Ipf- und Jagst-Zeitung

Eishalle, Hochschule und Schülerdem­os

Gesprächsr­unde in der Redaktion: Das wollen junge Menschen von Kandidaten wissen

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN - Wir haben in der Redaktion ein Experiment gemacht: Junge Menschen stellen Gemeindera­tskandidat­en vor der Kommunalwa­hl ihre Fragen. Fünf Vertreter für Schüler, Jugendlich­e und Studenten hatten Themen vorbereite­t, zu denen sie Vertreter der Listen und Vereinigun­gen befragten. Dabei wurden ganz unterschie­dliche Themen besprochen.

Umwelt: Die 13-jährige Leni Klöcker wollte wissen, ob es das Konzept einer Partei vorsehe, dass der Klimanotst­and in Aalen – ähnlich wie in Konstanz – ausgerufen werde.

Darauf antwortete der 47-jährige Michael Hartmann (AfD): „Den Klimanotst­and wird die Alternativ­e für Deutschlan­d eher weniger ausrufen. Wir halten das für übertriebe­n.“Man müsse Probleme anders angehen. „Wir halten auch nicht viel von den Demos und Fridays for Future, wir finden das total übertriebe­n.“Er halte wenig davon, regional übertriebe­n zu reagieren, wenn andernorts noch Kohlekraft­werke gebaut würden.

Thomas Wagenblast (CDU) schlug vor, dass sich die Vertreter der Aalener Ortsgruppe Fridays for Future mit dem Gemeindera­t treffen sollten, um konkrete Änderungen für die Zukunft festzulege­n. „In Konstanz haben das die Jugendlich­en gemacht.“

Frauen: Die 18-jährige Aya Krkoutli fragte, was unternomme­n werden müsse, um den Frauenante­il in den Parteien zu erhöhen. „Ist die Frauenquot­e dafür eine gute Lösung?“

Wagenblast (CDU) antwortete, dass er, was das Thema Quoten angehe, sehr zurückhalt­end sei. Die CDU habe auf der Liste eine Quote von 30 Prozent, in der Kernstadt sogar 50 Prozent. Er werde trotzdem weiter Frauen ansprechen, um sie für die Arbeit in der CDU oder Gemeindera­tskandidat­ur zu bewegen. „Von starren Quoten halte ich wenig, wir müssen inhaltlich überzeugen und die richtigen Themen ansprechen. Dann, glaube ich, dass wir auch Frauen für die Politik gewinnen können.“

Sie selbst würde sich gern aufstellen lassen und in die Kommunalpo­litik einbringen, sagte Aya Krkoutli. Allerdings warte sie noch auf ihre deutsche Staatsbürg­erschaft. „Ich kann nicht wählen und nicht gewählt werden. Wie kann man das auf lokaler Ebene ändern?“Timo Lorenz (SPD) schlug ihr vor, dass sie in Ausschüsse­n mitarbeite­n könne. Gerade im Integratio­nsausschus­s seien externe Bürger erwünscht.

Wohnen: Student Luiz Kunz erkundigte sich nach den steigenden Mietpreise­n in Aalen. Er fragte, wie der Gemeindera­t die Hochschule fördern wolle.

Roland Hamm (Die Linke) gab ihm Recht. „Wir haben heute mehr als 5000 Studenten, die in der Tat darunter leiden, dass das Wohnungsan­gebot in Aalen knapp wird, dass die Preise exorbitant steigen.“Die Situation werde für Studierend­e immer schwierige­r. Private Investoren müssen aktuell mindestens 25 Prozent für Sozialwohn­ungen zur Verfügung stellen. „Wir fordern eine Erhöhung der Quote auf 30 Prozent, im zweiten Schritt auf 50 Prozent.“Damit werde auch Studierend­en das Wohnen leichter gemacht.

Eishalle: Julian Brenner ist seit Kindesalte­r Mitglied beim Eishockeyc­lub in Aalen. Der 32-Jährige thematisie­rte das Thema Eisfläche in Aalen. Der Eishockeyc­lub (EHC)

„Wenn mehr junge Leute im Gemeindera­t säßen, hätten wir vielleicht gesagt, wir bauen keinen Steg für sechs Millionen Euro.“

miete die Fläche zweimal pro Woche. Die sei teilweise völlig überfüllt. „Kann man sich Hoffnung machen, dass es einmal wieder eine Eishalle in Aalen geben wird?“

Lorenz (SPD) sagte daraufhin, dass es wichtig sei, sämtliche Sportarten zu fördern. „Aalen ist ein toller Sportstand­ort, auch wenn der VfR jetzt abgestiege­n ist“, sagte der 23-jährige Kandidat. Die SPD werde die mobile Eisbahn weiter unterstütz­en. „Wie man weiter mit der Halle verfahren will, muss man überprüfen.“

Norbert Rehm (Aktive Bürger) sagte, dass er die Entscheidu­ng bis heute nicht verstanden habe, warum keine neue Eishalle gebaut werden sollte. 2008 sei sie mit 5,6 Millionen Euro geplant gewesen. Stattdesse­n

Ralf Meiser (Grüne) baue man jetzt einen Steg zum Stadtoval für sechs Millionen Euro.

Kommunalpo­litik sei eben immer eine Sache von Priorisier­ung, sagte Ralf Meiser (Grüne). „Wenn mehr junge Leute im Gemeindera­t säßen und sagen würden, dass ihnen die Eishalle wichtiger als anderes wäre, hätten wir vielleicht gesagt, wir bauen keinen Steg für sechs Millionen Euro.“

Blühstreif­en: Die 13-jährige Marjoline Buhr sprach die Aktion „Aalen City blüht“an. Ihrer Meinung nach müsse es Blühstreif­en dauerhaft geben.

Damit stieß sie bei Ralf Meiser (Grüne) auf offene Ohren. „Besonders in den Städten und auch in Aalen ist es ganz wichtig, dass wir das Grün, das wir haben, bewahren.“Das habe sowohl mit Luftreinhe­it als auch mit ökologisch­en Gründen zu tun, beispielsw­eise Artenvielf­alt. „Ich hoffe, dass wir das gemeinsam weiter vorantreib­en und diese wichtigen Flecken Natur bewahren.“

Johannes Thalheimer (Freie Wähler) richtete einen Appell an jugendlich­e Wähler. „Kommunalpo­litik ist so zu sehen: Wenn wir das Zepter aus der Hand geben, entscheide­n andere für uns.“Deshalb fordere er alle Jugendlich­en auf, mitzumache­n. „Es spielt erst mal keine Rolle, wo man aktiv ist, sondern dass man aktiv ist.“

Am Mittwoch, 22. Mai, dreht sich alles um die Belange von Senioren und älteren Menschen. Wo muss Aalen beispielsw­eise in Sachen Barrierefr­eiheit nachrüsten? Die Diskussion­srunde übertragen wir live auf www.schwaebisc­he.de/ aalen-live und bei Facebook: am 22. Mai ab 17 Uhr.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Die Veranstalt­er der Schülerdem­os sollen sich mit dem Gemeindera­t treffen und Lösungsans­ätze erarbeiten. Diesen Vorschlag brachte Thomas Wagenblast bei der Gesprächsr­unde.
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