Ipf- und Jagst-Zeitung

Opposition­svertreter vermissen Hilfe bei der Aufklärung

Untersuchu­ngsausschu­ss beklagt massiv die Vorenthalt­ung von Akten und Zeugen

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(dpa) - Drei Jahre nach dem Terroransc­hlag auf dem Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz ziehen Opposition­svertreter im Untersuchu­ngsausschu­ss eine verheerend­e Bilanz. Das Bundesinne­nministeri­um und andere Behörden verweigert­en dem Ausschuss Unterstütz­ung, kritisiert­en die Obleute von FDP, Grünen und Linken am Mittwoch in Berlin. Der Sprecher von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), Steve Alter, betonte hingegen auf Twitter, das Ministeriu­m unterstütz­e den Ausschuss „im Rahmen der gesetzlich­en Verpflicht­ungen weiterhin bestmöglic­h“.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) habe nach dem Attentat umfassende Aufklärung zugesagt – ein Verspreche­n, das der aktuelle Innenminis­ter Seehofer mehrfach erneuert habe. „Von diesem Verspreche­n ist nichts mehr übrig geblieben“, sagte Benjamin Strasser von der FDP. Auch Martina Renner (Linke) beklagte eine mangelnde Mitwirkung von Bundesbehö­rden und Ministerie­n. Die Grünen-Abgeordnet­e Irene Mihalic sagte, die Berührung des Täters Anis Amri mit Bundesbehö­rden sei unterschät­zt worden. Mittlerwei­le sei klar, dass Verfassung­sschutz, Bundeskrim­inalamt (BKA) und der

Auslandsge­heimdienst BND in dem Fall aktiv gewesen seien.

Strasser drängte Seehofer, die Vorladung eines Beamten des Verfassung­sschutzes zu erlauben, der eine Quelle in der von Salafisten frequentie­rten Berliner Fussilet-Moschee hatte. Dort verkehrte auch Amri. „Dieser Zeuge wird uns von der Bundesregi­erung bis zum heutigen Tag vorenthalt­en, mit fadenschei­nigen Gründen“, sagte er. Die Abgeordnet­en klagten deswegen vor dem Bundesverf­assungsger­icht. Die Linken-Abgeordnet­e Renner kritisiert­e, bis heute habe der Verfassung­sschutz dem Ausschuss nicht alle nötigen Akten zu Quellen übermittel­t. „Es geht tatsächlic­h auch darum, dem Ausschuss bestimmte Inhalte möglichst spät, möglichst zu einem Zeitpunkt, wo wir sie nicht mehr in die Beweisaufn­ahme einführen können, erst zur Verfügung zu stellen“, sagte sie. Dass die Regierung dem Parlament wichtige Zeugen und Unterlagen unter Verweis auf Sicherheit­sbedenken verweigere, sei ein Unding. „Das ist eine politische Drohung, die man sich als Regierung gegenüber dem Parlament eigentlich ersparen sollte.“Grünen-Politikeri­n Mihalic sprach von einer „Unverschäm­theit“.

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FOTO: DPA Petr Cizmar hat bei dem Anschlag in Berlin die Mutter des gemeinsame­n Sohnes verloren.

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