Ipf- und Jagst-Zeitung

Das infernalis­che Künstlertr­io im Plock-Saal

Welzenbach, Brandt und Putze spielen in ihrer Ausstellun­g „Paradeisis­che Töne“

- Von Markus Lehmann Von Bierzelt-Musik bis zum Blues-Punk-Modus

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Dass drei Künstler in ihrer Ausstellun­g Musik machen, ist schon mal ungewöhnli­ch. Pinsel, Kettensäge und Stechbeite­l haben sie weggelegt, in der Museumsgal­erie im Bürgerhaus hat Andreas Welzenbach sich ans Schlagzeug gesetzt, Axel Brandt den Bass und Thomas Putze die E-Gitarre umgeschnal­lt.

Noch ungewöhnli­cher ist die Musik, die herausgeko­mmen ist: Psychedeli­scher Blues, Punk-Swing, etwas Kakophonie und Klänge, die zwischen Paradies und Inferno changieren: „Paradeisis­che Töne“eben am Internatio­nalen Museumstag und genau passend zu ihrer Gemeinscha­fts-Kunstschau „Eden – Inferno in der Kunst.“

Dunkel ist es im Plock-Saal. Nur eine Diskokugel wirft Hunderte Lichtpunkt­e auf die Zuhörer. Und auf die Kunstobjek­te. Auf Welzenbach­s „Herr Gier“, den aus einem Lindenstam­m freigelegt­en monströsen Nimmersatt, auf Brandts gewaltiges, acht Meter messendes „Inferno“oder das skurrile von der Decke baumelnde Liebespaar von Putze, das den Titel „Nur Ficken ist schöner“trägt. Was das Trio spielt, ist auch eine Art Performanc­e, tief wabert der Bass, aus den Boxen tropfen Emotionen, manchmal der tückisch-pseudoharm­onischen Art, manchmal der verstörend­en Art. Kurz blitzen hawaiianis­che Elemente auf, dann erklingt Bierzeltmu­sik, die sofort im Keim der schönen Kakophonie zerstört wird. Aus dem Off, beziehungs­weise aus dem Verstärker klingen Klangkolla­gen, die Melodik wechselt in einen Blues-Punk-Modus. Bei dieser Musik, die nicht unbedingt den Ohren schmeichel­n will, sondern auf Kopf und Bauch zielt, kann man an Arrangemen­t des späteren Neil Young denken. Oder in eine ganz andere Richtung: An das Album „The White Room“der ehemaligen Elektro-Pioniere „KLF“.

Auch der Plock-Saal ist ein weißer Raum. Und auf der Platte geht es um die Suche nach diesem mystischen „White Room“und darum, wie man den Vertrag mit der Ewigkeit löst. Wenn das mal nicht zum Ausstellun­gstitel „Eden“passt.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? „Paradeisis­che Töne“erklangen im Plock-Saal des Bürgerhaus­es zur Ausstellun­g „Eden-Inferno in der Kunst“.
FOTO: MARKUS LEHMANN „Paradeisis­che Töne“erklangen im Plock-Saal des Bürgerhaus­es zur Ausstellun­g „Eden-Inferno in der Kunst“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany