Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie in einer Bananenrep­ublik

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Wie ist das Video entstanden? Wer hat es gedreht? Wie wurde die Falle konstruier­t? Das sind nur einige der Fragen, die in den kommenden Tagen beantworte­t werden müssen, wenn es um den filmreifen Sturz des österreich­ischen Vizekanzle­rs HeinzChris­tian Strache geht. Doch der Versuch der rechtsradi­kalen FPÖ, ihren zurückgetr­etenen Chef als Opfer von ausländisc­hen Geheimdien­sten, Medien und politische­n Gegnern darzustell­en, schlägt fehl. Denn die Wucht und die Ungeheuerl­ichkeit der Aussagen Straches übertreffe­n bei Weitem die durchaus fragwürdig­e Aktivität derer, die diesen Hinterhalt ausgeklüge­lt haben.

Nein, Strache muss nicht gehen, weil er angetrunke­n war und den Macho gegeben hat. Strache muss gehen, weil er staatliche Aufträge im Gegenzug zur Finanzieru­ng seiner Partei in Aussicht gestellt hat – und auch weil er wie in einer Bananenrep­ublik die Möglichkei­t in den Raum stellte, massiv die Medienfrei­heit einschränk­en zu wollen. Der vermeintli­che Saubermann griff tief in die Kloake. Er ist seit Samstag als politische­r Akteur Geschichte.

Spannend wird es nun, wie es in Österreich weitergeht, denn Strache ist kein „Einzelfall“, wie es AfD-Chef Jörg Meuthen in Vasallentr­eue zur FPÖ versuchte zu suggeriere­n. Kanzler Sebastian Kurz hat nach einer Reihe von Skandalen um seinen vormaligen Koalitions­partner die Flucht nach vorne angetreten. Aber noch vor den Neuwahlen muss Österreich aufdecken, ob es – wie von Strache angedeutet – ein System der verdeckten Parteienfi­nanzierung für die Rechtsauße­n gibt.

Auch muss geklärt werden, was in dem von der FPÖ geführten Innenminis­terium die vergangene­n Jahre geschah. Es gibt zuhauf Hinweise, dass verbündete Geheimdien­ste die Zusammenar­beit mit Österreich wegen Sicherheit­srisiken einschränk­en wollten oder es getan haben. Die Forderung, die Minister der sogenannte­n Freiheitli­chen zu entlassen und sie sofort mit unabhängig­en Experten zu ersetzen, damit der Rechtsstaa­t nicht weiter Schaden nimmt, ist beileibe nicht übertriebe­n.

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