Sehnsucht singt zum Frühlingsbeginn
Erich Schmeckenbecher präsentiert sich in Aalen frech, romantisch und wortgewaltig
(ij) - Wie klingt der Frühling? Der schwäbische Liedermacher Erich Schmeckenbecher hat zum Frühlingsbeginn in der Stadthalle vor gut 150 Zuschauern für Aufklärung im Wortsinn gesorgt: Er klingt nach Freiheit, nach Romantik, nach dem „Vogel Sehnsucht“.
- „So klingt der Frühling“wirbt derzeit ein Radiosender hier im Südwesten. Aber wie klingt er tatsächlich? Der schwäbische Liedermacher Erich Schmeckenbecher hat zum Frühlingsbeginn in der Stadthalle vor gut 150 Zuschauern für Aufklärung im Wortsinn gesorgt: Er klingt nach Freiheit, nach Romantik, nach dem „Vogel Sehnsucht“.
Zunächst eine Überraschung: Zum Auftakt der fünften Ausgabe der Veranstaltungsreihe „wortgewaltig“hatte das Kulturamt der Stadt Aalen den großen Saal der Stadthalle hübsch hergerichtet. Die Zuschauer saßen locker um runde Tische gruppiert, fast schon Bistro-Atmosphäre. „Schön, wie die Stadthalle sich verwandeln kann“, freute sich Kulturamtsmitarbeiterin Uta Singer bei der Begrüßung. Schmeckenbecher nicht auf, sondern vor der Bühne, ganz nah beim Publikum.
Frech, rebellisch, still, neugierig – und manchmal auch naiv
Frech, rebellisch, still, neugierig, manchmal naiv, aber immer mit knitzem Humor – so kennen die Fans den 1953 in Stuttgart geborenen Liedermacher Erich Schmeckenbecher seit Mitte der 70er als ein Teil des Duos Zupfgeigenhansel. Jetzt, alleine auf der Bühne, ersetzt die Mundharmoika den fehlenden Partner – so weit das eben geht. Gut 24 Jahre sei es her, dass er in Aalen gespielt hat, bekennt er, und schiebt nach, dass er das Publikum nicht mit allzu vielen „ZupfiSongs“langweilen wolle. Aber ein paar werden’s dann doch, bis er nach gut 20 Stücken und einigen Zugaben mit „Wie schön blüht uns der Maien“(„um der AfD den Vogel zu zeigen“) den Auftritt beendet.
Zwischen Begrüßung und Abschluss lag ein lehrreicher – und romantischer – Streifzug durch die deutsche Literaturgeschichte. Ein Schubart war zwar nicht dabei, aber sonst quasi alle großen Köpfe der Romantik, des Sturm und Drang: Schiller, Goethe, Heine, Novalis, Eichendorff, Hauff, die Großkopfeten der deutschen Dichter und Denker, die sich gerne auch mal gegen die Großkopfeten aus Adel und Politik auflehnten, wie Schubart ja auch.
Mit Schiller geht’s nicht Richtung Charts
„Einen Schiller vertont man nicht, wenn man in die Charts will“, erklärt Schmeckenbecher den aufmerksam lauschenden Zuhörern. Immer wieder fällt der Applaus verhalten, ja nachdenklich aus. „Des isch ja wia en d’r Kirch“, lacht Schmeckenbecher, „aber was soll man au macha bei solche Liader.“Dabei strahlten nicht alle Stücke des extra zusammengestellten Programms Schwermut aus. „An manchen Tagen“zum Beispiel gleich zum Auftakt: „In meinem Herzen blüht immer ein neues Lied“– Romantiker können auch positiv.
Der Begriff Liedermacher, angesichts der ganzen Singer/Songwriter etwas aus der Mode gekommen: Schmeckenbecher ist so einer, der Lieder tatsächlich „macht“, der den Vogel Sehnsucht zum Frühlingsbeginn zwitschern lässt.
Weitere „wortgewaltig“-Termine: 22. März, 20 Uhr, Stadthalle Aalen: Hagen Rether; 27. März, 20 Uhr, Kino am Kocher: Film zum Schubart-Literaturpreis. 2. April, 19 Uhr, Rathaus: Markus Grill und Wieland Backes; 5. April, 20 Uhr, Stadthalle: Harald Martenstein und Georg Clementi. Karten: TouristInformation Aalen, Telefon 07361 / 522358, www.reservix.de, bei den Aalener Nachrichten, Marktplatz 15 oder der SZ-Tickethotline unter 0751 / 29 555 777.