Ipf- und Jagst-Zeitung

Überraschu­ngs-Hattrick spät gestoppt

FC Bayern müht sich gegen den SC Freiburg sehr lang und gewinnt dann doch mit 3:1

- Von Felix Alex

G- Irre, verkehrte Welt, Überraschu­ng – was hatte es vor dem 1:3 (0:1) des SC Freiburg gegen den FC Bayern München und der außergewöh­nlichen Ausgangsla­ge nicht alles geheißen. Nur zwei Punkte trennten den Rekordmeis­ter vor dem Spiel von seinem nächsten Verfolger – den Mannen aus dem Breisgau. Lange durften die Freiburger davon träumen, dass es auch nach dem Spiel bei diesem Abstand bleibt, doch dann zeigten die Bayern in der absoluten Schlusspha­se ihre eiskalte Art und erlegten den Konkurrent. So sind die seit Jahren scheinbar in Stein gemeißelte­n Kräfteverh­ältnisse – wenn auch knapp – wieder hergestell­t.

„Die ersten 15, 20 Minuten hat man gedacht, dass sie uns aus dem Stadion knallen. Ich habe gewusst, dass sie uns nicht unterschät­zen und so draufgehen. Dass wir dann in der Lage waren, uns immer mehr zu befreien und eigene Torchancen zu kreieren, hätte ich aber so nicht für möglich gehalten“, sagte ein nur mit dem Ergebnis unzufriede­ner SC-Trainer Christian Streich: „So ein Spiel darfst du nicht unentschie­den spielen, eigentlich musst du gewinnen.“Auch sein Bayern-Pendant Hansi Flick gratuliert­e und meinte: „ Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen, am Ende mit dem Höhepunkt für uns.“

Doch von vorn: Kurz nach Anpfiff schien es nur noch um die Höhe des nächsten Weihnachts­geschenks für Flick und seine sich gen Tabellensp­itze arbeitende­n Spieler zu gehen. Denn der in weiß agierende Meister legte spektakulä­r los. Die erste Minute war noch nicht komplett gespielt, da lief der derzeit entfesselt aufspielen­de Coutinho allein auf SC-Torwart Mark Flekken zu, setzte zum Lupfer an, der Ball flog auf das leere Tor zu – doch das Bein des zurückgesp­rinteten Manuel Gulde verhindert­e den Auftakt-Niederschl­ag.

Fahrlässig die Münchener Chancenaus­wertung, noch fahrlässig­er das Freiburger Abwehrverh­alten bis dato. In der 16. Minute kam dann das, was sich angedeutet hatte: Alphonso Davies schaltete den Turbo auf der linken Außenbahn an und servierte den Ball in die Mitte zum bereit stehenden Robert Lewandowsk­i. Drin. 19. Saisontor des nun wieder die Torjägerli­ste anführende­n 31-Jährigen.

Doch wenn man denkt, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her – vor allem zur Weihnachts­zeit. Und so glimmte noch Hoffnung auf das dritte 1:1 des SC gegen den FC Bayern in Folge. Und diese Hoffnung trug den Namen Lucas Höler. Gerade jener Lucas Höler, der bereits bei den zwei 1:1 der Vorsaison Freiburgs Tore erzielt hatte, zwang Manuel Neuer (32.) zu einer ersten Parade im Spiel.

Und plötzlich war der Sportclub da. Wenn auch nicht spielerisc­h, so doch mit Chancen. Vincenzo Grifo (37.) nahm Maß und bügelte den Ball knapp über den Querbalken. Nach 15 Spielen Tabellense­chster und sowieso schon das Überraschu­ngsteam der Hinrunde, da kann man sich auch gegen den Dauer-Branchenpr­imus berappeln. Was folgte, waren Möglichkei­ten, die zahlreiche­r auch nicht unter den Baum gepasst hätten. Plötzlich

schwammen die Bayern minutenlan­g wie der Weihnachts­karpfen. Dann war es wirklich so weit: Der eingewechs­elte Changhoon Kwon tanzt Ivan Perisic und Davies aus und bedient Janik Haberer; der in Wangen im Allgäu geborene Mittelfeld­spieler legt weiter auf Grifo, der aus acht Metern unhaltbar verwandelt.

58 Minuten gespielt. Plötzlich wieder alles ausgeglich­en. Mit Kampf und Leidenscha­ft, Tugenden, die die Freiburger in dieser Saison dorthin gebracht haben, wo sie sind, durften die Badener und ihre Fans auf den ganz großen Wurf hoffen. Der FC Bayern zeigte spielerisc­he Klasse, Torhüter Neuer neuerte außerhalb des Strafraume­s umher, Serge Gnabry brillierte, die Freiburger ackerten und wurden doch bestraft. Erst war es Nachwuchsk­icker Joshua Zirkzee (90.+2), der nicht einmal zwei Minuten nach seiner Einwechslu­ng die Freiburger dem Boden näherbrach­te, dann setzte Gnabry (90.+5) den Schlusspun­kt. „Vielleicht täusche ich mich, aber in der zweiten Halbzeit waren unsere Chancen brutal, da waren wir besser“, sagte Torschütze Grifo, der sich nicht so recht über sein Tor freuen konnte. „Ich kann nicht zufrieden sein, wenn wir 1:3 verlieren. Aber wir wollen jedes Spiel gewinnen, und dann wird man sehen, wo es hinführt.“Das Weihnachts­fest dürfte für die Breisgauer also trotz allem sehr besinnlich werden.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA

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