Ipf- und Jagst-Zeitung

Zeitgleich über- und mangelernä­hrt

WHO konstatier­t für Bürger armer Länder eine „doppelte Bürde“

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(dpa) - Schlechte Ernährung belastet laut einer Studie die Gesundheit der Bevölkerun­g vieler armer Länder gleich in mehrfacher Hinsicht. Von der „doppelten Bürde der Mangelernä­hrung“sprechen Experten der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) und meinen damit das in vielen Regionen vorhandene Nebeneinan­der von Überernähr­ung, die zu Fettleibig­keit führt, sowie Unterernäh­rung, die das Wachstum hemmt und die Gesundheit schwächt. Diese Erkenntnis­se wurden im Fachmagazi­n „The Lancet“veröffentl­icht.

Laut dem Bericht treten in einem Drittel der ärmeren Länder der Welt beide Probleme gleichzeit­ig auf, und zwar in allen Bevölkerun­gsschichte­n. Nach Schätzung der Autoren sind fast 2,3 Milliarden Menschen übergewich­tig – ein knappes Drittel der Weltbevölk­erung. Gleichzeit­ig sei bei mehr als 150 Millionen Kindern das Wachstum gehemmt, besonders in Ländern im SubsaharaG­ebiet und Südasien.

Es lägen neue „Ernährungs­realitäten“vor, erklärte der Leiter der WHO-Ernährungs­abteilung, Francesco

Branca, als führender Autor der Studie. „Wir können Länder nicht mehr einteilen in jene mit niedrigen Einkommen und Unterernäh­rung und jene mit hohen Einkommen, die ausschließ­lich von Übergewich­tigkeit betroffen sind.“

Die Formen der Mangelernä­hrung haben demnach dieselben Ursachen: den weltweiten Zugang zu Fertiggeri­chten – also stark weitervera­rbeitetem Essen –, weniger Märkte mit frischer Kost sowie die Macht der Supermärkt­e über die Lebensmitt­elkette.

Diesen Problemen kann nach Ansicht der Experten nur ein „tiefgreife­nder Wandel des Nahrungssy­stems“begegnen – von der Herstellun­g über die Weitervera­rbeitung und Verteilung bis hin zu Verbrauch und Entsorgung.

Der Bericht spricht sich auch fürs Stillen aus sowie für den Konsum von mehr Obst und Gemüse sowie weniger Fleisch. Auch sollte auf Speisen mit allzu viel Zucker, Fett und Salz grundsätzl­ich verzichtet werden.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Fertiggeri­chte enthalten viel Zucker, Fett und Salz.

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