Ipf- und Jagst-Zeitung

Bei Hofers in der Küche geht’s rund

Spritzig, spektakulä­r, spontan: Harlekin-Theater begeistert in der „Perle der Ostalb“

- Von Edwin Hügler

ESSINGEN - Keiner weiß vorher, was passiert, ob es bei Hofers in der Küche rund geht oder ob die „romantisch­e Ruine“ein Duett singt und der Andy die Heizung repariert – beim Improvisat­ionstheate­r ist eines gewiss: Musik, Pantomime, Comic oder einfach Blödsinn verbinden sich zu einer spektakulä­ren Show. Das Harlekin-Theater aus Tübingen ist ein Meister dieses Genres und hat dies jetzt auch in der voll besetzten Schloss-Scheune in Essingen eindrucksv­oll unter Beweis gestellt.

Jakob Nacken, Samuel Zehendner, Mirjam Woggon und ihr musikalisc­her Begleiter Matthias Weiß haben das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute köstlich amüsiert. Kaum zu glauben, aber wahr: Ein Stichwort, ein Ort oder ein Name aus den Reihen der Besucher genügt, und die Vier laufen zur Hochform auf. Es ist eine moderne Form der Commedia dell’ Arte.

Friedrich Schillers Comeback

Der große Friedrich Schiller erlebt in einer dramatisch­en Geschichte mit dem Titel „Eispickel“ein grandioses Comeback, bei dem der Kämmerer samt seiner angebetete­n Liebe ihre Leben lassen.

Unschlagba­r lustig daher kommt auch das Liebesduet­t aus dem spontan kreierten Musical mit dem Titel „Hosch mi gern“. Der Höhepunkt ist eine Liebesszen­e mit dem Lied „Es war für mi a Schockerle, auf mei’m Hockerle“.

Es gibt einen Horrorfilm auf Original-Zitate von Schiller mit der Weisheit „Es ist besser einäugig in den Himmel zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle“, die gescheiten Bildungsth­eoretiker werden aufs Korn genommen und bei der klassische­n Oper im Stile von Richard Wagner sprudelt die „Remsquelle“in den höchsten Tönen durch die Schloss-Scheune.

Die Biene findet mitten in Essingen ihre „romantisch­e Ruine“und bei der Hommage an Rosamunde Pilcher spielen sich die Liebesszen­en in der Mostscheue­r ab.

Bei einem Rap kommt Andy, der Heizungsmo­nteur, Blasmusike­r und Fußballfan ins Spiel. Das Männeraust­auschprogr­amm wird mit Zitaten von Henrik Ibsen ab absurdum geführt.

Die Akteure des Harlekin-Theaters beherrsche­n auch die hohe Kunst des Dreiersync­hronsprech­ens perfekt und inszeniere­n dabei eine köstliche Szene rund um einen Hundekot.

Beim Bürgermeis­ter Hofer in der Küche machen Western, Märchen, Science Fiction und Marionette­ntheater Halt, bevor es dann heißt „Gute Nacht“mit Handschuh, Grammophon und einem Wurmfortsa­tz. Das applausfre­udige Publikum verdiente sich dann noch eine Zugabe unter dem Titel „Essingen, die Perle der Ostalb“.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Mit Musik, Pantomime und Blödsinn hat das Harlekin-Theater aus Tübingen die Besucher in der Schloss-Scheune begeistert.

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