Kostenlose Angebote mit Haken
Hinter vielen Filmportalen im Netz stecken Abzocker
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BERLIN - Kostenlos Filme sehen oder Musikvideos genießen – derlei verführerische Offerten gibt es im Internet reihenweise. Denn die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für Unterhaltung ist begrenzt, wie eine noch junge Umfrage zeigt. Maximal 15 Euro monatlich würden die Verbraucher mehrheitlich dafür ausgeben. Allein schon der Marktführer Netflix verlangt zwischen acht und 16 Euro für das monatliche Abo. Da ist die Versuchung der vielen Schnäppchenangebote groß.
Sie heißen beispielsweise cinemadome.net, kinolox.de oder filmpalast24.com. Gemeinsam ist diesen drei Portalen wie rund 200 weiteren, dass sie sich auf der Liste der Anbieter finden, die den digitalen Marktwächtern der Verbraucherzentralen durch viele Beschwerden oder eigene Recherchen aufgefallen sind.
„Die Betreiber dieser Seiten versuchen Internetnutzer mit vorgetäuschten kostenlosen Angeboten in eine Abofalle zu locken“, erklären die Marktwächter. Nach der Registrierung gebe es weder die angekündigten Filme oder Serien, noch versendeten die Anbieter eine Bestätigungsmail.
Mit so einer E-Mail müsste der Vertrag bestätigt werden, den die Nutzer angeblich abgeschlossen haben. Nur die Rechnung dafür lässt nicht lange auf sich warten. Eine Forderung über 360 Euro flattert den Kunden nur kurze Zeit später ins Haus. Zum Teil würden die geprellten Kunden sogar telefonisch aggressiv bedrängt, die Forderung zu begleichen. „Man sollte sich auf keinen Fall von den E-Mails der Betreiber unter Druck setzen lassen“, sagt Manfred Schwarzenberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Der Kunde müsse nichts bezahlen, erläutert der Experte, „da hier gar keine Leistung erbracht wird“.
Organisierte Betrugsmasche
Die Betreiber zählt Schwarzenberg zur Organisierten Kriminalität. Er rät Betroffenen zu einer Strafanzeige bei der Polizei. „Es handelt sich hier um eine gut organisierte Betrugsmasche“, glaubt er. Die Indizien dafür sind stark. Die Betrüger stellen nach Erkenntnissen der Marktwächter fortlaufend neue Webseiten ins Netz. Sie unterscheiden sich nur dem Namen nach. Im Impressum finden sich häufig die Namen tatsächlich existierender Unternehmen. Deren Identitäten werden von den Kriminellen für ihren Betrug missbraucht. Auch Inkasso-Schreiben oder die Drohung mit einer Pfändung versehen sie mit fremden Firmennamen. So soll der Eindruck entstehen, es handele sich um eine korrekte Forderung.
Doch wie können Internetnutzer die schwarzen Schafe unter den Streamingdiensten erkennen? „Verbraucher sollten sich nicht leichtfertig mit ihren persönlichen Daten registrieren, insbesondere wenn es ein unbekannter Streamingdienst ist“, warnt Schwarzenberg. Er rät dazu, zunächst in einer Suchmaschine nach der betreffenden Seite zu suchen. Handelt es sich um eine unseriöse Seite, findet man in der Regel schon Warnungen zu diesem Dienst. „Auch sollte man auf der Seite recherchieren, ob sich Hinweise zu Kosten und Dauer möglicher Abonnements finden“, sagt der Experte.
Die Streamingdienste sind nicht das einzige Sorgenkind der digitalen Marktwächter. Die von den Verbraucherzentralen mit Bundesmitteln betriebene Einrichtung gibt es seit 2014. Sie wertet systematisch die bei den Verbraucherzentralen eingehenden Beschwerden über Unternehmen oder Praktiken aus. Nach Angaben des Leiters Sven Scharioth fallen auch Dating-Portale, Vergleichsportale und Mobilfunkunternehmen durch häufige Beschwerden auf.