Neues Leben in Sieger Köders Atelier
Wo Wasseralfingens berühmter Malerpfarrer arbeitete, soll ein besonderer Ort der Begegnung und Kreativität entstehen
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AALEN-WASSERALFINGEN - Niemand weiß, wie viele Menschen in diesem mindestens 200 Jahre alten Haus schon ein- und ausgegangen sind. Der bekannteste von ihnen war Sieger Köder, der hier über viele Jahre sein Atelier hatte. An diesem Samstag, 18. Mai, wird es, noch im Prozess des Entwickelns und Entstehens begriffen, zum Auftakt des ersten Wassseralfinger Kulturfrühlings um 17.30 Uhr eröffnet Aber nicht als Museum oder Gedenkstätte. Köders Schaffensstätte soll eine lebendige und persönliche Hommage an den bekannten malenden Pfarrer und Monsignore werden, aber auch eine an die Kunst und die Kreativität des Menschen. Das Ziel: ein Ort der Begegnung im Geiste Köders.
Fast könnte man meinen, der berühmte malende, in Wasseralfingen geborene Pfarrer hätte nur kurz sein Atelier verlassen, um später wiederzukommen. Etliche Pinsel liegen auf dem Malertisch mit den eingetrockneten Ölfarben, an der Wand lehnt eine Staffelei, und wer sich näher umblickt, findet „Hinweise“: einige Pilgermuscheln, eine Wurzel, Inspiration für die „Wurzel Jesse“, den Stammbaum Jesu, ein Stück Rinde als Werkstück für die „Krippelesfrauen“, die hier als letzte Kunstschaffende die Figuren für die Bildstöckle-Krippe in der Stephanuskirche fertigten. Und so soll das Atelier auch angelegt sein: ein Ort, an dem großartige Kunst entstanden ist und erneut entstehen soll.
Ein Haus mit viel Geschichte
Das Haus in der Ritter-Ulrich-Straße 2 hat viel gesehen. Es gehörte einst dem „Lamm“-Wirt gegenüber, dann den Dopfers, in ihrer Dampfziegelei Schöpfer der legendären Dopfersteine, es war bis 1905 über 15 Jahre lang Pfarrhaus, Druckerei, Kleider- und Geschirrladen, Lebensmittelgeschäft und zuletzt Farbengeschäft. Köder malte in dem ihm gehörenden Haus in seinen jungen Jahren oben, später dann unten im großen Raum. Zum Beispiel seine großen Glasfenster.
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In den 1980er-Jahren hat der „Pfarrer, der mit Bildern predigt“, das komplette Haus inklusive dem Atelier an seine drei Neffen überschrieben. Einer davon ist Burkhard Michalsky, der erste Vorsitzende des Bundes für Heimatpflege Wasseralfingen. Der rührige Verein hat sich der Pflege der 100jährigen Kunstund Kulturtradition in Wasseralfingen verpflichtet und ist eng mit Köder verbunden. Als der 2015 starb und das Atelier dann längere Zeit leer stand, hatte Michalsky die Idee, das vor allem in Ellwangen und Umland museal verortete
ANZEIGE Vermächtnis Köders in seiner bis zuletzt geliebten Heimatstadt zu zeigen, aber auch sein Atelier, in dem die früheren Bilder entstanden: „Dieses Haus, das eines der ältesten Häuser in Wasseralfingen ist, soll mit Leben erfüllt werden. Hier sollen sich Menschen treffen und Kunst machen.“
Viel Zeit und Ideen investiert
Michalsky hat bislang nicht nur weit über 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Sanierung gesteckt, sondern auch viel gesammelt. Persönliches seines Onkels, Fotos, unvollendete Bilder, Alltägliches aus dem Leben des Pfarrers und Künstlers, das in einer Extra-Ecke gezeigt werden soll. Bei den Handwerkerarbeiten zeigt er viel Kreativität, mit überschaubarem finanziellem Einsatz das Atelier in Szene zu setzen. Die Strahler etwa, die den „Schulball am Schubart-Gymnasium“beleuchten, stammen vom „Kino am Kocher“, die Leiste für die Leitungen hat er selbst gebastelt.
Er hat auch viele Ideen, wie das Atelier zu einem Ort der Kunst und der Menschen werden kann. Es liegt direkt am Sieger-Köder-Weg und er kann sich vorstellen, hier vielleicht einen Biergarten für Besucher einzurichten, vielleicht mit Kunst garniert. In einem zweiten Schritt könne man auch an ein „offenes Atelier“oder Kunst-Workshops im Obergeschoss denken.
Das Gebäude war nach dem Tod Köders von den Neffen an die Wohnungsbau Aalen verkauft worden, die hier günstige Wohnungen vermietet. Zudem übernimmt sie die Sanierung der damals unfachmännisch mit Zement und Farbe überzogenen Sandsteinfassade. Für dieses Projekt hatte sich Ortsvorsteherin Andrea Hatam, die auch Kassiererin im Verein ist, stark eingesetzt. Wie sie erklärt, haben sagt Sieger Köders Neffe
Burkhard Michalsky. aber auch viele andere mitgeholfen: Mitglieder des Vereins, Handwerker mit Arbeitsstunden oder Spenden, Helfer und Ideengeber wie Joachim Wagenblast. Michalsky freut sich, dass die Stadt und – zumindest mehrheitlich – der Gemeinderat voll und ganz dahinter stehen und die Wohnungsbau für die Fassadensanierung ordentlich Geld in die Hand nimmt. Der Gemeinderat hatte als Anschubfinanzierung 10 000 Euro bereitgestellt und übernimmt die Pachtkosten fürs Atelier in Höhe von monatlich 500 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Den Unterhalt und die Kosten für die Innengestaltung trägt der Bund für Heimatpflege.
Der erste
beginnt am Samstag, 18. Mai, um 17.30 Uhr unter dem Titel „Kunst und Kultur am SiegerKöder-Weg“mit der Eröffnung des Sieger-Köder-Ateliers durch Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Ortsvorsteherin Andrea Hatam. Danach findet um 19 Uhr ein Konzert mit dem kubanischen Liedermacher Javier Herrera im Alten Kirchle statt.
„Dieses Haus, das eines der ältesten Häuser in Wasseralfingen ist, soll mit Leben erfüllt werden. Hier sollen sich Menschen treffen und Kunst machen“,