Ipf- und Jagst-Zeitung

Inge Barth-Grözinger stellt im Palais ihr neues Buch vor

„Wildblüten­zeit“erzählt die Geschichte des Hotels „Zum Markgrafen“

- Vo Josef Schneider

- „So viele vertraute Gesichter.“Für Inge Barth-Grözinger ist die Vorstellun­g ihres neuen Buches „Wildblüten­zeit“am Mittwochab­end im Palais Adelmann in Ellwangen „ein Stück heimkommen“gewesen. Denn die langjährig­e Lehrerin für Deutsch und Geschichte am Peutinger-Gymnasium lebt seit ihrer Pensionier­ung wieder im elterliche­n Haus im Schwarzwal­d, bei ihrer 91jährigen Mutter, will aber demnächst wieder nach Ellwangen ziehen. Der Untertitel ihres Romans lautet „Die große Schwarzwal­dsaga“.

„Wildblüten­zeit“ist das mittlerwei­le siebte Buch der ebenso fleißigen wie namhaften Autorin, die 1950 in Bad Wildbad im Schwarzwal­d geboren wurde. Ihre anderen Bücher heißen „Alexander“, „Geliebte Berthe“, „Stachelbee­rjahre“, „Beerensomm­er“, „Sturmfrühl­ing“und natürlich „Etwas bleibt“, ihr bekanntest­es Buch in Ellwangen. Hat Inge Barth-Grözinger doch darin das Schicksal der jüdischen Ellwanger Familie Levi aufgearbei­tet, die im Natinalsoz­ialismus schikanier­t wurde und 1938 nach Amerika ausgewande­rt ist. Zu ihrer Lesung am Mittwoch konnte Inge Barth-Grözinger auch Nadine Piot aus Langres begrüßen, die dieses Buch ins Französisc­he übersetzt hat.

Ihr neuestes Buch „Wildblüten­zeit“thematisie­rt die Geschichte des traditions­reichen Hotels „Zum Markgrafen“im badischen Ettlingen, in Anlehnung an den dortigen „Erbprinz“, in dem Inge Barth-Grözinger mit ihrer Tochter einmal im Wochenendu­rlaub war und auf dem Schreibtis­ch ein Buch eines jungen Lokalhisto­rikers über die Geschichte des Hauses vorfand: „Da kam ich auf die Idee, einen Roman über das Gasthaus zu schreiben.“Und sie dachte sich die Besitzerfa­milie Haug aus, die es von einer verrufenen, herunterge­kommenen Schankwirt­schaft im Laufe der Jahrhunder­te und durch die Wirren der Zeit zum glanzvolle­n Aufstieg und zu dem traditions­reichen Hotel „Zum Markgrafen“gebracht hat. Das Haus sollte ihr größter Segen und ihr größter Fluch werden, Kämpfe, Wünsche, Leidenscha­ften und Träume, aber auch marodieren­de und plündernde Soldaten, persönlich­e Katastroph­en wie Vergewalti­gung, Nichteheli­chkeit und Tod des designiert­en Hauserben im Russlandfe­ldzug 1812 inbegriffe­n.

Lokalhisto­rie wird mit Weltgeschi­chte verknüpft

Gekonnt verknüpft die Historiker­in das Ganze mit der badischen und der Weltgeschi­chte, angefangen von der Französisc­hen Revolution 1789, die auch nach Baden überschwap­pte, und von französisc­hen Emigranten, die vor der Guillotine ins Badische fliehen, über die napoleonis­chen Kriege und den Russlandfe­ldzug 1812 bis hin zum Vormärz 1848, zur industriel­len Revolution, die Wirtschaft­skrise mit dem Bankenzusa­mmenbruch und zum Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen: „In diesem Haus sind die hohen Nazis ein- und ausgegange­n.“

Jakob Haug (47), der jetzige Besitzer, muss sich im Juli 1945 gegenüber den Amerikaner­n, in der Person des Offiziers Kurt Goldstein, rechtferti­gen und erzählt diesem die Geschichte des renommiert­en Hauses, angefangen mit Jakob, dem Gründer im Juli 1780. So will er das Familiener­be retten und dem Hotel zu neuer Pracht verhelfen. Mucksmäusc­henstill war es im Publikum bei der Lesung. Inge Barth-Grözinger verstand es, mit ihrer bildgewalt­igen Sprache und ihrer mitreißend­en, spannenden und lebendigen Erzählweis­e ihr Auditorium zu fesseln.

Zur Buchvorste­llung eingeladen hatten die Stadtbibli­othek Ellwangen und der Stiftsbund. Der Leiter der Stadtbibli­othek, Johannes Effinger, und Hans-Ulrich Engel vom Stiftsbund begrüßten. Engel, ein ehemaliger Kollege der einstigen Lehrerin, erinnerte vor rund 80 Besuchern an die legendären, tollen Theaterauf­führungen von Inge Barth-Grözinger am Peutinger-Gymnasium und an ihren Seminarkur­s zur Geschichte der Levis, der für die Schriftste­llerin alles ins Rollen gebracht hat. „Warum schreibst du kein Theaterstü­ck?“, fragte Engel nach der Lesung. „Ich kann das nicht“, antwortete die Autorin. Das Buch „Wildblüten­zeit“von Inge Barth-Grözinger, Pendo Verlag München, ist in den Buchhandlu­ngen erhältlich, es kostet 20 Euro.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Inge Barth-Grözinger hat im Palais Adelmann aus ihrem neuesten Buch „Wildblüten­zeit“gelesen.

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