Ipf- und Jagst-Zeitung

Zerrissen heißt nicht wertlos

Auch beschädigt­e Geldschein­e können gerettet werden

- Von Katja Fischer

FRANKFURT (dpa) - Das Geld ist manchmal schneller weg als gedacht. Der Hund schnappt sich ein paar Scheine und zerfledder­t sie. Oder die Banknoten werden versehentl­ich in der Waschmasch­ine mitgewasch­en. Mitunter landen sie sogar im Aktenschre­dder oder vermodern in einem Kellervers­teck. Stellt sich die Frage: Sind solche Scheine wertlos?

„Nicht unbedingt“, sagt Sven Bertelmann, Leiter des Nationalen Analysezen­trums der Bundesbank in Mainz. Die Bundesbank leistet für beschädigt­e Banknoten Ersatz. Die Voraussetz­ung: Es wird mehr als die Hälfte des Geldschein­s vorgelegt oder der Nachweis, dass die fehlenden Teile von Geldschein­en vernichtet wurden. Der Service ist für die Verbrauche­r kostenlos. Die Chancen, den Wert der Scheine ersetzt zu bekommen, stehen gut. 2018 waren rund 98 Prozent der jährlich etwa 30 000 Erstattung­santräge erfolgreic­h. Insgesamt wurden rund 44 Millionen Euro erstattet.

„Fachleute unterschei­den, ob ein Geldschein fit ist für den Zahlungsve­rkehr, oder eben unfit, also zum Beispiel ausgebleic­ht, zerrissen oder geklebt“, erklärt Elke Vincke vom Deutschen Sparkassen- und Giroverban­d. Ist ein Geldschein nur leicht beschädigt, zum Beispiel eingerisse­n, kann er getrost noch beim Einkauf zum Bezahlen verwendet werden. Im Prinzip ist so ein Geldschein als Zahlungsmi­ttel gültig. „Der Handel muss sogenannte umlauffähi­ge Banknoten annehmen“, erklärt Ulrich Binnebößel vom Handelsver­band Deutschlan­d in Berlin. „Die beschädigt­en Scheine gibt der Händler dann aber nicht wieder in Umlauf, sondern führt sie an die Bundesbank zurück.“

Diese Möglichkei­t haben auch Verbrauche­r: Sie können das Geld zu einer Bundesbank-Filiale bringen. Vor allem ganz harte Fälle sind dort am besten aufgehoben. Im Analysezen­trum der Bundesbank in Mainz können die Experten selbst aus stark verbrannte­n, vermoderte­n oder verklebten Geldklumpe­n oft noch etwas heraushole­n.

Sven Bertelmann rät dazu, nicht vorher selbst zu versuchen, die Banknoten von den umgebenden Materialie­n zu trennen, sondern alles so lassen, wie es war. Die Experten im Analysezen­trum haben Methoden, um herauszufi­nden, wie viel Geld verbrannt oder anderweiti­g beschädigt ist und was davon zu ersetzen ist. „Dabei ist das Gesamtbild entscheide­nd“, so Bertelmann.

Schwierig kann der Umtausch bei verfärbten Banknoten werden, erklärt Vincke. Denn je nach Einfärbung könnten sie aus einem Überfall auf einen Geldautoma­ten stammen, der das Bargeld automatisc­h mit Spezialtin­te einfärbt, wenn er aufgebroch­en oder gesprengt wird.

Banknoten aus kriminelle­n Handlungen werden nicht umgetausch­t, erklärt Bertelmann. Ebenfalls keinen Ersatz gibt es für Geldschein­e, die mutwillig beschädigt wurden.

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FOTO: DPA Zerrissene­r Geldschein.

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