Ellwangen hat die Qual der Wahl
1900 Interessierte bei der OB-Kandidatenvorstellung in der Rundsporthalle.
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ELLWANGEN - Die Ellwanger haben bei der Wahl des künftigen Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin am 26. Mai die Qual der Wahl. Bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung am Freitag in der Rundsporthalle haben sich Sabine Heidrich, Michael Dambacher und Matthias Renschler vor 1900 Interessierten gleichermaßen gut präsentiert. Jeweils 15 Minuten für die Vorstellung ihrer Person und ihres Programms und 15 weitere Minuten für die Beantwortung von Fragen aus der Bevölkerung waren vorgegeben.
Alle drei zeigten ein Herz für die Belebung der Innenstadt und die Beseitigung von Leerständen, für Kinderbetreuungseinrichtungen und eine vielfältige Pflegelandschaft, für die Vereine und das Ehrenamt, für die Musikschule, für die Ortschaften Pfahlheim, Rindelbach, Röhlingen und Schrezheim. Und alle drei sprachen sich für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die Stärkung von Tourismus, den Ausbau des Radnetzes, für Klimaschutz und für Kreisverkehre aus. Die Landesgartenschau 2026 sehen sie als Chance für Ellwangen, und auf dem ehemaligen Kasernengelände können sie sich im Rahmen der Konversion einen Bildungscampus mit Hochschule und Wohnbebauung gut vorstellen.
Konzept und neue Perspektiven Michael Dambacher,
der von der CDU und den Freien Bürgern unterstützt wird, war der Erste, der sich präsentieren durfte. Der gebürtige Ellwanger, Vater einer vierjährigen Tochter, katholisch und seit 2010 Bürgermeister von Bühlertann ist mit 39 Jahren der jüngste der Kandidaten. Der Diplom-Verwaltungswirt besuchte in Westhausen die Grundschule, machte am Hariolf-Gymnasium Abitur und leistete seinen Wehrdienst an der Reinhardt-Kaserne. „Ich fühle mich in Ellwangen sehr wohl“, sagte er, aber: „Ellwangen braucht Konzepte und neue Perspektiven.“
Der Blick über den Tellerrand, ein starkes Wir-Gefühl unter den Bürgern und ein gutes Miteinander seien ihm wichtig. Er wolle als OB alle möglichen Förderprogramme des Bundes und des Landes nutzen und auch nach privaten Investoren suchen. Dambacher trat für eine monatliche Bürgersprechstunde und einen zentralen Ehrenamtsbeauftragten ein. Wirtschaftsförderung und Citymanagement müssten zur Chefsache erklärt werden. Eine Hochschule mit vielleicht 1000 Studierenden würde die Innenstadt beleben. Denn: „Was Ellwangen momentan fehlt, sind junge Leute.“Dambacher zeigte Humor, Schlagfertigkeit und Bürgernähe.
Mit Ellwangen verbunden Sabine Heidrich,
Diplom-Verwaltungswirtin und Betriebswirtin, Mutter zweier Kinder (19 und 16) und seit 2018 Bürgermeisterin von Neuler, stellte ihre Parteiunabhängigkeit, ihre berufliche Erfahrung, ihr „hervorragendes Netzwerk“und ihre Tätigkeit als Stadtkämmerin in Ellwangen heraus. Sie fühle sich sehr verbunden mit Ellwangen und den Ortschaften, sprach sich für die Ausweitung des Stadtbus-Angebots, für seniorengerechtes Wohnen, bezahlbaren Wohnraum, die Sicherung der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik, die Aufwertung des Bahnhofareals und einen engen Dialog mit den Unternehmern aus. Sie stehe für Veränderungswille, Mut, Kreativität, Zielstrebigkeit, Verhandlungsgeschick, Diplomatie und Verlässlichkeit. Heidrich ist für die Einstellung eines Klimabeauftragten und Beauftragten für Nachhaltigkeit. Sie plädierte für eine maßvolle Erweiterung des Gewerbegebiets, und zwar am Standortübungsplatz. Die geschiedene Katholikin versprach, wenn sie gewählt werde, ihren Wohnort von Abtsgmünd nach Ellwangen zu verlegen.
Der Jurist Matthias Renschler (50) ist verheiratet, Protestant, Vater zweier Kinder und aufgewachsen in Ellwangen, wo noch heute Eltern und Bruder leben. Sein Abitur legte er am Peutinger-Gymnasium ab. Nach seinem Wehrdienst studierte der gebürtige Mannheimer in Heidelberg Rechtswissenschaften, seit 2003 ist er in Walldorf als Rechtsanwalt tätig. Renschler ist FDP-Mitglied und wird von den Grünen und der SPD unterstützt. Er trat für die Stelle eines Vereinsund Ehrenamtsbeauftragten und für eine nachhaltige Unterstützung der Gewerbetreibenden ein.
„Ellwangen soll die Einkaufsstadt für die eigenen Bürger sein“, betonte Renschler. Er machte sich stark für eine leistungsfähige und bürgerorientierte Verwaltung, und zeigte sich familienfreundlich, dynamisch und mit offenem Ohr für die Bürger: „Mich kann man ansprechen.“Er sprach sich für Runde Tische, Bürgerforen und Netzwerke aus und wolle Interessenvertreter der Teilorte sein. Als „Kind dieser Stadt“wolle er „Ellwangen für uns zukunftsfähig gestalten“. In Bezug auf Leerstände in der Innenstadt will Renschler einen „Runden Tisch mit den Eigentümern suchen“. Ein geschlossenes Konzept für den Bereich Handel, Gastronomie und Tourismus ist Renschler wichtig. Und die Landwirtschaft müsse gefördert werden. Agrarflächen sollten nicht sinnlos geopfert werden.