Wenn die Knöchel blitzen
Meine Oma sagte immer: Zieh dich warm an Bub, damit du dich nicht erkältest. Doch die Omas im Zeitalter des Klimawandels sind offenbar anders: freizügiger, vielleicht auch böser. Nur so ist es zu erklären, dass immer mehr Menschen auf Weihnachtsmärkten zwar obenrum mit Mütze, Schal und Winterjacke derart verpackt sind, als seien sie auf einer Nordpolexpedition, sich untenrum aber entblößen – am Knöchel. Hochgeschlagene Hosen, kurze Socken – im Winter?
Flanking heißt dieser Modetrend, eine Wortschöpfung aus „Flashing“ (Aufblitzen) und „Ankle“(Knöchel), die es nur im deutschen Sprachraum gibt. Auch im Englischen gibt es den Begriff Flanking – für ein Wendemanöver, mit dem man bei Kriegseinsätzen den Feind verwirren kann.
Doch welchen Krieg will dieses Knöchelzeigen bei Eiseskälte nur gewinnen? Soll es die Paarungschancen vergrößern, weil Bikinitragen im Dezember doch zu gewagt wäre? Nein! Flanking, das sagen junge Leute, die flanken, soll den Blick auf die neuen weißen Sneakers freilegen. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die schönsten Treter im Land. Werden wir also zu einem Volk schuhgesteuerter Knöchelexhibitionisten? Immerhin: Flanking sei gut fürs Immunsystem, es härte ab, meint ein Schweizer Arzt. „Wir ziehen uns im Winter meist zu warm an. Durch die entblößte Körperstelle gewöhnen wir uns besser ans Spiel zwischen Kalt und Warm und halten auf Dauer mehr aus.“Etwa 1000 Doktoren behaupten das Gegenteil. Sie finden, Flanking sei eine geniale Grundlage für eine bitterböse Blasenentzündung. Und meine Oma? Hätte mich enterbt. (zak)