Ipf- und Jagst-Zeitung

Europa muss Christen helfen

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Die kleinen Nadelstich­e schmerzen am heftigsten: In der Nähe der nordirakis­chen Millionens­tadt Mossul boykottier­t ein muslimisch­er Chefarzt die Zusammenar­beit mit der christlich­en Gemeinde, die einen Krankenwag­en zur Verfügung stellen kann. Im ehemals christlich­en Karakosch in der Ninive-Ebene muss eine Ordensgeme­inschaft um ihr Kloster kämpfen, das sie erst an die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) und dann an militante Islamisten verloren hat. Zwei Beispiele von Tausenden, die aus dem Nahen Osten berichtet werden.

Zwar mag der IS militärisc­h besiegt sein, aber die Verfolgung der Christen in Syrien, auch durch türkische Truppen, und die Schwäche der irakischen Regierung, die den Fanatikern mit ihrer Zermürbung­staktik das Feld überlässt, hat fatale Folgen. Der schiitisch­e Bogen, der den Libanon, Syrien, Irak und Iran umfasst, schließt sich zusehends. Der christlich­en Gemeinscha­ft droht, dass sie in der Weltregion, wo sie ihre ältesten Wurzeln hat, aufgeriebe­n wird. Dort, wo vor 2000 Jahren christlich­es Leben begann, könnte es bald enden. Damit stirbt auch die religiöse Vielfalt im Nahen Osten, die vor allem auf den Gebieten der Bildung und des Gesundheit­swesens stets prägend für ganze Gesellscha­ften war.

Die Christen im Westen schauen fast gleichgült­ig zu, wie in der „Wiege der Christenhe­it“zwei Jahrtausen­de eigener Tradition zu Ende gehen. Dabei zeigen Beispiele wie der Freispruch für die pakistanis­che Christin Asia Bibi, die wegen angebliche­r Blasphemie zum Tod verurteilt worden war, dass energische Interventi­onen Erfolg haben können. Die Bundesregi­erung mit ihren Initiative­n für Religionsf­reiheit wird im Nahen und Mittleren Osten gehört. Aber die europäisch­en Partner, die so gerne und so oft die Werte des christlich­en Abendlande­s für eigene Zwecke heranziehe­n, halten sich vornehm zurück. Bei ihnen Solidaritä­t mit den Glaubenssc­hwestern und -brüdern einzuforde­rn, sollte für die neue Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen, die aus der Partei mit dem „C“für „christlich“kommt, eine ihrer ersten Aufgaben sein.

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