Ipf- und Jagst-Zeitung

CDU-Aktivist kritisiert „postpubert­äre Tabubrüche“

Tobias Bringmann setzt sich gegen rücksichts­lose Machtanspr­üche und die Gefahr von rechts ein

- Von Kristina Staab

- Ein CDU-Kommunalpo­litiker in Sachsen-Anhalt soll eine Neonazi-Vergangenh­eit haben – die Partei hat ihn in einer ersten Reaktion in Schutz genommen. Das ist ein aktueller Fall, in dem sich ehemalige Mitglieder der „Union der Mitte“, die sich inzwischen aufgelöst hat, gegen einen Rechtsruck in der Partei einsetzen.

Das Netzwerk will dringend verhindern, dass sich die CDU nach rechts, hin zur AfD, öffnet. Einer von ihnen ist der CDU-Aktivist Tobias Bringmann. Er sieht die Demokratie in Gefahr, falls die Partei es nicht schaffen sollte, die Brandmauer höher zu bauen.

Tätowierun­g „Schwarze Sonne“

Der CDU-Kreisverba­ndspolitik­er aus Anhalt-Bitterfeld, Robert Möritz, soll eine Tätowierun­g mit einer sogenannte­n schwarzen Sonne tragen. Das Symbol war während der NS-Herrschaft von der SS verwendet worden und besteht unter anderem aus drei übereinand­ergelegten Hakenkreuz­en. Vor acht Jahren soll Möritz als Ordner bei einer Neonazi-Demonstrat­ion gearbeitet haben.

Die CDU in Sachsen-Anhalt argumentie­rte nach der Kritik von Grünen und SPD in einer ersten Reaktion, Möritz habe sich glaubhaft von seiner Vergangenh­eit distanzier­t.

Das sieht Bringmann kritisch. Um eine zweite Chance zu verdienen, sei Einsicht und aufrichtig­e Reue notwendig sowie ein dementspre­chendes glaubwürdi­ges Handeln, anders ausgedrück­t: „Eine schwarze Sonne, die tätowiert ist, kann man medizinisc­h auch entfernen lassen.“Er fordert im Fall Möritz von der Bundes-CDU eine klare Kante. „Ich glaube, die Ersten würden die Partei sonst in Bälde verlassen, wenn hier nicht nach rechts die Brandmauer gesichert und noch verstärkt wird“, sagt Bringmann, der bis 2009 Pressespre­cher der LandtagsCD­U war.

Inzwischen übt Bringmann in der Partei kein Amt mehr aus, kämpft aber beispielsw­eise mit Posts über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter gegen rechtsextr­eme Auswüchse. Er schreibt dort beispielsw­eise, dass in Sachsen-Anhalt „ungeniert mit Nazi-Puppen gekuschelt“werde.

Er interpreti­ert das so: „Augenschei­nlich stehen rücksichts­lose Machtspiel­e um die künftige Führung von Landesregi­erung und Partei dahinter, wobei noch eine postpubert­äre Lust an Tabubrüche­n hinzukommt.“Solche mache die AfD häufig vor und sei damit teilweise erfolgreic­h.

Erbitterte Debatten

Innerparte­ilich hatte sich die „Union der Mitte“gegen die rechtskons­ervative „Werteunion“2017 gebildet, doch auf dem CDU-Parteitag dieses Jahr hat sie sich aufgelöst. „Sonst hätten wir uns nach AKK’s Votum für ,eine Partei‘ künftig auch dem Vorwurf ausgesetzt, spalterisc­h zu sein“, begründet Tobias Bringmann.

Auf Twitter haben die Netzwerke „Werteunion“und „Union der Mitte“erbitterte Debatten ausgetrage­n. Dabei haben sie so viel Raum eingenomme­n, dass die recht kleinen Gruppen wie Hauptström­ungen in der Partei wirkten.

Netzwerk gibt es noch

Das Netzwerk zwischen Bringmann und den anderen Beteiligte­n, wie dem Bundestags­abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r aus Aalen und der Bildungsmi­nisterin von Schleswig-Holstein Karin Prien, gebe es noch, sagt Bringmann: „Jeder kann und muss an seinem Platz auch einen Beitrag dazu leisten, einen Rechtsruck in Deutschlan­d zu verhindern. Der CDU kommt dabei eine besondere Verantwort­ung zu.“

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FOTO: ANDREA PAULY Tobias Bringmann setzt sich gemeinsam mit Gleichgesi­nnten gegen einen Rechtsruck der CDU ein.

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