie hat Flair. Das zu erhalten, haben sich Oberbürgermeister und Gemeinderäte schon immer auf die Fahnen geschrieben. Deshalb wurden unter anderem Sortimente festgelegt, die nur in der Innenstadt verkauft werden dürfen. Nun hat der Gemeinderat einstimmig grünes Licht für eine Potenzialanalyse gegeben. Sie soll zum einen untersuchen, ob und wo es sinnvoll ist, Ergänzungsbereiche für die Innenstadt auszuweisen, und welche Sortimente dort zugelassen werden sollen. Zuvor hatte das Dialogforum Einzelhandelskonzept sich mit dem Thema befasst.
Alle Sortimente freizugeben, davon riet Oberbürgermeister Karl
Hilsenbek dringend ab. Dann öffne man die Schleusen und könne das Rad nicht mehr zurückdrehen. Hilsenbek nannte als Beispiel das Kaufland in Neunheim.
Derzeit wird der Handel in der Innenstadt geschützt, allerdings hat sich das Kaufverhalten seit dem Acoccella-Gutachten von 2005 erheblich verändert. Bei Mode und Accessoires haben sich 25 Prozent der Umsätze ins Internet verlagert, sagte
Klaus Ehrmann, Leiter des Amts für Stadtentwicklung.
Sollte die Potenzialanalyse anfangs eigentlich nur einen eher kleinen Bereich direkt am Bahnhof untersuchen, wird das Gebiet nun deutlich ausgeweitet, nämlich bis hoch zur Siemensbrücke und Siemensstraße und dann entlang der Haller Straße über Schießwasen und alten Bauhof zurück zur Altstadt.
Das fordern die Freien Bürger schon lange, weshalb, begründete Fraktionsvorsitzender Gunter Frick. Er halte das für eine gerechte Lösung, schließlich gebe es allein in der Straße An der Jagst drei Sondergebiete, je eins für Schlagenhauf, Rewe und Dänisches Bettenlager. Sollte sich ein Media-Markt dort ansiedeln wollen, dürfte er das gar nicht, weil für jedes Gebäude eine andere Genehmigung vorliege.
Er wolle aber keine Einkaufs-Mall direkt vor den Stadttoren, betonte Frick, sondern solche Fachmärkte mit 600 bis 800 Quadratmetern Fläche, die sich nie in der Innenstadt ansiedeln würden. Als Beispiel nannte er den Drogeriemarkt dm. Ein Fachmarkt in Bahnhofsnähe oder an der Siemensstraße nutze den Einzelhändlern in der Stadt vielleicht nichts, aber ein Fachmarkt in Westhausen erst recht nicht, spielte Frick auf den Umzug des dm-Drogeriemarkts an.
„Wir müssen schauen, ob die Beschränkungen noch zeitgemäß sind“, sagte Berthold Weiß (Grüne). Das Ziel müsse aber immer sein, die Innenstadt mit ihren Sortimenten zu erhalten. Herbert Hieber (SPD) hielt das Kaufland von 1986 für eine Erbsünde. Interessant sei, dass jetzt der eine oder andere Fachmarkt in die Stadt ziehen wolle. Rolf Merz (CDU) versprach sich von der Analyse Hinweise, wie der Gemeinderat weiter vorgehen kann.