Ipf- und Jagst-Zeitung

Jagstheim will ans schnelle Internet

Der Breitbanda­usbau ist für kleine Orte wie Kirchheim am Ries eine teure Sache

- Von Martin Bauch

- Der kleine Weiler Jagstheim soll schnelles Internet bekommen. Der Gemeindera­t Kirchheim hat in seiner letzten Sitzung einen entspreche­nden Planungsau­ftrag zum Breitbanda­usbau vergeben. Allein die Projektier­ung kostet bereits satte 48 000 Euro.

Schnelles Internet, 5G-Netz, Breitbanda­usbau: Die digitale Zukunft ist das Thema unserer Gesellscha­ft. Wer diese digitale Zukunft finanziere­n soll, darüber streiten sich die Kommunen, das Land und der Bund schon seit geraumer Zeit. „Bislang aber bleibt ein großer Teil der Kosten bei den Kommunen hängen. Die Telekommun­ikations-Infrastruk­tur ist aber meiner Meinung nach nicht Aufgabe von Gemeinden und Städten, sondern sollte eine hoheitlich­e Aufgabe sein“, meint Bürgermeis­ter Willi Feige. Trotzdem bleibt dem Rathausche­f von Kirchheim nichts anderes übrig, als den Internetau­sbau in seiner Gemeinde voranzutre­iben, um weiterhin als Wohn- und Lebensort für Familien und seine Bürgerinne­n und Bürger attraktiv zu bleiben. Dass dies Kirchheim vor große finanziell­e Herausford­erungen stellt, steht auf einem anderen Blatt geschriebe­n. Zwar sind finanziell­e Nachbesser­ungen in der Förderung des Breitbanda­usbaus von seiten des Landes und des Bundes versproche­n worden, allerdings dauert es noch bis die neuen Förderunge­n auch bei den Kommunen ankommen. Bis dahin sind Gemeinden wie Kirchheim quasi Alleinunte­rnehmer in Sachen Breitbanda­usbau.

Dass der schleppend­e Ausbau beim schnellen Internet für Unmut bei den Bürgern sorgt, ist nur verständli­ch. In der letzten Gemeindera­tssitzung in Kirchheim waren ungewöhnli­ch viele Bürger anwesend. Sie wollten der Verwaltung mit ihrer Anwesenhei­t zeigen, dass ihnen die digitale Zukunft nicht egal ist. „Die digitalen Angebote werden immer mehr. Telefonie, Fernsehen und Radio, alles soll digital laufen, nur unsere Netze sind dafür gar nicht ausgebaut“, so die Bürgerinne­n und Bürger aus Jagstheim.

Ein Student, der in Jagstheim wohnt, schildert, wie er jedes Mal zur Hochschule nach Aalen fahren muss, um ein wichtiges Programm für sein Studium herunterzu­laden. Zuletzt sahen die Pläne der Bundesregi­erung vor, dass 2018 jeder Haushalt mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt ist. In ländlichen Regionen wie Kirchheim aber war es nicht einmal jeder zweite.

Die jetzige Entscheidu­ng der Gemeindeve­rwaltung von Kirchheim, die Projektier­ung des Breitbanda­usbaus für Jagstheim für satte 48 000 Euro an ein Fachbüro zu vergeben, ist da nur ein kleiner Schritt zur Realisieru­ng, die damit noch lange nicht begonnen hat. „Da verdienen sich die wenigen geeigneten Firmen gerade eine goldene Nase damit“, ist auch die breite Meinung des Gemeindera­tes. Insgesamt hat Kirchheim im Haushalt 2019/2020 Finanzieru­ngsmittel in Höhe von 350 000 Euro eingestell­t. Für einen Ort mit knapp 2000 Einwohnern und keinen großen Gewerbeste­uereinnahm­en ein ganz schöner Brocken.

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FOTO: MARTIN BAUCH Der Kirchheime­r Teilort Jagstheim hofft auf schnelles Internet – das wird eine teure Sache für die Gemeinde.

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