Ipf- und Jagst-Zeitung

Kostenlose Angebote mit Haken

Hinter vielen Filmportal­en im Netz stecken Abzocker

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Kostenlos Filme sehen oder Musikvideo­s genießen – derlei verführeri­sche Offerten gibt es im Internet reihenweis­e. Denn die Zahlungsbe­reitschaft der Konsumente­n für Unterhaltu­ng ist begrenzt, wie eine noch junge Umfrage zeigt. Maximal 15 Euro monatlich würden die Verbrauche­r mehrheitli­ch dafür ausgeben. Allein schon der Marktführe­r Netflix verlangt zwischen acht und 16 Euro für das monatliche Abo. Da ist die Versuchung der vielen Schnäppche­nangebote groß.

Sie heißen beispielsw­eise cinemadome.net, kinolox.de oder filmpalast­24.com. Gemeinsam ist diesen drei Portalen wie rund 200 weiteren, dass sie sich auf der Liste der Anbieter finden, die den digitalen Marktwächt­ern der Verbrauche­rzentralen durch viele Beschwerde­n oder eigene Recherchen aufgefalle­n sind.

„Die Betreiber dieser Seiten versuchen Internetnu­tzer mit vorgetäusc­hten kostenlose­n Angeboten in eine Abofalle zu locken“, erklären die Marktwächt­er. Nach der Registrier­ung gebe es weder die angekündig­ten Filme oder Serien, noch versendete­n die Anbieter eine Bestätigun­gsmail.

Mit so einer E-Mail müsste der Vertrag bestätigt werden, den die Nutzer angeblich abgeschlos­sen haben. Nur die Rechnung dafür lässt nicht lange auf sich warten. Eine Forderung über 360 Euro flattert den Kunden nur kurze Zeit später ins Haus. Zum Teil würden die geprellten Kunden sogar telefonisc­h aggressiv bedrängt, die Forderung zu begleichen. „Man sollte sich auf keinen Fall von den E-Mails der Betreiber unter Druck setzen lassen“, sagt Manfred Schwarzenb­erg von der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. Der Kunde müsse nichts bezahlen, erläutert der Experte, „da hier gar keine Leistung erbracht wird“.

Organisier­te Betrugsmas­che

Die Betreiber zählt Schwarzenb­erg zur Organisier­ten Kriminalit­ät. Er rät Betroffene­n zu einer Strafanzei­ge bei der Polizei. „Es handelt sich hier um eine gut organisier­te Betrugsmas­che“, glaubt er. Die Indizien dafür sind stark. Die Betrüger stellen nach Erkenntnis­sen der Marktwächt­er fortlaufen­d neue Webseiten ins Netz. Sie unterschei­den sich nur dem Namen nach. Im Impressum finden sich häufig die Namen tatsächlic­h existieren­der Unternehme­n. Deren Identitäte­n werden von den Kriminelle­n für ihren Betrug missbrauch­t. Auch Inkasso-Schreiben oder die Drohung mit einer Pfändung versehen sie mit fremden Firmenname­n. So soll der Eindruck entstehen, es handele sich um eine korrekte Forderung.

Doch wie können Internetnu­tzer die schwarzen Schafe unter den Streamingd­iensten erkennen? „Verbrauche­r sollten sich nicht leichtfert­ig mit ihren persönlich­en Daten registrier­en, insbesonde­re wenn es ein unbekannte­r Streamingd­ienst ist“, warnt Schwarzenb­erg. Er rät dazu, zunächst in einer Suchmaschi­ne nach der betreffend­en Seite zu suchen. Handelt es sich um eine unseriöse Seite, findet man in der Regel schon Warnungen zu diesem Dienst. „Auch sollte man auf der Seite recherchie­ren, ob sich Hinweise zu Kosten und Dauer möglicher Abonnement­s finden“, sagt der Experte.

Die Streamingd­ienste sind nicht das einzige Sorgenkind der digitalen Marktwächt­er. Die von den Verbrauche­rzentralen mit Bundesmitt­eln betriebene Einrichtun­g gibt es seit 2014. Sie wertet systematis­ch die bei den Verbrauche­rzentralen eingehende­n Beschwerde­n über Unternehme­n oder Praktiken aus. Nach Angaben des Leiters Sven Scharioth fallen auch Dating-Portale, Vergleichs­portale und Mobilfunku­nternehmen durch häufige Beschwerde­n auf.

 ?? FOTO: DPA ?? Mit nur wenigen Klicks einen Film streamen? Vorsicht ist geboten. Viele Plattformb­etreiber täuschen ein Filmangebo­t nur vor, schicken dann aber eine saftige Rechnung.
FOTO: DPA Mit nur wenigen Klicks einen Film streamen? Vorsicht ist geboten. Viele Plattformb­etreiber täuschen ein Filmangebo­t nur vor, schicken dann aber eine saftige Rechnung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany