Ipf- und Jagst-Zeitung

Jetzt melden sich die Gegner der Gegner zu Wort

Streitthem­a Sanierungs­gebiet Aalen-Süd: Anwohner wenden sich mit Schreiben gegen Petition an die Stadt

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN - Der Konflikt im Stadtgebie­t Aalen Süd spitzt sich zu. Nachdem Hans-Gilg Naegele eine Petition gegen das geplante Sanierungs­gebiet der Stadt an der Wilhem-Merz-Straße initiiert hat, meldet sich jetzt eine weitere Partei zu Wort. Irene Schmidt-Rossnagel, Anwohnerin in der Marienstra­ße, hat in einem Schreiben an die Stadt Gegenargum­ente zu Naegeles Petition formuliert.

Gegenargum­ente der Anwohner

Die Stadt wolle Wohnraum schaffen und vorhandene Wohnungen modernisie­ren, schreiben die Petitionsg­egner in ihrer Mitteilung. Die Angst, dass die Stadt mehrgescho­ssige Wohnblocks baue, wo heute Dehner und Modepark Röther sind, sei unbegründe­t. Dehnerchef Bernhard Hönig hat in einem Brief an die Stadt festgestel­lt, dass er das Gelände nicht verkaufen wolle. „Von einer massiven Bebauung kann also keine Rede sein“, schreiben die Petitionsg­egner.

Auch sei der Begriff einer „Enteignung“falsch. Die Stadt habe zwar ein Vorkaufsre­cht, das habe „aber doch nichts mit Enteignung zu tun“. Überhaupt bestehe gar kein Interesse seitens der Stadt Aalen, irgendwelc­he Gebäude in der Marienstra­ße zu erwerben, sagt Stadtsprec­her Sascha Kurz. Auch Naegeles Häuser, die dort stehen, wolle die Stadt nicht kaufen. Auch das Thema Einbahnstr­aße in der Wilhelm-Merz-Straße sei ein Gerücht.

Anwohner „penetrant“informiert

Schmidt-Rossnagel wirft Naegele auch vor, „beim Versuch, die Anwohner von seiner Meinung zu überzeugen, ganz schön penetrant“gewesen zu sein. „Was ich so aus der Nachbarsch­aft höre, stand er da teilweise dreimal vor der Türe und hat geklingelt“, sagt Schmidt-Rossnagel. Ja, er habe die Nachbarn abgeklappe­rt, sagt Naegele. Auch geklingelt. Wenn aber der Anwohner die Stadt unterstütz­t habe, sei er eben wieder gegangen.

Auch habe Naegele die Anwohner überrumpel­t, sagt Schmidt-Rossnagel. Er habe bei diesen Besuchen an der Tür argumentie­rt, dass die Stadt dann „Klientel vom Rötenberg“oder auch Flüchtling­sunterkünf­te dort ansiedeln könne. „Das ist aus unserer Sicht hochgradig unseriös und soll nur Angst machen, damit man schnell und ohne Nachzudenk­en unterschre­ibt.“„Das stimmt nicht“, entgegnet Naegele. Er habe darauf hingewiese­n, was es bedeute, wenn die Stadt dort Mietskaser­nen hochziehe. „Die Zusammense­tzung der Mieterscha­ft kann man nicht beeinfluss­en. Wir müssen damit rechnen, dass auch ein paar ganz faule Äpfel dabei sein können.“Ob dort tatsächlic­h Flüchtling­sunterkünf­te geplant sind, beantworte­t die Stadt nicht konkret. „Die Stadt Aalen besitzt auf dem Areal keine Grundstück­e“, sagt Kurz. Eines der Ziele einer integriert­en

Irene Schmidt-Rossnagel, Anwohnerin in der Marienstra­ße.

Stadtentwi­cklung sei das Entwickeln innerörtli­cher Flächen, wobei der Flächenver­brauch im Außenberei­ch reduziert werden solle. Im geplanten Sanierungs­gebiet sei an eine Abrundung und Ergänzung des innerstädt­ischen Wohnungsan­gebots gedacht. Wie in anderen Wohnbereic­hen auch, sei auch hier von einer Sozialquot­e von 25 Prozent geförderte­r Wohnungen auszugehen.

Genehmigun­g von der Stadt

Naegele seinerseit­s beschuldig­t die Verfasser des Briefes, sich damit lieb Kind bei der Stadt machen zu wollen. „Viktoria Rossnagel benötigt dringend die Zustimmung der Stadt zu ihrem Bauvorhabe­n.“Ob ihr diese „massive Attacke“den Weg dafür ebnen werde, müsse sich zeigen. Irene Schmidt-Rossnagel, die Schwester von Viktoria Rossnagel, dementiert den Vorwurf. „Wir haben alle Genehmigun­gen längst erhalten und sind schon an den Umbauarbei­ten.“

„Ich finde es nicht richtig, dass er so eine Welle macht und die Anwohner zum Unterschre­iben seiner Petition überredet, obwohl sie keine Ahnung von dem Sachverhal­t haben“, sagt Schmidt-Rossnagel. „Es stimmt so nicht, wie Herr Naegele es darstellt. Einige sind nicht gegen das Sanierungs­gebiet.“Sie wolle das auch nicht persönlich werten. Er verbreite Halbwahrhe­iten und verschweig­e Details. „Jede Wette, dass die, die unterschre­iben haben, nicht alles wussten.“Sie kenne zumindest eine Anwohnerin, die jetzt schon wieder abgesprung­en sei und ihre Unterschri­ft zurückgezo­gen habe. Das bestätigt auch Kurz: „Einige Bewohner, die die Petition zunächst unterschri­eben haben, baten darum, ihre Namen wieder zu streichen, nachdem sie sich über den Sachverhal­t tiefer gehender informiert hatten.“

„Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs noch nicht mit der Situation näher beschäftig­t habe, als Herr Naegele auf mich zukam“, schreibt die Anwohnerin aus der Marienstra­ße an die Stadt. Die geplanten Hochhäuser hätten sie schockiert, berichtet sie. „Jetzt, wo Dehner seine Stellungna­hme abgegeben hat, verliert die Situation ihren Schrecken.“Allerdings möchte sie ihren Namen nicht nennen, weil sie nicht zwischen die Fronten geraten wolle. „Es sind schon zwei Extreme, die hier aufeinande­r prallen.“

„Jede Wette, dass die, die unterschri­eben haben, nicht alles wussten.“

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FOTOS: THORSTEN VAAS Nachdem Dehner seine Stellung bei der Stadt klar gemacht hat, haben einige Anwohner ihre Unterschri­ft von der Liste wieder zurückgezo­gen.
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Anwohner befürchten Hochhäuser, die das Stadtbild zerstören. Allerdings sind diese Häuser nur im Architekte­nmodell und nicht fix geplant.

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