Doppelt so gut
Johannes Thingnes Bø hat der Biathlon-Saison seinen Stempel aufgedrückt – 16 Saisonsiege sind Rekord
(dpa) - Eigentlich hatte Johannes Thingnes Bø mit seinem Leben etwas ganz anderes vor. „Er wollte Fußballprofi werden“, sagte sein älterer Bruder Tarjei. „Aber unsere Eltern wollten das nicht. Sie denken, das ist ein blöder Sport.“Und so wurde der Norweger eben Biathlet – und ist nun mit 25 Jahren einer der Größten überhaupt.
„Biathlon hatte viele Legenden vor mir. Jetzt eine davon zu sein, ist besonders“, sagte Bø, nachdem er am Samstag beim Heim-Weltcup in Oslo seinen 15. Saisonsieg gefeiert hatte. Am Sonntag baute Bø mit dem ersten Platz im Massenstart den Saisonrekord auf 16 Erfolge aus. Zuvor hielt der Franzose Martin Fourcade die Bestmarke (14). „Ich habe Geschichte geschrieben, das ist etwas Großes“, sagte Bø. Die WM in Östersund hatte er zuvor mit viermal Gold und einmal Silber bereits als erfolgreichster Athlet beendet.
Der siebenmalige Weltmeister ist auf dem besten Weg, so dominant zu werden wie einst Landsmann Ole Einar Bjørndalen. Doch Vergleiche mit dem Rekord-Olympiasieger lehnt Bø ab. „Ole ist noch ein anderes Level“, sagt der Gesamtweltcupsieger. „Da sehe ich mich noch nicht.“
Macht Bö am Schießstand keine Fehler, ist die Konkurrenz chancenlos. In der Loipe kann niemand mithalten. „Der kann auch mal zwei oder drei Strafrunden rauslaufen. Er hebt sich deutlich vom Rest ab“, sagte Benedikt Doll, am Sonntag im Massenstart Dritter. Und sein deutscher Teamkollege Erik Lesser ergänzte: „Er macht sicher nicht alles richtig. Aber was er macht, macht er doppelt so gut wie wir.“
Dass er es überhaupt macht, hat auch viel mit seinem älteren Bruder zu tun: „Wäre er nicht gewesen, hätte ich mit 16 mit dem Biathlon aufgehört“, sagt Johannes Thingnes Bø. Tarjei jedoch habe ihn immer mitgerissen – und so die Konkurrenz aus dem eigenen Hause gefördert. Sehenden Auges. Als er noch den Weltcup beherrschte, soll Tarjei Bø einmal gesagt haben: „Ich weiß, dass es noch einen Besseren gibt: Meinen jüngeren Bruder Johannes. Da hab’ ich schon Angst, wenn er mal Weltcup-tauglich ist.“Diese Angst zumindest hat Tarjei Bø im März 2019 längst nicht mehr exklusiv.