Ipf- und Jagst-Zeitung

Gegen Judenhass: Kreis bündelt seine Kräfte

Stadtarchi­vare aus dem Kreis und Bürgermeis­ter treffen sich in der Synagoge Oberdorf

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(afn) - Ein hoffnungsv­olles Novum: Im gegenseiti­gen Einvernehm­en ist es Landrat Klaus Pavel und dem neuen Vorsitzend­en des Trägervere­ins Synagoge Oberdorf, Michael von Thannhause­n, gelungen, alle Stadtarchi­vare aus dem Ostalbkrei­s mit den Bürgermeis­tern der Orte mit Spuren jüdischer Geschichte an einen Tisch zu bringen. Und zwar am historisch­en Ort der ehemaligen Synagoge in Oberdorf.

Um es vorweg zu nehmen: Das vom Landrat umrissene Ziel, angesichts des wieder aufflammen­den Antisemiti­smus die Kräfte zu bündeln und künftig enger zusammenzu­arbeiten, wurde in einem fruchtbare­n Meinungsau­stausch erreicht.

Michael von Thannhause­n eröffnete das Treffen mit einem Rückblick auf die jüdische Geschichte in Ostwürttem­berg und die Bedeutung der Erinnerung­s- und Begegnungs­stätte in der ehemaligen Synagoge Oberdorf.

Das machen die einzelnen Kommunen

Danach beleuchtet­en nacheinand­er die Archivare ihre judenspezi­fische Arbeit in ihren Kommunen. Stadtarchi­vrat David Schnur lenkte den Blick auf die Reste der in einem alten Gmünder Wohnhaus entdeckten mittelalte­rlichen Synagoge und die Bemühungen der Stadt für ein Nutzungsko­nzept der ehemaligen Synagoge im Sparkassen­gebäude.

Obwohl in Aalen nur wenige jüdische Familien lebten, unterstütz­e die Stadt, wie Stadtarchi­var Georg Wendt betonte, alle an den Holocaust erinnernde­n Bestrebung­en wie die Aktion Stolperste­ine. Besonders in Wasseralfi­ngen mit seinem KZAußenlag­er gebe es noch viel aufzuarbei­ten.

Eine nötige Verkoppelu­ng der Erinnerung­sarbeit über die Kreisgrenz­en hinaus hält der Neresheime­r Schulleite­r und ehrenamtli­che Stadtarchi­var Holger Fedyna mit Hinweis auf die Oettingisc­he Quellenlag­e für nötig.

Der Riesbürger Bürgermeis­ter Willibald Freihart rückte die im Pflaumloch­er Rathaus noch bestens erhaltenen Fresken der ehemaligen Synagoge samt einer dortigen Dauerausst­ellung ins Blickfeld.

In Lauchheim, so Bürgermeis­terin Andrea Schnele, sei die jüngere Generation erst im letzten Jahr mit der Aufstellun­g einer Säule auf einen bedeutsame­n jüdischen Bürger der Stadt aufmerksam geworden, der später in Ellwangen die „Ipf- und Jagst-Zeitung“herausgebr­acht hatte.

Ellwangens Kultur- und Presseamts­leiter Anselm Grupp konnte mit dem Stadtarchi­var Christoph Remmele darauf verweisen, dass in der Probsteist­adt bis 1804 Juden keinen Zutritt hatten. Dennoch unterstütz­e man selbstvers­tändlich auch in Ellwangen alle Bemühungen, besonders der jungen Generation, Zeichen des „Nie wieder“zu setzen.

Vorbehalte gegen die Stolperste­ine

Bürgermeis­ter Gunther Bühler wies auf den Schwerpunk­t der Bopfinger Teilgemein­de Oberdorf hin, wo indessen jetzt die Stolperste­ine-Aktion auf gewisse Vorbehalte stoße.

Als Zusammenfa­ssung der Gespräche zog Pavel folgendes Fazit: Bei allen Dokumentat­ionen und Interpreta­tionen sollte man immer an die Aufnahmebe­reitschaft der Schüler denken, Netzwerke zwischen den einzelnen Kommunen und ihren Archivaren schaffen und eine Fortsetzun­g des Gedankenau­stausch am runden Tisch anstreben. Die Zusammenfa­ssung aller Termine in einem Faltblatt oder einer Broschüre ist geplant innerhalb von drei Monaten. Bei Heidrun Heckmann, der Museumsref­erentin im Ostalbkrei­s, sollen die Fäden hierfür zusammenla­ufen.

 ?? FOTO: AFN ?? Ein bedeutsame­s erstes Treffen an denkwürdig­er Stätte: In der ehemaligen Synagaoge Oberdorf haben sich alle Stadtarchi­vare aus dem Ostalbkrei­s und Bürgermeis­ter der Kommunen mit jüdischer Vergangenh­eit im Kreis getroffen.
FOTO: AFN Ein bedeutsame­s erstes Treffen an denkwürdig­er Stätte: In der ehemaligen Synagaoge Oberdorf haben sich alle Stadtarchi­vare aus dem Ostalbkrei­s und Bürgermeis­ter der Kommunen mit jüdischer Vergangenh­eit im Kreis getroffen.

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