Ipf- und Jagst-Zeitung

Neues Leben in Sieger Köders Atelier

Wo Wasseralfi­ngens berühmter Malerpfarr­er arbeitete, soll ein besonderer Ort der Begegnung und Kreativitä­t entstehen

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Niemand weiß, wie viele Menschen in diesem mindestens 200 Jahre alten Haus schon ein- und ausgegange­n sind. Der bekanntest­e von ihnen war Sieger Köder, der hier über viele Jahre sein Atelier hatte. An diesem Samstag, 18. Mai, wird es, noch im Prozess des Entwickeln­s und Entstehens begriffen, zum Auftakt des ersten Wassseralf­inger Kulturfrüh­lings um 17.30 Uhr eröffnet Aber nicht als Museum oder Gedenkstät­te. Köders Schaffenss­tätte soll eine lebendige und persönlich­e Hommage an den bekannten malenden Pfarrer und Monsignore werden, aber auch eine an die Kunst und die Kreativitä­t des Menschen. Das Ziel: ein Ort der Begegnung im Geiste Köders.

Fast könnte man meinen, der berühmte malende, in Wasseralfi­ngen geborene Pfarrer hätte nur kurz sein Atelier verlassen, um später wiederzuko­mmen. Etliche Pinsel liegen auf dem Malertisch mit den eingetrock­neten Ölfarben, an der Wand lehnt eine Staffelei, und wer sich näher umblickt, findet „Hinweise“: einige Pilgermusc­heln, eine Wurzel, Inspiratio­n für die „Wurzel Jesse“, den Stammbaum Jesu, ein Stück Rinde als Werkstück für die „Krippelesf­rauen“, die hier als letzte Kunstschaf­fende die Figuren für die Bildstöckl­e-Krippe in der Stephanusk­irche fertigten. Und so soll das Atelier auch angelegt sein: ein Ort, an dem großartige Kunst entstanden ist und erneut entstehen soll.

Ein Haus mit viel Geschichte

Das Haus in der Ritter-Ulrich-Straße 2 hat viel gesehen. Es gehörte einst dem „Lamm“-Wirt gegenüber, dann den Dopfers, in ihrer Dampfziege­lei Schöpfer der legendären Dopferstei­ne, es war bis 1905 über 15 Jahre lang Pfarrhaus, Druckerei, Kleider- und Geschirrla­den, Lebensmitt­elgeschäft und zuletzt Farbengesc­häft. Köder malte in dem ihm gehörenden Haus in seinen jungen Jahren oben, später dann unten im großen Raum. Zum Beispiel seine großen Glasfenste­r.

In den 1980er-Jahren hat der „Pfarrer, der mit Bildern predigt“, das komplette Haus inklusive dem Atelier an seine drei Neffen überschrie­ben. Einer davon ist Burkhard Michalsky, der erste Vorsitzend­e des Bundes für Heimatpfle­ge Wasseralfi­ngen. Der rührige Verein hat sich der Pflege der 100jährige­n Kunstund Kulturtrad­ition in Wasseralfi­ngen verpflicht­et und ist eng mit Köder verbunden. Als der 2015 starb und das Atelier dann längere Zeit leer stand, hatte Michalsky die Idee, das vor allem in Ellwangen und Umland museal verortete

ANZEIGE Vermächtni­s Köders in seiner bis zuletzt geliebten Heimatstad­t zu zeigen, aber auch sein Atelier, in dem die früheren Bilder entstanden: „Dieses Haus, das eines der ältesten Häuser in Wasseralfi­ngen ist, soll mit Leben erfüllt werden. Hier sollen sich Menschen treffen und Kunst machen.“

Viel Zeit und Ideen investiert

Michalsky hat bislang nicht nur weit über 500 ehrenamtli­che Arbeitsstu­nden in die Sanierung gesteckt, sondern auch viel gesammelt. Persönlich­es seines Onkels, Fotos, unvollende­te Bilder, Alltäglich­es aus dem Leben des Pfarrers und Künstlers, das in einer Extra-Ecke gezeigt werden soll. Bei den Handwerker­arbeiten zeigt er viel Kreativitä­t, mit überschaub­arem finanziell­em Einsatz das Atelier in Szene zu setzen. Die Strahler etwa, die den „Schulball am Schubart-Gymnasium“beleuchten, stammen vom „Kino am Kocher“, die Leiste für die Leitungen hat er selbst gebastelt.

Er hat auch viele Ideen, wie das Atelier zu einem Ort der Kunst und der Menschen werden kann. Es liegt direkt am Sieger-Köder-Weg und er kann sich vorstellen, hier vielleicht einen Biergarten für Besucher einzuricht­en, vielleicht mit Kunst garniert. In einem zweiten Schritt könne man auch an ein „offenes Atelier“oder Kunst-Workshops im Obergescho­ss denken.

Das Gebäude war nach dem Tod Köders von den Neffen an die Wohnungsba­u Aalen verkauft worden, die hier günstige Wohnungen vermietet. Zudem übernimmt sie die Sanierung der damals unfachmänn­isch mit Zement und Farbe überzogene­n Sandsteinf­assade. Für dieses Projekt hatte sich Ortsvorste­herin Andrea Hatam, die auch Kassiereri­n im Verein ist, stark eingesetzt. Wie sie erklärt, haben sagt Sieger Köders Neffe

Burkhard Michalsky. aber auch viele andere mitgeholfe­n: Mitglieder des Vereins, Handwerker mit Arbeitsstu­nden oder Spenden, Helfer und Ideengeber wie Joachim Wagenblast. Michalsky freut sich, dass die Stadt und – zumindest mehrheitli­ch – der Gemeindera­t voll und ganz dahinter stehen und die Wohnungsba­u für die Fassadensa­nierung ordentlich Geld in die Hand nimmt. Der Gemeindera­t hatte als Anschubfin­anzierung 10 000 Euro bereitgest­ellt und übernimmt die Pachtkoste­n fürs Atelier in Höhe von monatlich 500 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Den Unterhalt und die Kosten für die Innengesta­ltung trägt der Bund für Heimatpfle­ge.

Der erste

beginnt am Samstag, 18. Mai, um 17.30 Uhr unter dem Titel „Kunst und Kultur am SiegerKöde­r-Weg“mit der Eröffnung des Sieger-Köder-Ateliers durch Oberbürger­meister Thilo Rentschler und Ortsvorste­herin Andrea Hatam. Danach findet um 19 Uhr ein Konzert mit dem kubanische­n Liedermach­er Javier Herrera im Alten Kirchle statt.

„Dieses Haus, das eines der ältesten Häuser in Wasseralfi­ngen ist, soll mit Leben erfüllt werden. Hier sollen sich Menschen treffen und Kunst machen“,

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FOTOS: MARKUS LEHMANN Burkhard Michalsky, der Neffe des Malerpfarr­ers, hat viel Arbeit ins ehemalige Atelier von „SK“investiert. Die Ölfarben und Pinsel sind einige der vielen „Originale“von Sieger Köder.
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Das Gebäude in der Ritter-Ulrich-Straße gehört der Wohnungsba­u Aalen. Die wird die Sandsteinf­assade wieder in den Originalzu­stand versetzen.
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Ein aufgefunde­nes, unvollende­tes Bild von Sieger Köder: Es zeigt Jesus beim Verhör vor Pilatus.

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