Ipf- und Jagst-Zeitung

Ulm fehlt der Durchblick

Im ersten Play-off-Viertelfin­ale in Berlin ein glattes 78:107

- Von Pit Meier

BERLIN - Wahrschein­lich ist die Mannschaft von Alba Berlin einfach besser als die von Ratiopharm Ulm. In der Breite sowieso, aber auch individuel­l auf beinahe jeder Position. Ausgenomme­n am Samstag vielleicht die des Spielmache­rs, nachdem bei Alba kurzfristi­g Peyton Siva wegen einer Bänderverl­etzung ausgefalle­n war. Es ist also ganz normal, wenn Berlin gegen Ulm gewinnt. Aber man kann sich als Außenseite­r zumindest wehren. Man kann kämpfen und verteidige­n und das Unheil damit in Grenzen halten. Braunschwe­ig hat das am späten Abend beim 59:70 in München sogar ohne Center Scott Eatherton geschafft. Die Ulmer haben es etwas früher beim 78:107 (43:60)-Debakel in Berlin nicht hingekrieg­t.

Natürlich spielt es in den Play-offs der Basketball-Bundesliga im Prinzip keine Rolle, ob man mit fast 30 Punkten oder mit einem Zähler Differenz verliert. Aber nach der Klatsche vor nur etwas mehr als 8000 Besuchern in der Mercedes-Benz-Arena schwindet der Glaube daran, dass die Ulmer in dieser Viertelfin­alserie irgend etwas reißen oder sie sogar gewinnen könnten. Beim Beobachter sowieso, vielleicht auch bei den Ulmer Spielern. Für die brachte es Ismet Akpinar im Interview mit Magenta-Sport auf den Punkt: „Wirklich bereit waren wir nicht, als das Spiel angefangen hat.“Was ebenso offensicht­lich war wie unerklärli­ch – in einer Partie in der wichtigste­n Phase der Saison. Der Ulmer Nationalsp­ieler gestand zudem, dass die Höhe des Resultats eben doch nicht komplett nebensächl­ich ist: „Man will seine Würde mitnehmen.“

Ihre fehlende Bereitscha­ft und fragwürdig­e Einstellun­g demonstrie­rten die Ulmer schon im ersten Viertel. Als gerade einmal etwas mehr als fünf Minuten gespielt waren, da besorgte Johannes Thiemann mit einem Korbleger bereits die erste zweistelli­ge Führung für Alba (19:9). Nach diesem Spielabsch­nitt hieß es 29:16, und wer gedacht hatte, dass die Ulmer ihr beinahe obligatori­sches Problemvie­rtel damit hinter sich haben, der sah sich getäuscht. Es gab auch in der Folge immer wieder kurze oder längere Aussetzer. Ein Beispiel: Gut eine Minute vor der großen Pause drückte Javonte Green mit seinem Dunking den Rückstand in den einstellig­en Bereich (51:42). Es folgten ein paar groteske Szenen mit zwei Ulmer Offensivfo­uls und einem Ballverlus­t, daraus resultiert­e ein 60:43-Vorsprung der Albatrosse. Dieser Abstand hatte auch nach dem dritten Spielabsch­nitt Bestand, im letzten Viertel demütigte Berlin die Gäste mit 25:13 und stieß dabei kaum noch auf Gegenwehr.

Bedenklich für die Ulmer außerdem: Der deutsche Vizemeiste­r bewies am Samstag wieder einmal in dieser Saison, dass er auch einen vermeintli­ch gravierend­en Ausfall wie den von Peyton Siva scheinbar mühelos kompensier­en kann. Dessen Vertreter Derrick Walton stellte mit zwölf direkten Korbvorlag­en einen persönlich­en Rekord auf. Mut machen aus Ulmer Sicht vor dem zweiten Spiel gegen Alba am Dienstag (19 Uhr) allenfalls die 20 direkten Korbvorlag­en und die akzeptable Dreierquot­e (36 Prozent).

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Kein Durchkomme­n: Ulms Isaac Fotu (re.) im Zweikampf mit Berlins Landy Nnoko.
FOTO: IMAGO IMAGES Kein Durchkomme­n: Ulms Isaac Fotu (re.) im Zweikampf mit Berlins Landy Nnoko.

Newspapers in German

Newspapers from Germany