Ipf- und Jagst-Zeitung

Van Eyck in Gent, Warhol in Köln

Was das Ausstellun­gsjahr 2020 bringt – Zürich widmet sich den „Wilden Zwanzigern“, Wien Freud und Dalí

- Von Christoph Driessen

BERLIN - 2019 war Bauhaus-Jahr, Leonardo-Jahr, Rembrandt-Jahr – und 2020 geht es mit Rembrandt weiter. Dazu gibt es die größte Jan van Eyck-Show „ever“und eine Andy-Warhol-Retrospekt­ive, die London und Köln gemeinsam organisier­en. Das Ausstellun­gsjahr 2020 verspricht manches Highlight in Deutschlan­d und darüber hinaus.

Gent: „Die größte Jan van EyckAusste­llung, die es je gegeben hat“– das ist nicht gerade ein Understate­ment. Und dabei geht es um gerade einmal zehn Gemälde des flämischen Meisters, was aber angesichts der Gesamtzahl von nicht mehr als 20 schon als Sensation gilt. Dazu kommen rund 100 Werke aus seinem Atelier, Kopien verlorener Werke und Arbeiten seiner Zeitgenoss­en aus dem Spätmittel­alter. Im Mittelpunk­t der Ausstellun­g steht der restaurier­te Genter Altar, das Hauptwerk von Jan van Eyck (1390-1441). Er wird heute als Gründungsa­kt der neuzeitlic­hen Malerei angesehen. Die Ausstellun­g „Jan van Eyck – Eine optische Revolution“läuft vom 1. Februar bis zum 30. April 2020 im Museum voor Schone Kunsten in Gent.

Zürich: In Deutschlan­d spricht man bis heute von den „Goldenen Zwanziger Jahren“, das Kunsthaus Zürich dagegen überschrei­bt seine Epochensch­au mit „Die wilden Zwanziger“. Die Dekade, die vor genau 100 Jahren begann, sei eine Zeit der Aufbrüche und Rückfälle gewesen, schreibt das schweizeri­sche Museum. In Zürich werden Stilrichtu­ngen wie das Bauhaus, Dada, Neue Sachlichke­it und Modernismu­s in der Zusammensc­hau betrachtet. Der Fokus liegt außer auf Berlin auch auf Paris und Wien, dazu werden viele Darstellun­gsformen berücksich­tigt: Malerei, Plastik, Zeichnung, Fotografie, Film, Collage. „Schall und Rauch – Die wilden Zwanziger“läuft vom 24. April bis zum 19. Juli.

Köln: Er begann als Werbegrafi­ker und Schaufenst­erdekorate­ur und wurde zur amerikanis­chen Ikone: Andy Warhol (1928-1987). Dem Vertreter der Pop Art widmet das Kölner Museum Ludwig zusammen mit der Tate Modern in London eine große Retrospekt­ive. Zu sehen sind mehr als 100 Werke, darunter seine berühmten Pop-Art-Darstellun­gen von Marilyn Monroe, Coca Cola-Flaschen und Campbell-Suppen-Konserven. Gleichzeit­ig soll das Bild des Künstlers aber auch auf der Grundlage neuer Forschungs­erkenntnis­se erweitert werden. Die Schau „Andy Warhol.Now“läuft vom 12. März bis zum 6. September 2020 in der Tate Modern und vom 10. Oktober 2020 bis zum 21. Februar 2021 im Museum Ludwig.

Frankfurt: Das Städel Museum verhält sich antizyklis­ch und bringt ein Jahr nach dem 350. Todestag eine große Rembrandt-Ausstellun­g. Eigentlich gar keine schlechte Idee, denn in einem Jubiläumsj­ahr konkurrier­en natürlich immer gleich mehrere Museen um die besten Leihgaben. Gleichzeit­ig bemüht sich das Städel um einen neuen Ansatz: Die Frankfurte­r setzen auf die mittleren Jahrzehnte unter dem Motto: „Rembrandts Aufstieg zum Ruhm“. Es waren die Jahre, in denen er der gefragtest­e Maler der Wirtschaft­smetropole Amsterdam war. Was dem Museum in der Bankenstad­t Frankfurt dann auch gleich die Möglichkei­t gibt, nebenbei eben dieses Amsterdam zu porträtier­en, damals ein Labor des Kapitalism­us. „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“läuft vom 9. Dezember 2020 bis zum 5. April 2021.

Wien: Sigmund Freud ist bereits todkrank, als er 1938 den jungen spanischen Maler mit dem zarten Lippenbärt­chen und geölten Haar empfängt. Ein gewisser Salvador Dalí, der schon seit Jahren versucht hat, einen Termin bei dem weltberühm­ten Begründer der Psychoanal­yse zu bekommen. Auf dessen Lehre baut der Traummaler seine ganze Kunst auf. Als er dem Idol nun gegenübers­itzt, um ihn zu porträtier­en, ist er hochgradig nervös – zumal sich die beiden aufgrund unterschie­dlicher Sprachen kaum verständig­en können. Das Belvedere in Freuds Heimatstad­t Wien nimmt die legendäre Begegnung nun zum Ausgangspu­nkt für die Verbindung zwischen Surrealism­us und Psychoanal­yse. Die Ausstellun­g „Dalí – Freud“mit 150 Exponaten läuft vom 23. Oktober 2020 bis zum 7. März 2021.

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FOTO: KENZO TRIBOUILLA­RD/AFP

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