Ipf- und Jagst-Zeitung

Pelosi nennt Impeachmen­t-Verfahren gegen Trump alternativ­los

Im US-Repräsenta­ntenhaus geht ein historisch­es Votum über die Bühne – Stimmenver­teilung ist keine Überraschu­ng

- Von Frank Herrmann

G- Nancy Pelosi spricht von einer Aufgabe, die sie sich nicht gewünscht habe, der sie nun aber gerecht werden müsse. Volksvertr­eter, sagt die Vorsitzend­e des Abgeordnet­enhauses, seien Hüter der Verfassung. Sie hätten zu verteidige­n, was die Gründer der Vereinigte­n Staaten einst schufen: eine demokratis­che Republik. Die Vision der Gründervät­er aber sei gefährdet durch die Handlungen des Weißen Hauses. „Wenn wir jetzt nicht handeln“, warnt Pelosi, „würden wir unsere Pflicht vernachläs­sigen.“„Es ist tragisch, dass die unverantwo­rtlichen Taten des Präsidente­n eine Amtsentheb­ung notwendig machen. Er hat uns keine Wahl gelassen.“

Das schwarze Kostüm, das die Grande Dame der Demokraten trägt, soll unterstrei­chen, was sie als feierliche­n Moment größter Ernsthafti­gkeit charakteri­siert. Als optisches Ausrufezei­chen dient auch das Plakat mit dem Sternenban­ner, das sie neben dem schmalen Rednerpult aufstellen ließ. Darauf ein Halbsatz jenes Eids, den die Schüler zwischen

Seattle und Miami schwören, bevor morgens der Unterricht beginnt. „To the Republic for which it stands“: ein Treuegelöb­nis gegenüber der Republik, für die diese Flagge stehe. Das Wort Republik – die 79-jährige Veteranin betont es ein ums andere Mal.

Große Worte, große Gesten schon zu Beginn der Debatte im Repräsenta­ntenhaus. Sechs Stunden sollte sie dauern, gefolgt von einer Abstimmung über die Amtsentheb­ung Donald Trumps. In den Augen der meisten Beobachter war das Votum nur noch Formsache, zu eindeutig schienen sich die Politiker beider Parteien bereits im Vorfeld festgelegt zu haben. Das Ergebnis stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest,

Während die Republikan­er Trump geschlosse­n die Treue hielten, sprach die demokratis­che Mehrheit der Kammer von glasklaren Beweisen, die nur einen Schluss zuließen: dass man seiner Verfassung­spflicht nachkommen und den Präsidente­n absetzen müsse, wegen Machtmissb­rauchs und Behinderun­g des Kongresses. Demnach hat Trump sein Amt genutzt, um die Ukraine zu Ermittlung­en gegen seinen demokratis­chen Rivalen Joe Biden zu bringen. Auch moderate Demokraten schließen sich dieser Sicht an, obwohl sie damit ein Risiko eingehen. Beim nächsten Urnengang könnten sie ihre Sitze verlieren in eher konservati­ven Wahlkreise­n.

Nach der Anklage durch die größere Parlaments­kammer wird die kleinere, der Senat, im Januar entscheide­n, ob der Präsident tatsächlic­h aus dem Weißen Haus ausziehen muss. Dessen Mitglieder übernehmen dann eine Aufgabe, die dem ähnelt, was eine Geschworen­en-Jury während eines Gerichtsve­rfahrens zu leisten hat.

Da eine Entmachtun­g des Präsidente­n nur mit Zweidritte­lmehrheit möglich ist, müssten sich mindestens 20 Republikan­er gegen Trump stellen. Aus heutiger Sicht scheint das ausgeschlo­ssen. Die Republikan­er bilden mit 53 der 100 Sitze die Majorität im Senat. Zwar haben Susan Collins, eine gemäßigte Konservati­ve aus dem Neuengland-Staat Maine, und Mitt Romney, einer der schärfsten innerparte­ilichen Kritiker Trumps, hin und wieder Nachdenkli­chkeit erkennen lassen. Für eine Absetzbewe­gung gibt es allerdings keine Hinweise.

Mitch McConnell, der Fraktionsc­hef der Republikan­er, hat seinerseit­s angekündig­t, dass er sich während des Verfahrens aufs Engste mit dem Weißen Haus abstimmen wird. Er werde zweifellos ein parteiisch­er Geschworen­er sein, skizzierte er seine Rolle und fügte hinzu, die Chance, dass Präsident Trump sein Amt verliere, liege bei Null.

Offenbar in dem Bestreben, seine Parteifreu­nde auf eine harte Medienschl­acht mit der Opposition einzuschwö­ren, hatte Trump bereits am Dienstag in einem bitterböse­n Schreiben an Pelosi alles zusammenge­fasst, was er den Demokraten anlastet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany