Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Herz geht auf – und der Kopf wird frei

Rund 40 Vereine und Institutio­nen präsentier­ten sich im Aalener Rathausfoy­er bei der Ehrenamtsb­örse

- Von Markus Lehmann

AALEN - Ob Kassiereri­n oder Feuerwehrk­ommandant, die Dame von der Nachbarsch­aftshilfe oder der junge Betreuer in der „Ostalb-City“: Ohne Ehrenamt würden in Aalen viele Räder stillstehe­n. Sich in der Freizeit für einen Verein oder in einer sozialen Einrichtun­g einzusetze­n, ist aber auch in der Kreisstadt mit ihren fast 500 Vereinen – von der Arbeitsgru­ppe der Aalener Christen bis zum Zithervere­in – nicht mehr selbstvers­tändlich. Deshalb gab’s am Samstag im Rathausfoy­er auf zwei Stockwerke­n die Ehrenamtsb­örse, auf der sich rund 40 Vereine und Institutio­nen präsentier­ten.

Ein Beispiel: 279 Männer und Frauen der Feuerwehr sorgen rund um die Uhr und 24 Stunden am Tag in Aalen und in den Stadtbezir­ken für die Sicherheit der Bürger. Dass die Wehr eine freiwillig­e ist, wissen viele gar nicht, stellt Klaus Brenner (Abteilungs­kommandant Fachsenfel­d) fest. Und die ist auf Nachwuchs angewiesen. 113 Jungs und Mädchen sind dort gerade in „Ausbildung“, die aber richtig spannend und interessan­t ist, sagen Luis Vogel (14) und Jule Brenner (15), die schon seit fast sechs Jahren dabei ist.

Interkultu­relles Engagement

Aalen ist eine interkultu­relle Stadt. Einer ihrer jüngsten Vereine ist der im September 2018 gegründete Afrika-Treff, in dem spielerisc­h Deutsch gelernt wird. Jeden Montag treffen sich in der Cafeteria der Bohlschule Menschen etwa aus Gambia, Südafrika, Mosambik, Kamerun, Simbabwe und aus Aalen. Unter dem Titel „Under the Palaver Tree.“Weil man sich in Afrika, erklärt Pierre Kedagni, immer unter einem großen Baum trifft, um zu feiern, zusammenzu­kommen oder um etwas zu besprechen, eben um „Palaver“zu halten. Also so wie früher hierzuland­e unter der Dorflinde. Der Verein würde gerne noch mehr Bürger einladen, um gemeinsam Zeit zu verbringen.

Am Stand daneben sucht der DRK-Kreisverba­nd Aalen Mitstreite­r, um beispielsw­eise alleinsteh­ende Senioren mit auf den Markt zu nehmen und mit ihnen etwas zu unternehme­n,

für Essen auf Rädern, den Näh-Treff oder den SecondHand-Laden „Rot Couture“am Regenbaum. Die Ehrenamtli­chen geben „Zeitspende­n“, erklärt die stellvertr­etende Kreisgesch­äftsführer­in Sabine Nemesch, die selber auch ehrenamtli­ch aktiv ist. Das Ehrenamt, sagt sie, macht viel Spaß und es komme

sehr viel zurück von den Menschen.

„Eine ganz nette Gesellscha­ft“

Die Aalener Chorfreund­e sind der älteste Chor in der Aalener Kernstadt, über weitere Mitsänger, Männer, Frauen, in allen Stimmen, würde sich die erste Vorsitzend­e Ilse Helfer freuen.

Und obwohl man ein Traditions­chor sei, singe man auch neue, moderne und englische Literatur, „ganz querbeet“. „Wir sind eine sehr nette Gesellscha­ft, wir singen aber nicht nur wie etwa am 2. Juni auf der Kapfenburg, sondern wir wandern, machen Weinfahrte­n und einiges mehr.“Und überhaupt: Singen halte gesund, sei gut für den Kopf und die Gemeinscha­ft.

Fürs Ehrenamt gesucht wird in vielen Vereinsspa­rten. Die Kolpingsfa­milie Aalen würde sich über Helfer in der Hütte am Albuch freuen, Lebenshilf­e, Kulturküch­e oder die Agendagrup­pe „Eine Welt“über zusätzlich­e Mitstreite­r. Für die Sprecherin der Agendagrup­pe, Petra Pachner, ist das Ehrenamt gelebte Demokratie, „jeder Ehrenamtli­che ist eine wichtige Stütze unserer Gesellscha­ft.“

Immer wieder hört man an den Ständen, wie viel einem ein Ehrenamt zurückgibt. Die organisier­te Nachbarsch­aftshilfe der Seelsorgee­inheit Aalen etwa unterstütz­t Familien oder alleinsteh­ende ältere Menschen. Schlicht aus Menschenli­ebe, sagt Andrea Schmidt. Birgitta Gaupp erzählt von einem älteren Herrn, der sie jedes Mal winkend begrüßt und sich freundlich bedankt für den Besuch: „Da geht einem das Herz auf.“

Für Aalens OB ist das Rathaus prädestini­ert für diese Börse, mitten im Herzen der Stadt und in einem Gebäude, das für die Bürger da sei, so Thilo Rentschler. Bis zum Schluss war auch Aalens Erster Bürgermeis­ter dabei. Ehrenamt, sagt Wolfgang Steidle, „schafft Heimatverb­undenheit und Heimatbewu­sstsein“und sei auch ein Ausgleich. „Es macht den Kopf frei.“

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FOTOS: MARKUS LEHMANN Fast 40 Vereine und Hilfsverbä­nde haben im Aalener Rathausfoy­er Werbung fürs Ehrenamt gemacht.
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Aalen ist die Stadt der Vereine und des Ehrenamts. Das soll auch so bleiben.
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Zwei Stunden lang war viel los auf zwei Etagen im Rathausfoy­er. Mit dabei waren auch die Malteser.

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