Volles Programm zum Saisonende
Beim 4:2 des 1. FC Heidenheim gegen den FC Ingolstadt ist noch einmal jede Menge los
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HEIDENHEIM - Diese Saison 2018/ 2019 war außergewöhnlich, so viel schien klar vor dem Anpfiff an diesem Sonntag. Was haben die Fans des Fußball-Zweitligisten 1. FC Heidenheim nicht alles erlebt, vor allem in der von Highlights gespickten Rückrunde.
Sie selbst packten am letzten Spieltag noch einen drauf. Als Marc Schnatterer um kurz vor 15.30 Uhr in Fußballermontur aus dem Spielertunnel schritt, blickte er in der fast ausverkauften Voith Arena auf eine außergewöhnliche Choreografie. Ein gewaltiges Spruchband im Stadion und alle Zuschauer mit Pappen des Konterfeis von „Schnatti“ließen ihn freilich nicht kalt. „Das war schon emotional“, befand Schnatterer hinterher. Die Fans huldigten ihren Helden für seine zehn Jahre FCH, zu Saisonbeginn tat dies schon der Verein, mit Pappmasken. „Ich bin unheimlich dankbar für so etwas“, sagte ein gerührter „Schnatti“.
Schnatterer und Co. ließen ihre Anhänger noch ein letztes Mal in dieser Saison jubeln. Es wurde durch das 4:2 (2:0) gegen den FC Ingolstadt die beste der Historie. Für die Heidenheimer geht es nach zwischenzeitlichen Erstliga-Hoffnungen nur vielleicht in der kommenden Spielzeit wieder gegen die Ingolstädter, für die es auf dem Schlossberg noch um die Relegation ging. Doch der FCH kämpfte noch einmal, als wenn es für ihn um mehr ging um als Rekorde zu knacken. Die Saison 2016/17 ist dahingehend von den Zahlen her Geschichte 55 Punkte (46 damals), fünfter Tabellenplatz (6.), top.
Artistischer Verteidiger
Mit einer außergewöhnlichen Aktion brachte Patrick Mainka (Abwehrspieler!) den drückenden FCH gegen einen harmlosen FCI artistisch in Führung, per Hacke (!) in der 28. Minute. „Ich weiß gar nicht, wie ich es das gemacht habe“, wunderte sich Mainka und geriet bei seinen Mitspielern in Verdacht, sich dabei die Hüfte ausgerenkt zu haben. Hat er nicht. Vier Minuten später schloss Robert Andrich nach einem Konter eher handelsüblich zum 2:0 ab.
Es war schon in der ersten Halbzeit mehr möglich als zwei Tore. Nachdem die Gäste besser ins Spiel kamen, fiel aber tatsächlich ein Treffer für sie. Einen Kopfball von Dario Lezcano wehrte Torwart Kevin Müller noch ab (53.), gegen einen Flachschuss zum 1:2 von Sonny Kittel war er machtlos (59.). Die Fans hielten ihre Schnatti-Pappen kurz danach ein weiteres Mal hoch. Der Kapitän ging. Robert Leipertz kam in der 66. Minute und traf später zum 4:2 (88.) gegen seinen Ex-Verein, von dem er Winter zurückkehrte. Dazwischen war noch ein bisschen Drama, wie sie oft in der besonderen Heidenheimer Rückrunde. Der FCH verspielte seine souveräne Führung, wie schon beim jüngsten Heimspiel gegen Sandhausen (2:3). Als Marcel Gaus abzog, war Müller wieder machtlos, denn Mainka fälschte den Schuss ab (77.) – 2:2. Was die Sache noch ärgerlich machte: Glatzel vergab davor frei vor Ingolstadts Schlussmann Philipp Tschauner das 3:1, seine zweite gute Chance im Spiel. Arne Feick köpfte nach einer Ecke von Norman Theuerkauf dann das 3:2 (82.). Glatzel stand am Ende noch einmal im Mittelpunkt der hektischen Schlussminuten (in denen es zwei Mal Rudelbildung gab, auch wegen eines umstrittenen Handspiels von Nikola Dovedan vor dem Leipertz-4:2).
Nach einem Tritt stieß Glatzel Cenk Sahin um – und sah die Rote Karte. „Eine Dummheit, das darf mir nicht passieren“, bekannte der Übeltäter, es sei ein „Blackout“gewesen. Um seinen Namen wird es fernab einer Sperre weiter gehen. Für den begehrten Stürmer gibt es nunmehr „eine offizielle Anfrage“, wie FCH Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald nach dem Spiel erklärte. „Den Rest müssen wir sehen“.
Schon Anfang April geisterte sein Name herum bei Bundesligisten wie VfB Stuttgart und Werder Bremen. Bei einem Bundesligisten würde Glatzel „auf jeden Fall mal überlegen“, doch er sagt auch: „Wenn es hier weiter geht, dann gerne.“Auf jeden Fall geht es nach dieser für alle Beteiligten außergewöhnlichen Saison erst einmal in den Urlaub.