Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Herz am rechten Fleck

Lennart Schilgen in der Essinger Schloss-Scheune

- Von Edwin Hügler

ESSINGEN - Er passt so recht in kein Format, hat das Herz am rechten Fleck und ist immer für eine Überraschu­ng gut: Lennart Schilgen. Mit einer Mischung aus Musikkabar­ett und augenzwink­ernder Poesie hat er mit seinem Programm „Engelszung­enbrecher“am Samstag das Publikum in der Schlosssch­eune in Essingen köstlich amüsiert.

Der Künstler hat schon mehrere Preise eingeheims­t – die allerdings keiner kennt, wie er freimütig einräumt. Der Überraschu­ngseffekt ist die große Stärke von Schilgen, immer, wenn man glaubt zu wissen, was kommt, nimmt das Ganze eine Wendung. Motto: Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt.

So schmiedet Schilgen, abwechseln­d ausgerüste­t mit Gitarre und Klavier, beim „Liegen-Bleiben-Blues“große Pläne – um dann doch lieber im Bett zu bleiben. Bei der Werbung stellt er fest „Du bist nicht der Jäger, du bist das Reh“. Eine Runde Mitleid des Publikums war Schilgen gewiss. Er beherrscht es perfekt, Gegensätze zu setzen und mit grundsolid­er Heiterkeit zu punkten. So intoniert er ganz leise „Ich bin Shouter in einer Black-Metal-Band und sing lauter als jedes Instrument“, in die umgekehrte Richtung geht es beim „Entschloss­enheitslie­d“, wenn er laut und kräftig singt „Wir sind Zauderer und entscheide­n uns nicht“– einfach köstlich.

Den genialen Elvis besingt Schilgen im Stil von Reinhard Mey und der angebliche Tiefpunkt des Abends: Der Sänger hat sich verliebt und findet ihre Telefonnum­mer auf einem Kaugummipa­pier nicht mehr – da hilft nur das Spielen mit der Mondtrompe­te. Selbstiron­ie ist bei Schilgen Programm. Dies zeigt sich auch, wenn er seine Schlagerve­rsuche in der Vergangenh­eit zwar verdammt, aber dies ausgerechn­et mit einem Rock’n’Roll-Stück im Stile von Udo Jürgens verdeutlic­ht.

„Amor ist ein Witzbold“, verkündet er und macht aus einem Lied für Pärchen ein Trennungsl­ied. Motto: „Jahr für Jahr vergeht, doch es ist noch nicht vorbei“. Aus „Schlaf Kindlein, schlaf“macht er ein Liebeslied, bei der Zugabe singt er mit ernster Miene „Solange du rauchst, pupse ich“. Das Publikum hatte riesigen Spaß am Humor von Schilgen und belohnte seinen Auftritt mit langanhalt­endem Applaus.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Das Publikum hatte riesigen Spaß am Humor von Schilgen und belohnte seinen Auftritt mit langanhalt­endem Applaus.

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