Jagstheim will ans schnelle Internet
Der Breitbandausbau ist für kleine Orte wie Kirchheim am Ries eine teure Sache
- Der kleine Weiler Jagstheim soll schnelles Internet bekommen. Der Gemeinderat Kirchheim hat in seiner letzten Sitzung einen entsprechenden Planungsauftrag zum Breitbandausbau vergeben. Allein die Projektierung kostet bereits satte 48 000 Euro.
Schnelles Internet, 5G-Netz, Breitbandausbau: Die digitale Zukunft ist das Thema unserer Gesellschaft. Wer diese digitale Zukunft finanzieren soll, darüber streiten sich die Kommunen, das Land und der Bund schon seit geraumer Zeit. „Bislang aber bleibt ein großer Teil der Kosten bei den Kommunen hängen. Die Telekommunikations-Infrastruktur ist aber meiner Meinung nach nicht Aufgabe von Gemeinden und Städten, sondern sollte eine hoheitliche Aufgabe sein“, meint Bürgermeister Willi Feige. Trotzdem bleibt dem Rathauschef von Kirchheim nichts anderes übrig, als den Internetausbau in seiner Gemeinde voranzutreiben, um weiterhin als Wohn- und Lebensort für Familien und seine Bürgerinnen und Bürger attraktiv zu bleiben. Dass dies Kirchheim vor große finanzielle Herausforderungen stellt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Zwar sind finanzielle Nachbesserungen in der Förderung des Breitbandausbaus von seiten des Landes und des Bundes versprochen worden, allerdings dauert es noch bis die neuen Förderungen auch bei den Kommunen ankommen. Bis dahin sind Gemeinden wie Kirchheim quasi Alleinunternehmer in Sachen Breitbandausbau.
Dass der schleppende Ausbau beim schnellen Internet für Unmut bei den Bürgern sorgt, ist nur verständlich. In der letzten Gemeinderatssitzung in Kirchheim waren ungewöhnlich viele Bürger anwesend. Sie wollten der Verwaltung mit ihrer Anwesenheit zeigen, dass ihnen die digitale Zukunft nicht egal ist. „Die digitalen Angebote werden immer mehr. Telefonie, Fernsehen und Radio, alles soll digital laufen, nur unsere Netze sind dafür gar nicht ausgebaut“, so die Bürgerinnen und Bürger aus Jagstheim.
Ein Student, der in Jagstheim wohnt, schildert, wie er jedes Mal zur Hochschule nach Aalen fahren muss, um ein wichtiges Programm für sein Studium herunterzuladen. Zuletzt sahen die Pläne der Bundesregierung vor, dass 2018 jeder Haushalt mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt ist. In ländlichen Regionen wie Kirchheim aber war es nicht einmal jeder zweite.
Die jetzige Entscheidung der Gemeindeverwaltung von Kirchheim, die Projektierung des Breitbandausbaus für Jagstheim für satte 48 000 Euro an ein Fachbüro zu vergeben, ist da nur ein kleiner Schritt zur Realisierung, die damit noch lange nicht begonnen hat. „Da verdienen sich die wenigen geeigneten Firmen gerade eine goldene Nase damit“, ist auch die breite Meinung des Gemeinderates. Insgesamt hat Kirchheim im Haushalt 2019/2020 Finanzierungsmittel in Höhe von 350 000 Euro eingestellt. Für einen Ort mit knapp 2000 Einwohnern und keinen großen Gewerbesteuereinnahmen ein ganz schöner Brocken.