Ipf- und Jagst-Zeitung

Das war nicht der letzte Akt

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Heureka! Es gibt einen Kompromiss für mehr Artenschut­z in Baden-Württember­g. Das Ringen war lange und hart – und am Ende steht eine Einigung, mit der niemand wirklich zufrieden ist. Das sei das Wesen von vollkommen­en Kompromiss­en, hatte schon der französisc­he Politiker Aristide Briand Anfang des 20. Jahrhunder­ts gesagt.

Die Unterstütz­erverbände des Volksbegeh­rens wollen nun keine weiteren Unterschri­ften mehr sammeln. Die Bauern lassen sich auf Restriktio­nen ein, die viele von ihnen als unrealisti­sch und als weitere Gängelung betrachten. Klar ist: Unter der sehr dünnen Eisschicht, auf der die Einigung steht, brodelt es gewaltig weiter.

Ob der Kompromiss hält, ist mehr als fraglich. Denn die letzte Sitzung des runden Tisches am Mittwoch in Stuttgart war längst noch nicht der letzte Akt. Das Papier, auf das sich Agrarminis­ter Peter Hauk und Umweltmini­ster Franz Unterstell­er mit allen Beteiligte­n geeinigt haben, nimmt nun den Weg, durch den alle Gesetzesen­twürfe müssen: Die letzte Entscheidu­ng liegt beim Landtag.

Auch hier ist der Unmut groß, gerade in der CDU-Fraktion. Es herrscht Empörung darüber, dass die Abgeordnet­en als Gesetzgebe­r nicht mit am runden Tisch saßen. Der Eckpunktee­ntwurf, auf den sich Bauern und Volksbegeh­ren-Unterstütz­er am Mittwoch geeinigt haben, werde das Parlament sicher nicht so passieren, wie er eingebrach­t werde.

Bleibt zu hoffen, dass keine Seite diesen brüchigen Frieden torpediert. Denn einen Erfolg können die Initiatore­n des Volksbegeh­rens für sich verbuchen: Eigentlich haben sie eine weitere Frontstell­ung von Bauernund Umweltverb­änden befeuert. Das hat aber dazu geführt, dass sie über Monate intensiv miteinande­r gesprochen, gerungen und sich auf Kompromiss­e verständig­t haben. Vielleicht blicken die Geschichts­schreiber irgendwann auf diesen Mittwoch zurück und erklären ihn zu dem Tag, an dem das Gegeneinan­der unterschie­dlicher Interessen in ein Miteinande­r umgeschlag­en ist – für mehr Artenschut­z, für eine gesunde Natur. Zu wünschen wäre das.

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